Radfahrerunfreundlich

Posted on 15 Oktober 2007 at 12:48 in Menschen, Unterwegs.

Gestern Nachmittag unternahmen wir bei dem schönen Oktoberwetter einen kleinen Fahrradausflug. Leider befuhren wir dabei unter anderem einen Weg, den die Fahrradhasser zu bevorzugen scheinen.
Zwischen Ricklingen und Maschsee verlaufen zwei oder drei Wege mehr oder weniger parallel zueinander. Wir wählten einen der unteren, also näher am Leineufer liegenden Wege. Da es Sonntag und schönes Wetter war, waren viele Fußgänger und Radfahrer unterwegs. Wir näherten uns von hinten unter anderem einer Dame im elektrischen Rollstuhl, die auf der rechten Seite von einer Fußgängerin begleitet wurde. Als netter Radfahrer macht man durch kurzes Klingeln darauf aufmerksam, dass man überholen möchte. Neben der Bitte, ein wenig Platz zu machen will man ja schließlich auch vermeiden, dass jemand plötzlich zur Seite tritt und es zu einem Zusammenstoß kommt. Die Dame im Rollstuhl verstand das Klingelzeichen aber offensichtlich als Affront oder Diskriminierung wegen ihrer Gehbehinderung. Beim Vorbeifahren hörten wir, wie sie laut und deutlich zu ihrer Begleitung sagte: “Mehr Platz mache ich aber nicht!” “Was war denn das jetzt?”, konnte ich nur kopfschüttelnd fragen. Nur wenige Meter weiter kamen uns zwei ältere, kräftig gebaute Damen zu Fuß entgegen. Ich fuhr vorn und wunderte mich, dass sie keinen Millimeter zur Seite gingen, es schien sogar, sie machten ihre Arme noch breiter als sie sowieso schon waren. Ausweichen konnte ich nicht, denn ich fuhr schon am äußersten rechten Wegesrand. Und kaum war ich an ihnen vorbei, brüllte es hinter mir: “Da oben ist der Radweeech!” Da hatte doch die eine der beiden meinen Mann angeschubst, aber zum Glück nicht so heftig, dass er stürzte. Ich war fassungslos auf Grund dieser Rücksichtslosigkeit. Wie kamen die denn auf die Idee, dass man ausgerechnet diesen Weg nicht mit dem Fahrrad befahren durfte? Im Gegensatz zu manch anderen Strecken gibt es dort keine Schilder, die auf so etwas hinweisen. Ich regte mich ziemlich auf, denn ich stellte mir vor, sie hätte bei mir den Arm ausgestreckt und ich wäre gestürzt. Ich sah mich mit gebrochenem Bein oder Arm neben dem Weg liegen und die beiden höhnisch lachend davonlaufen. Darf man dann so eine Person am Kragen festhalten, bis die Polizei da ist? Nach diesen beiden Begegnungen hatte ich absolut keine Lust mehr, jemals wieder auf diesem Weg zu fahren; nur gut, dass uns auf der restlichen Strecke keine solchen Leute mehr auf den Weg liefen.

3 Kommentare

  1. creezy - Dienstag, 16. Oktober 2007 at 16:20

    Öh “¦ tsja, die Nummer mit dem Schubsen finde ich auch nicht besonders cool. Stellt sich aber die Frage: seid Ihr wirklich sehr sehr sehr sicher, dass die Wege nicht tatsächlich getrennt sind? Das gibt es mittlerweile öfter als man denkt.

    Was die Rollstuhlfahrerin anbelangt, bin ich ehrlich, finde ich Euer Verhalten (oder die Verwunderung über die Reaktion der Frau) nicht angemessen. Ich fahre täglich Rad und es gibt Situationen, da steige ich vom Rad bzw. klingele nicht sondern schiebe es vorbei: Behinderte Menschen als auch kleine Kinder vor allem kleine Kinder auf Rädern gehören immer dazu. Da kann man ruhig immer Höflichkeit vor dem eigenen Wegerecht walten lassen. Das ist das Recht haben oder nicht sch”¦ egal, hier geht es um Rücksichtnahme. Ich bin immer wieder als Radfahrerin entsetzt darüber, wie sich erwachsene Menschen auf Rädern schwächeren Teilnehmern im Straßenverkehr benehmen. Und ich glaube vor allem Rollstuhlfahrer haben absolut nichts zu lachen. Das fängt bei Straßenüberquerung an weil an vielen Ort Bordsteine immer noch nicht Rollstuhlgerecht flach sind, als auch in den Weg springende Fußgänger oder kreuzenden Radfahrer. Rollstuhlfahrer können mitnichten so mal eben ausweichen. Ich weiß nicht, hast Du jemals in einem dieser Rollstühle gesessen und versucht Dich im Tempo Deiner Mitmenschen zu bewegen? Probiere das doch mal aus. Du wirst Dich wundern. Und vielleicht in Zukunft anders reagieren.

    Und ich finde ein: “Enschuldigung, ich überhole Sie jetzt gleich mal, bitte nicht erschrecken!” übrigens immer viel höflicher, humaner, kommunikativer, wenig missverständlich als ein Fahrradklingeln. 😉

  2. Sabine - Dienstag, 16. Oktober 2007 at 16:29

    Wir rasen gewiss nicht wie die Fahrradrowdys durch die Gegend, womöglich noch kreuz und quer über Gehwege. Mir ist es immer ein wenig unangenehm, wenn ich andere Radfahrer oder Fußgänger überholen möchte und irgendwie auf mich aufmerksam machen muss. Wenn man kein altes und klapperndes Fahrrad hat, hören die eben nicht, wenn jemand von hinten ankommt. Und wie oft laufen Fußgänger nebeneinander auf der gesamten Wegesbreite – muss man da jedesmal absteigen und vorbeischieben? Wenn es aus irgendwelchen Gründen erforderlich ist – selbstverständlich. Wenn aber genug Platz für alle da ist, sollte man sich doch irgendwie verständigen können.

  3. creezy - Mittwoch, 17. Oktober 2007 at 10:47

    Ich sprach ja nicht von jedes Mal absteigen: ich finde aber bei offensichtlich behinderten Menschen, wo klar ist, die können auf schmalen Weg nicht in dem Zeitrahmen einen selbst langsam radelnden Radfahrers reagieren: ja klar. Im übrigen ist bei einer Behinderung ja eine Hörbehinderung u. U. nicht weit.

    Bei kleinen Kindern gehe ich sofort vom normalen Radmodus in den mehr oder weniger vorbei schiebenden. Schon meiner eigenen Sicherheit zuliebe, weil die Kleinen ja unbewusst gerne mal quer schießen. Ja, ich fahre da ran, bremse und (steige auch nicht ab aber hüpfe dann mehr oder weniger an dem Kind vorbei). Kann man tun, muss man nicht. Mir ist lieber, es kommt niemand zu schaden.

    Übrigens habe ich mich gerade noch mal zum Thema Fußgänger-/Radfahrweg schlau gemacht (aus eigenem Interesse). Tatsache ist es mittlerweile so: Ist der Weg nicht gesondert mit dem blauweißen Komibschild als Rad- bzw. Fußgängerweg für die gleichzeitige Nutzung beider Parteien gekennzeichnet, müssen (erwachsene) Radfahrer die parallel verlaufende Straße nutzen. Der Weg ist dann für den Radverkehr nicht freigegeben. Ausnahme nur, es gäbe keinen Alternativweg.

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