Menschen

Montag, 29. Oktober 2007

Lebensziele – aber bitte mit Plan

Meine Nichte ist jetzt siebzehneinhalb. Ein knappes Jahr hat sie als Austauschschülerin in den USA verbracht. Spätestens seitdem ist es ihr Ziel, dorthin auszuwandern. Wie ich gestern erfuhr, versucht sie nun offenbar, dieses Ziel schnellstmöglich zu erreichen. Was bedeutet, dass sie seit kurzem nicht mehr in die Schule geht, aber nach dem momentanen Stand auch keine Ausbildung machen möchte. Außerdem ist sie von zuhause ausgezogen und lebt jetzt recht beengt bei einem Paar, bei dem sie schon einige Male als Babysitter gejobbt hat. Man plant längerfristig, sie als Babysitter mit nach Amerika zu nehmen. Hauptsache USA, so kommt es einem in den Sinn, wenn man das hört. Eine vernünftige Grundlage für ein Leben in diesem Land scheint mir aber eine mehr oder weniger feste Anstellung als Babysitter nicht unbedingt zu sein. Eine Grundlage für ein selbstständiges Leben hier in Deutschland gibt es auch (noch) nicht. Arbeiten muss man aber hier und dort, es sei denn, man findet einen reichen Mann, der einem die goldene Kreditkarte schenkt. Zunächst bleibt nicht viel mehr als abzuwarten und auf die Erkenntnis zu hoffen, dass Nichtstun ganz schön öde sein kann und man mit einem vernünftigen Plan besser das große Ziel erreicht.

Montag, 22. Oktober 2007

Dringend notwendig

Heute habe ich dieses Programm für neue VHS-Kurse für Männer per E-Mail bekommen. Ja, ganz lustig, dachte ich nur, so manches hatte ich in ähnlicher Form irgendwann schon einmal gelesen …
Nur zwei Stunden später kam ich zu der Erkenntnis, dass einige Kurse für manche Männer unerlässlich sind und man sie wirklich einmal anbieten sollte. Ich hatte nämlich die Toilette aufgesucht. In dem Toilettenraum befinden sich zwei Kabinen, die eine für Frauen, die andere für Männer. Wie fast immer stand die Tür der Herrentoilette wieder einmal offen, und da sich das Waschbecken genau gegenüber befindet, fiel mein Blick beim Umdrehen dort hinein. Oh weh! Wer auch immer dort zuletzt gewesen war, sollte dringend die Kurse 8007 und 8010 besuchen. Der Toilettendeckel war hochgeklappt, ebenso wie der Deckel des Toilettenpapierhalters. Die Rolle des Halters steckte nur noch auf der einen Seite fest und hing traurig und – wie nicht anders zu erwarten – leer nach unten. Die Sache mit dem automatischen Nachwachsen der Papierrolle auf dem Halter hatte also schon mal nicht geklappt. Offensichtlich war dem Papier ein Fehler unterlaufen, denn es war an der falschen Stelle nachgewachsen: Diverse Rollen türmten sich auf der Fensterbank. Der Mann wird analysiert haben, dass diese Papiersorte noch verbesserungsbedürftig ist und er sich solange damit abfinden muss, eine Rolle auf der Fensterbank abzurollen und dort stehen zu lassen. Auch die Tatsache, dass beim Abreißen mal ein Blatt auf den Boden fallen kann, nahm er vermutlich schweren Herzens in Kauf. Die Putzfrau wird’s schon richten! Und der nachfolgende Toilettenbesucher sollte ja wohl in der Lage sein, selbst zu entscheiden, ob er das bis auf den Boden hängende Papier noch für die Reinigung seines Allerwertesten benutzen möchte …
Übrigens scheint die Legende der nachwachsenden Papierrolle auch bei Frauen weit verbreitet zu sein. Allzu oft habe ich dieses Phänomen schon auf diversen Bürotoiletten beobachten können. Ich fragte mich dann immer, ob diese Leute zuhause einen persönlichen Papierrollenauffüllsklaven beschäftigen.

Montag, 15. Oktober 2007

Radfahrerunfreundlich

Gestern Nachmittag unternahmen wir bei dem schönen Oktoberwetter einen kleinen Fahrradausflug. Leider befuhren wir dabei unter anderem einen Weg, den die Fahrradhasser zu bevorzugen scheinen.
Zwischen Ricklingen und Maschsee verlaufen zwei oder drei Wege mehr oder weniger parallel zueinander. Wir wählten einen der unteren, also näher am Leineufer liegenden Wege. Da es Sonntag und schönes Wetter war, waren viele Fußgänger und Radfahrer unterwegs. Wir näherten uns von hinten unter anderem einer Dame im elektrischen Rollstuhl, die auf der rechten Seite von einer Fußgängerin begleitet wurde. Als netter Radfahrer macht man durch kurzes Klingeln darauf aufmerksam, dass man überholen möchte. Neben der Bitte, ein wenig Platz zu machen will man ja schließlich auch vermeiden, dass jemand plötzlich zur Seite tritt und es zu einem Zusammenstoß kommt. Die Dame im Rollstuhl verstand das Klingelzeichen aber offensichtlich als Affront oder Diskriminierung wegen ihrer Gehbehinderung. Beim Vorbeifahren hörten wir, wie sie laut und deutlich zu ihrer Begleitung sagte: “Mehr Platz mache ich aber nicht!” “Was war denn das jetzt?”, konnte ich nur kopfschüttelnd fragen. Nur wenige Meter weiter kamen uns zwei ältere, kräftig gebaute Damen zu Fuß entgegen. Ich fuhr vorn und wunderte mich, dass sie keinen Millimeter zur Seite gingen, es schien sogar, sie machten ihre Arme noch breiter als sie sowieso schon waren. Ausweichen konnte ich nicht, denn ich fuhr schon am äußersten rechten Wegesrand. Und kaum war ich an ihnen vorbei, brüllte es hinter mir: “Da oben ist der Radweeech!” Da hatte doch die eine der beiden meinen Mann angeschubst, aber zum Glück nicht so heftig, dass er stürzte. Ich war fassungslos auf Grund dieser Rücksichtslosigkeit. Wie kamen die denn auf die Idee, dass man ausgerechnet diesen Weg nicht mit dem Fahrrad befahren durfte? Im Gegensatz zu manch anderen Strecken gibt es dort keine Schilder, die auf so etwas hinweisen. Ich regte mich ziemlich auf, denn ich stellte mir vor, sie hätte bei mir den Arm ausgestreckt und ich wäre gestürzt. Ich sah mich mit gebrochenem Bein oder Arm neben dem Weg liegen und die beiden höhnisch lachend davonlaufen. Darf man dann so eine Person am Kragen festhalten, bis die Polizei da ist? Nach diesen beiden Begegnungen hatte ich absolut keine Lust mehr, jemals wieder auf diesem Weg zu fahren; nur gut, dass uns auf der restlichen Strecke keine solchen Leute mehr auf den Weg liefen.

Mittwoch, 18. Juli 2007

Zu nahe getreten

Der durchschnittliche mitteleuropäische Mensch bevorzugt einen Mindestabstand von etwa 60 bis 80 Zentimetern zu ihm fremden oder wenig bekannten Menschen. Diese Zahl wurde jedenfalls vor einigen Jahren im Rahmen eines Seminars von der Dozentin genannt. (Dies hier habe ich zu dem Thema gefunden: “Die richtige Distanz“)
Als ich kürzlich ein Autohaus betrat, um einen Ersatzschlüssel zu bestellen, stand dort bereits ein Kunde am Tresen angelehnt und sprach mit dem Mitarbeiter. Ich blieb bewusst in zwei bis drei Metern Entfernung stehen und wartete. Zwar konnte ich auch so noch alles verstehen und die Schilderung eines Fehlers war gewiss nichts Geheimes oder Persönliches, aber ich stelle mich doch nicht direkt nebendran. Ein gewisses Maß an Diskretion soll doch gewahrt bleiben und ein dichteres Anstellen wäre mir selbst unangenehm gewesen.
Andere Menschen jedoch scheinen das Wort “Diskretion” nicht zu kennen. Wenige Minuten nach mir polterte ein Paar in den Verkaufsraum. Der Mann war allein schon durch seinen massiven Körperbau – gefühlte zwei Meter Höhe, ein Meter Breite und fünfzig Zentimeter Tiefe – überpräsent. Schon war ich im übertragenen Sinne überrollt worden und die beiden platzierten sich vor der Theke neben dem ersten Kunden. Lediglich die Tatsache, dass sie noch keinen Körperkontakt mit dem Tisch aufnahmen, zeugte noch von einem gewissen Respekt vor dem anderen Kunden. Ich bereitete mich innerlich schon auf einen Einspruch wegen Vordrängelns vor, da zupfte die Frau ihren Mann am Arm und fragte mich, ob ich denn auch warte. “Ja, ich warte hier”, konnte ich bestätigen und daraufhin trollten sich die beiden in den Verkaufsraum zum Autos gucken. Tja, da wäre mir meine Zurückhaltung beinahe zum Nachteil geworden. Trotzdem werde ich mich gewiss nie in einen Menschen verwandeln, der nach der “Hoppla-jetzt-komm-ich”-Methode handelt.

Donnerstag, 8. Februar 2007

Bin ich dem damals begegnet?

Seit dem 23. Januar läuft im Landgericht Hannover der ziemlich spektakuläre Indizienprozess gegen den mutmaßlichen Mörder von Karen Gaucke und der gemeinsamen Tochter (wer diesen Fall nicht kennt, kann sich hier beim NDR informieren).
Ich verfolge regelmäßig die Berichte in der Presse darüber, denn so furchtbar eine solche Tat auch ist, so schrecklich faszinierend ist es, was im Laufe der Zeit durch die Ermittlungen aufgedeckt wurde.
Nun war ja schon seit langem bekannt, dass der Angeklagte ein Manager bei der TUI gewesen ist. Irgendwann hieß es, bei einer Tochterfirma des Konzerns. Und jetzt war endlich zu lesen, dass er bei TUI Leisure Travel gearbeitet hat. Wie gruselig! Dort war ich auch mal vier Wochen lang als Zeitarbeitssklavin beschäftigt. Das war allerdings im Sommer 2001. Ich frage mich nun, ob dieser Herr P. damals auch schon dort gearbeitet hat und mir auf dem Flur hin und wieder begegnet ist. Erkannt habe ich ihn auf den Fotos jedenfalls nicht, aber das hat nicht unbedingt etwas zu sagen.

Donnerstag, 1. Februar 2007

Lehrkräfte

So mancher Lehrer aus der Schulzeit bleibt einem in Erinnerung, und meistens sind es diejenigen mit den besonderen Eigenheiten.
Eine meiner ersten Lehrerinnen in der Grundschule war ein Fräulein Siebenhühner. Ja, damals unterschied man noch zwischen Frau und Fräulein, und diese Anrede änderte sich auch nicht mit dem Alter. Ein Fräulein blieb ein Fräulein, auch wenn es wie dieses Fräulein Siebenhühner schon kurz vor der Pensionierung stand. Das Fräulein trug immer gedeckte Kleidung und hatte die Haare zu einem Knoten zusammengesteckt. Seine Lehrmethoden entsprachen ganz der alten Schule und so bekam man schon einmal mit dem Stöckchen auf den Rücken geklopft, wenn man nicht gerade saß. Dem alten folgte zum Glück nach nicht allzu langer Zeit ein junges Fräulein, das viel kinderfreundlichere Lehrmethoden hatte und bald schon durch Heirat zur Frau wurde.
In der Realschule hatte ich einen Klassenlehrer, der seinen Schülern gerne durch eine Geste zeigte, wie begriffsstutzig sie waren. Dazu legte er die Hand waagerecht vors Gesicht, jedoch nicht vor die Stirn, wie man es macht, um sich vor blendender Sonne zu schützen, sondern vor die Augen. “Ihr stellt euch so blöd an, dass ihr die Lösung gar nicht sehen könnt”, sollte das wohl heißen. Fraglich ist jedoch, ob so etwas einem Schüler weiterhelfen kann; ich kann mich jedenfalls nur an ein Gefühl des Unwohlseins erinnern.
Eine Sportlehrerin wird für mich ebenfalls unvergesslich bleiben, auch wenn ich ihren Namen längst verdrängt habe. Als ich bei einen Volleyballspiel den Ball neben mich aufschlagen ließ, ohne eine Reaktion zu zeigen, schrie sie mich an, ich hätte wohl Tomaten auf den Augen. Ich muss jetzt wohl nicht erwähnen, dass dies keine besonders gute Motivation war. Nebenbei sei noch angemerkt, dass ich später jahrelang im Verein Volleyball spielte und so untalentiert doch nicht gewesen sein konnte.
Auf dem Gymnasium gab es ein Trio älterer Damen, die wir manchmal gerne gemeinsam in ein Auto gesetzt hätten, um sie dann verunglücken zu lassen. Tja, so sind eben die Schülerfantasien, nicht immer besonders freundlich. Eine der drei Damen durfte ich im ersten Halbjahr als Klassenlehrerin im Fach Deutsch genießen (im zweiten Halbjahr kam das neue Kurssystem). Sie führte ihren Unterricht sehr streng und ließ sich nebenbei gern über die Unsitte aus, dass Schüler mit dem eigenen Auto zur Schule fahren; dies hätte sie wohl gern verboten.
Die zweite Dame in der Runde unterrichtete Biologie. Sie trug auffallend dick aufgetragenes Make-Up, und wir befürchteten ständig, es könnte plötzlich mitten im Unterricht vom Gesicht bröckeln. Unverkennbar war, dass sie aus Hessen stammte, denn wenn sie wieder einmal über die “Kieselalgen” dozierte, wurden die uns als “Kieselalschen” präsentiert. Überhaupt liebte sie den Frontalunterricht und redete neunzig Prozent der Zeit selbst. Es war langweilig und wäre todlangweilig gewesen, wenn sie nicht in mindestens jedem zweiten Satz ein “nun jetzt” eingebaut hätte. So konnten wir uns die Zeit damit vertreiben, Strichlisten anzufertigen und dann zu vergleichen, in welcher Stunde sie am häufigsten “nun jetzt” gesagt hatte.
Ebenso langweilig unterrichtete ein Lehrer das Fach Gemeinschaftskunde, so dass irgendjemand aus seinem Namen “Praetorius” ein “Prähistorius the lahmest” machte.
Zu guter Letzt bleibt mir mein Deutsch-Leistungskurs-Lehrer mit einem Vergleich aus der Lebensmittelverarbeitung in Erinnerung. Zur Bearbeitung eines literarischen Werkes gab er uns den Hinweis: “Wir müssen nun aus dem Ochsen, den er uns vorgesetzt hat, einen Brühwürfel machen.”

Sonntag, 14. Januar 2007

Wenn Griechen hinter Griechen kriechen

Gestern Abend waren wir mit einem befreundeten Paar beim Griechen. Nein, nicht zum Kriechen, sondern zum Essen. Ein Tisch war zwar reserviert, aber es war dermaßen voll, dass wir trotzdem einen Moment warten mussten. Mir war schon reichlich warm, denn wir waren die vier Kilometer dorthin zu Fuß gegangen. Nach einer Weile bot man uns einen Tisch in der oberen Etage an. Wir akzeptieren, denn auf den bevorzugten Platz im Erdgeschoss hätten wir noch eine Weile warten müssen. Ich überlegte schon, dass es keine gute Idee gewesen war, an einem Samstagabend und auch noch in der Woche der Nostalgiepreise zum Griechen zu gehen. Am Nebentisch saß eine Gruppe von etwa acht Leuten. Bei denen ging es recht laut zu, besonders einer der Männer fiel akustisch extrem aus der Rolle. Er brüllte zum Beispiel: “Ich stornier mein Essen, ich will gar nichts mehr!” Es wurde schnell deutlich, dass diese Gäste nicht fröhlich und ausgelassen waren, sondern schlecht gelaunt und gereizt. Als es wieder einmal extrem laut wurde, ließ Jörg eine Bemerkung über die Lautstärke fallen, die dort auch vernommen wurde. Ein Frau im Streifen-T-Shirt versuchte sich zu entschuldigen mit: “Wir wissen ja, wie es ist.” Mir war das schon unangenehm gewesen, denn außer der Lautstärke taten diese Leute nichts, was zu einer Beschwerde oder gar zu einem Rauswurf Anlass gegeben hätte.
Dann wurde nebenan das Essen serviert. Der offensichtlich betrunkene Mann verweigerte das Essen, eine Frau rief dem Kellner zu: “Dann packen Sie es ein!” Der Betrunkene war auch damit nicht einverstanden: “Nein! Ich hab das storniert, ich nehm das nicht mit! Und ich bezahl auch nichts dafür! ” Daraufhin rief die Frau: “Aber ich nehm das mit und bezahl es!” Zum Glück aß man dort recht schnell auf, denn mittlerweile wurde der Betrunkene noch auffälliger. In einem Streitgespräch mit einem der anderen Männer stand er auf, und wie zu erwarten kippte sein Stuhl um. Natürlich guckten alle Leuten an den Nebentischen, und er brüllte lallend: “Mir iss nur der Stuhl umgekippt. Esst weiter!” Dann wurde der Kellner zum Bezahlen gerufen. Oh je, der würde seine Freude haben, denn natürlich wollten alle einzeln bezahlen. Außer dem Betrunkenen natürlich, der wollte gar nicht bezahlen, aber eine Frau am Tisch schien seine Rechnung begleichen zu wollen. Es dauerte bestimmt eine Viertelstunde, bis die Bezahlerei erledigt war. Und schwupps, standen sofort vier bis fünf Leute am Tisch auf, ich hörte noch die Worte: “Jetzt aber schnell raus hier.” Die Verbleibenden gingen kurz danach, die Streifenfrau entschuldigte sich noch einmal bei uns. Übrig blieb der Betrunkene, den sie nicht zum Mitgehen hatten überreden können. Aggressiv hatte er die mehrfache Aufforderung einer der Frauen abgewehrt: “Ich trink mein Bier aus!” Schließlich nahm ihm die Frau sein Bierglas weg, aber er griff trotzig zu einem halbvollen Bierglas, das einer der anderen Männer stehen gelassen hatte. Die Frau gab auf und verschwand. Immerhin war er jetzt ruhig und saß mit hängendem Kopf vor dem Bierglas. Ich fragte mich schon, ob er irgendwann einschlafen und vom Stuhl kippen würde. Doch so weit kam es nicht, es dauerte wohl eine Viertelstunde, dann stand er plötzlich auf und steuerte auf die Treppe zu. Mich hat es nur gewundert, dass wir kein Rumpeln hörten.
Als es später ruhig wurde und die meisten Leute schon gegangen waren, fragten wir den Kellner, was man denn mit solchen Leuten mache. Er meinte, da könne er nicht viel machen und Rauswerfen schon gar nicht, das müsse schon der Chef veranlassen. Er erzählte dann, die anderen Leute seien Geschwister und Freunde des Betrunkenen. Vier von ihnen hätten schon vor dem Servieren des Essens wieder gehen wollen, weil er so ausfallend geworden sei, aber da hätte das Essen schon fertig in der Küche gestanden. Außerdem seien 25 Euro von der Rechnung offen geblieben, das hätte er seinem Chef noch gar nicht erzählt.
Der Rest des Abends war dann allerdings sehr schön, nur fehlte mir ein Fenster für Frischluft und etwas Abkühlung. Leider konnte ich gar nicht viel von der Hauptspeise essen; das war schade und wunderte mich, an dem bisschen Tsatsiki mit einem Stück Brot vorweg konnte es bestimmt nicht gelegen haben.

Dienstag, 7. November 2006

Eine Rolle ist eine Rolle ist eine Rolle

Manch einer kann nicht aus seiner Rolle schlüpfen, die er im Leben darzustellen versucht. Hin und wieder begegnen einem solche Leute im alltäglichen Leben und man hat das Gefühl, der Kollege, Nachbar oder Bekannte zeige nie sein wahres Gesicht, sondern immer nur eine Maske.
Besonders unangenehm fällt mir dieses Rollenspiel bei Prominenten auf, vorzugsweise bei einigen Comedians. Da sitzt so jemand in einer Talkshow und ich bin als Zuschauerin gespannt, wie derjenige abseits von der Bühne ist. Enttäuscht musste ich schon einige Male feststellen, dass diese Personen nicht nur auf der Bühne, sondern auch bei anderen Auftritten ihre Rolle weiterspielen. Woran liegt das? Es kann ja wohl nicht die Absicht sein, mir Glauben machen zu wollen, die erfundene Figur und der Mensch dahinter seien identisch, auch wenn es da vielleicht Ähnlichkeiten gibt. Dass so mancher nur mit Perücke zu sehen ist, mag wohl daran liegen, dass er im wirklichen Leben nicht erkannt werden möchte, aber sympathischer fände ich es allemal, wenn ein wenig mehr vom Menschen hinter der Maske zu sehen wäre.

Mittwoch, 27. September 2006

Wer nicht hören will, muss fahren

Der Punktschriftdrucker meiner Kollegin war in Reparatur und kam vor ein paar Tagen wieder repariert zurück. Übrigen schon zum zweiten Mal, denn nach der ersten Reparatur druckte er immer noch nicht ordentlich. Erneut machte meine Kollegin Probeausdrucke und stellte mit Schrecken fest, dass der Text auf der Vorderseite zwar in Ordnung war, auf der Rückseite jedoch nur aus wilden Zeichen bestand, die keinen Sinn ergaben. Ihre telefonische Schilderung der Problematik habe ich mitverfolgt. Sie beschrieb genau das und gab ergänzend noch an, dass die Punkte aber jetzt wieder sehr gut gedruckt würden (das war der ursprüngliche Fehler gewesen). Nachdem wir mit den telefonischen Tipps wie “alle Anschlüsse überprüfen” und “Druckerkabel tauschen” erfolglos waren, reisten zwei Leute der Firma heute an. Dazu muss man wissen, dass sie nicht um die Ecke sitzen, sondern knapp 500 Kilometer weiter im Süden. Da meine Kollegin heute außer Haus war, musste ich die Reparateure empfangen. Gleich beim ersten Blick auf die fehlerhaften Probeausdrucke merkte die Mitarbeiterin an, dass ihr der Fehler aber ganz anders geschildert worden sei. Meine Kollegin hätte gesagt, der Drucker würde ganze Bereiche nicht drucken. Ich warf ein, dass sie gesagt habe, es würden falsche Zeichen gedruckt werden, die unsinnigen Text ergeben. Egal, dachte ich mir noch, lass die beiden erst einmal werkeln. Etwa 45 Minuten später waren sie fertig und erklärten, der Drucker sei wieder in Ordnung. Mein Kollege fragte, ob und was denn nun gewesen sei. Die Frau antwortete, es seien zwei Magnete vertauscht gewesen. Jeder dieser Magnete hätte die falsche Seite zum Druck angesteuert. Wenn man ihr den Fehler so am Telefon geschildert hätte, wäre sie mit Sicherheit auf die Ursache gekommen. Aber unsere Kollegin hätte ihr gesagt, die Punkte würden schlecht gedruckt werden. Mit diesen Worten verabschiedeten sie sich. Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln, schließlich hatte ich das Telefonat mit angehört und es war genau umgekehrt gewesen. Aber wer nicht richtig zuhören kann und vorher offensichtlich nicht ordentlich wieder zusammengebaut hat, muss eben weite Strecken auf sich nehmen.

Samstag, 23. September 2006

Nicht aufgelegt

Ich gehe ungern ans Telefon, wenn sich ein Anrufer mit der “0”, also ohne Rufnummer ankündigt, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sich dabei meistens um Call-Center-Anrufe handelt. Da will mir der XY-Versand ein tolles Angebot machen (“nur für Sie als gute Kundin” – ha ha, ich habe schon seit mindestens einem Jahr nichts bestellt) oder man möchte mich zu meinen Fernsehgewohnheiten befragen. Es kann sich aber durchaus auch um “normale” Anrufe handeln, deswegen ging ich vor ein paar Tagen dran, wenn auch mit einem unguten Gefühl.
“Guten Tag, mein Name ist Torsten Müller (irgendwas Ähnliches war es wohl) von der XY-Bank. Spreche ich schon persönlich mit Frau Sabine D.?”
Die Fangfrage kommt wie immer gleich zu Anfang. Ich habe mich auch schon verleugnet und mich als meine Schwester ausgegeben. Dieses Mal war ich ehrlich und bejahte. Leider. Denn unmittelbar darauf stürzte ein kaum zu bremsender Wortschwall auf mich herein:
“Sie werden sich bestimmt wundern, dass wir Sie heute anrufen. Normalerweise sind Sie es doch, die uns bei Fragen und Problemen anruft. Aber heute hören Sie von uns, denn Sie werden sich sicherlich erinnern, dass Sie vor kurzem Post von uns bekommen haben?”
Mir fiel gerade nur die kürzlich erhaltene iTAN-Liste ein, aber deswegen würden die doch nicht anrufen? Ich sagte also lediglich: “Ja, kann sein.”
“Wir hatten Ihnen doch ein Angebot zur Altersvorsorge geschickt …”
“Nein, vielen Dank, ich habe kein Interesse”, unterbrach ich den Herrn und ergänzte noch: “Wir sind da bereits bestens versorgt.”
Ich hoffte, ihm damit den Wind aus den Segeln genommen zu haben, aber er war auch auf diesen Fall vorbereitet.
“Alles andere hätte mich auch überrascht, ich gehe selbstverständlich davon aus, dass Sie schon an Ihre Altersvorsorge gedacht haben. Aber Sie wissen ja, dass im Jahr 2005 eine Änderung …”
Ich wusste zwar gerade nicht, was im Jahr 2005 geschehen war, aber nun wurde es mir zu bunt. Genügt es nicht, dass ich “Nein” gesagt hatte? Energisch unterbrach ich seinen Redefluss mit den Worten: “Entschuldigen Sie bitte! Ich sagte bereits, dass ich kein Interesse habe!”
Danach legte ich nicht auf, sondern ließ einfach den Telefonhörer im Flur liegen. Ich ging an den Kühlschrank, holte mir etwas zu trinken und stellte danach fest, dass der Mitarbeiter wohl von sich aus aufgelegt hatte. Ich dachte, die dürfen das nicht, weil sie dann eine schlechte Bewertung bekommen?

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