Menschen

Samstag, 1. Juli 2006

Fußballkrimi und persönliches Leid

Was für ein spannendes Fußballspiel gestern Nachmittag! Ich habe nicht so richtig geglaubt, dass Deutschland gegen Argentinien gewinnen könnte, aber da sieht man mal wieder, dass die Miesmacher der letzten Zeit eines Besseren belehrt wurden. Ich hatte übrigens zwei Tage vorher von einem 3:0-Sieg geträumt, doch ich hätte mal genauer auf den Fernseher schauen sollen, dann hätte ich gesehen, dass es sich um das Spiel Italien – Ukraine gehandelt hatte. Heute hänge ich mal symbolisch die blau-weiß-rote Flagge auf, denn wenn ich wählen könnte, würde ich bestimmt in Frankreich leben.
Frankreich-Flagge

Gleichzeitig habe ich gestern während des Fußballspiels erfahren, dass es meinem Ex-Freund, mit dem ich immerhin einmal dreizehn Jahre zusammen war, ganz schlecht geht. Sehr kritischer Zustand, schon zwei- oder dreimal auf der Kippe und die Ärzte konnten noch keinerlei Ursache finden. Wenn ich so etwas höre, bin ich wirklich froh, dass es mir bzw. uns so gut geht. Das ist doch wirklich die Hauptsache und alles andere ist längst nicht so wichtig. Da sollte man sich nicht darüber aufregen, dass die Brötchen schon wieder 5 Cent teurer geworden sind oder ein Supermarkt unverschämterweise nicht für jeden Euro einen Rabattpunkt gibt!

Mittwoch, 31. Mai 2006

Regen-Luxus

Es ist nichts Außergewöhnliches, dass viele Kinder mit dem Bus zur Schule fahren müssen. Dazu gehört auch der Weg zu Fuß zur Bushaltestelle. Das war bei mir und meiner Schwester früher auch nicht anders, jedenfalls zu den Zeiten, als wir das Gymnasium in Rüsselsheim besuchten. Bus gefahren wurde zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. Auch bei Regen. Schließlich gab es ja Regenjacken und Schirme, um sich vor dem Nass zu schützen. Heutzutage haben es viele Kinder in dieser Hinsicht besser. So konnte ich heute Morgen bei strömendem Regen sehen, wie Mutters Auto zum Minibus unfunktioniert wurde, um die Kleinen trocken zur Schule oder mindestens bis zur Bushaltestelle zu bringen. Wäre ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, dann müsste ich mir wohl in diesem Fall ein Taxi rufen. Oder auf einen Autobesitzer hoffen, der mich freiwillig chauffiert.

Genervt?

Mit der eBay-Verkäuferin der grünen Gläser hatte ich nun mehrmals E-Mail-Kontakt. Das begann schon vor Eintreffen des Pakets, denn die Sendungsauskunft teilte mir zunächst mit, dass meine Adresse unbekannt sei und deshalb das Paket wieder zurück an den Absender ginge. DHL hat es sich dann aber doch noch mal anders überlegt und das Paket brav in der Packstation abgeliefert. Ich frage mich allerdings, ob es nicht Verwirrung wegen der Handschrift der Absenderin gegeben hatte. Ihr “Packstation” sah eher aus wie “Dachstation” und eine solche Straße gibt es in Hannover nicht.
Und dann stellte ich beim Auspacken fest, dass zwei Gläser zerbrochen waren. Ich teilte dies der Verkäuferin mit und sie bot von sich aus an, einen Teil des Kaufpreises zu erstatten und fragte nach meiner Bankverbindung. Ich schrieb ihr, dass ich mich über ihr Angebot freue und gab ihr meine Kontodaten. Daraufhin erhielt ich wieder eine E-Mail von ihr mit der Bitte, ich möge ihr doch ein Foto der zerbrochenen Gläser schicken. Also fotografierte ich gestern die Überreste und schickte ihr das Foto per Mail. Dachte ich. Heute Morgen – ich stand gerade noch nicht ganz wach im Badezimmer – fiel mir mit Schrecken ein, dass ich vergessen hatte, das Foto an die Mail anzuhängen. Oh nein, der allseits beliebte Fehler mit den vergessenen Anhängen! Wie peinlich! In aller Eile schickte ich heute Morgen noch einmal eine E-Mail, dieses Mal mit Foto. Aber natürlich hatte sie es schon bemerkt und mir in knappen Worten unter anderem mitgeteilt: “Der Anhang fehlt, aber lassen wir’s, ich überweise …” Ui, ist sie jetzt genervt, weil wir so viele E-Mails austauschen mussten und ich schließlich zu blöd war, um das Foto mitzuschicken? Es könnte mir jetzt fürchterlich unangenehm sein, aber ich kann auch einfach sagen, es ist mir jetzt egal und die Sache ist es nicht wert, dass ich mir weiter Gedanken darüber mache. Letzteres ist vermutlich der bessere Weg.

Dienstag, 28. März 2006

Mein Müll, dein Müll

Heute Morgen beim Wegfahren bekam ich mit, wie ein Nachbar gerade diverse Müllsäcke über die Straße schleppte, um sie an anderer Stelle zu deponieren. Ich rollte langsam auf die Straße und öffnete das Fenster ein Stück, denn es schien, er wolle mir etwas sagen. Einen Moment hatte ich den Eindruck, er würde mir vorwerfen, unseren Müll bei ihm abgestellt zu haben. Jedoch erklärte er mir nur sehr aufgeregt, das sei schon das zweite Mal, dass jemand anderes den Müll vor sein Grundstück stelle.
Dazu muss man wissen, dass es in unserem Bereich der Straße nur auf einer Seite einen Gehweg gibt und man seine Müllsäcke an den Straßenrand stellen muss, wenn man auf der gehweglosen Seite wohnt. Nun hat sich wohl jemand gedacht, es wäre geschickter, die Säcke auf den Gehweg gegenüber zu stellen anstatt auf die Straße. Nicht bedacht wurde dabei, dass der Weg vor dem Grundstück durchaus als eigenes Revier angesehen werden kann, obwohl er doch öffentlich ist. Und offensichtlich fühlt sich mancher auf den Schlips getreten, weil sich vor seinem Haus Müllberge türmen, während es woanders sauber und ordentlich ist.

Dienstag, 14. Februar 2006

Macho-Man

Vor einigen Jahren besuchte ich ein Rhetorikseminar und verblüffte mich dort selbst mit einer Gedächtnisleistung bei einer Übung (ich schrieb darüber am 26.11.2005).
Unter den Teilnehmern befanden sich auch zwei Männer um die dreißig, die als Kollegen bei einem Kurierdienst arbeiteten. Bei einem der ersten Rollenspiele entstand bereits ein kleiner Konflikt zwischen mir und dem einen der beiden, ich nenne ihn jetzt einmal X. Herr X sollte mir in seiner Rolle etwas erklären und beugte sich von hinten über meine Schulter. Für meinen Geschmack kam er mir viel zu nahe und instinktiv wich ich zur Seite aus. Die Seminarleiterin griff dies unter anderem auch auf und referierte über die Mindestabstände zwischen Menschen abhängig von ihrem Kulturkreis. Für X in seiner Nationalität als Türke galten da eben kleinere Abstände als für mich Mitteleuropäerin, wo man im Allgemeinen von 80 Wohlfühlzentimetern spricht. Vermutlich fühlte sich X da schon auf seine Machofüße getreten, denn er musste sich erklären lassen, dass sein Verhalten nicht das einzig richtige war, sondern dass auch die Verhaltensweisen anderer Menschen richtig sind. Sein Kollege und Kumpel Y solidarisierte sich gleich mit ihm und mir wurde in Gedanken der Stempel “blöde Kuh” aufgedrückt.
Später kam besagte Gedächtnisleistung dazu und wie nicht anders zu erwarten brachte mir diese keine Anerkennung von den Herren Machos, sondern wurde nur belächelt. In ihrer Macho-Kommode war ich jetzt vermutlich in der Schublade “arrogante Besserwisserin” gelandet.
In einer weiteren Übung musste jeder über seinen Arbeitsbereich berichten und dies anhand eines Bildchens am Flipchart grafisch darstellen. Ich tat dies nach meinem Verständnis und nun kam die große Stunde der Machos: Kaum war ich fertig, fielen sie verbal über mich her. Ich hätte das alles falsch verstanden und falsch gemacht etc. Die Seminarleiterin stellte richtig, dass ich die Aufgabe nicht falsch, sondern auf meine Art und Weise gelöst hatte. Überzeugen konnte sie die beiden Herren natürlich nicht. Nach mir war eine andere Teilnehmerin an der Reihe. Sie war der Typ Frau, der schon durch Aussehen und Körpersprache die Beschützerinstinkte mancher Männer weckt. Ich nenne so etwas “Mäuschen”. Sie stolperte ängstlich und zitternd nach vorne, stand hilflos vor dem Blatt Papier, stotterte zwei Sätze, malte dazu einen Kringel, wusste dann nicht mehr weiter und brach dann heulend zusammen. Jetzt endlich konnten die Machos zeigen, was in ihnen steckte: Sie habe das ganz toll gemacht, das sei super gewesen … Ein wenig übertrieben für jemanden, der quasi gar nichts zustande gebracht hatte, aber wie man sieht, setzen solche Frauen erfolgreich auf das Kindchenschema. Hilflose, heulende Wesen sind bei Beschützermachos sehr beliebt.
Nebenbei kann ich noch erwähnen, dass Herr Y natürlich bei einem gemeinsamen Abendspaziergang Arm in Arm mit der (natürlich sehr hübschen) Seminarbetreuerin ging. Peinlich wurde es nur, weil gerade in dem Moment seine Freundin auf dem Mobiltelefon anrief und alle über ihn lachten.

Donnerstag, 26. Januar 2006

Menschliche Dramen …

… spielen sich manchmal auch im Büro ab. Heute fiel mir ein Schauspiel aus der Vergangenheit ein, das mir meine damalige Zimmergenossin darbot. Ich hatte sie bis dahin als recht ruhige Kollegin erlebt, die sich zwar manchmal über etwas ereiferte, aber ansonsten einen vernünftigen Eindruck machte. Eines Tages jedoch präsentierte sie mir eine völlig neue Seite.
Am Morgen jenes ereignisreichen Tages erschien sie glücklich und zufrieden am Arbeitsplatz. Freudig teilte sie mir umgehend mit, dass sie endlich die EC-Karte für ihr neues Konto bekommen hatte und jetzt wieder bargeldlos shoppen gehen konnte. Die erste EC-Karte war auf dem Postweg verschollen und sie hatte schon Bedenken gehabt, jemand könnte ihr Konto leer räumen. Sie hatte bei der Bank angerufen und eine neue Karte angefordert, aber da hatte man ihr mitgeteilt, dass sie persönlich in der Filiale erscheinen müsse. Schon das empfand sie als unzumutbar und sie marschierte damals mit viel Gezeter in der Mittagspause los. Eine Woche danach hatte sie immer noch nicht ihre neue Karte und sie befürchtete, dass auch diese abhanden gekommen sein könnte. Ein Anruf bei der Bank machte jedoch klar, dass der Vorgang gerade erst bearbeitet worden war und sie in Kürze die Karte erhalten müsste. Täglich hoffte sie auf die Ankunft, nichts tat sich, sie begann schon wieder zu verzweifeln, rief nach zwei Wochen erneut bei der Bank an, wo man ihr mitteilte, die Karte sei vor zwei Tagen verschickt worden. An besagtem Tag kam sie endlich mit dem langersehnten Brief von der Bank ins Büro. Als sie den Umschlag öffnete und die Karte herausnahm, stieß sie einen spitzen Schrei aus. Ich zuckte zusammen und dachte schon, man hätte ihr statt der EC-Karte eine Vogelspinne eingepackt. Nein, viel schlimmer, ihr Name war falsch geschrieben! Erneute Verzweiflung, Anrufe, Rückrufe, Aufregung, Heulen, verzweifeltes Telefonat mit ihrem Mann … Ich bedauerte sie zwar, konnte auch ihren Ärger nachvollziehen, aber dass sie sich wegen dieses Vorfalls vor lauter Verzweiflung fast aus dem Fenster stürzen wollte, war mir doch etwas fremd. Du meine Güte, sie war gesund, führte ein glückliches Leben, hatte einen schönen Arbeitsplatz, immer genug zu essen, da musste sie sich doch wegen einer blöden EC-Karte nicht so aufführen! Sie bekam Kopfschmerzen vor lauter Aufregung. Ich sagte ihr, das sei es nicht wert, aber sie litt weiter. Nach einem erneuten Telefonat mit der Bank beschloss sie, dass sie sofort dort hinfahren müsse. Ansonsten könne sie sich überhaupt nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren. Sie marschierte also zum Abteilungsleiter, heulte ihm ihr Leid vor und durfte dann sogar mit einem Firmenwagen zur Bank fahren. Als sie zur Tür hinausging, atmete ich erst einmal tief durch und war froh, dass wieder Ruhe im Karton war. Allerdings befürchtete ich, sie würde genauso aufgedreht wieder zurückkommen und versuchen, mir den Besuch dort in allen Einzelheiten zu schildern. Ich vereinbarte kurzerhand mit einer anderen Kollegin einen Besprechungstermin und ließ mich den Rest des Tages nicht mehr in unserem Büro blicken.
Hungersnöte, Überschwemmungen, Erdbeben, Epidemien, schwere Krankheiten oder der Tod eines Menschen – das sind Schicksalsschläge, bei denen man sich so verhalten kann, aber ein Ärgernis mit einer EC-Karte ist doch wahrhaft kein menschliches Drama.

Samstag, 24. Dezember 2005

Unweihnachtlich

Dieses Jahr wird für uns relativ unweihnachtlich enden. Die Feiertage fallen aufs Wochenende, und ich habe nur noch drei Tage Resturlaub, mit denen in so einem Fall nichts recht anzufangen ist. Außerdem hat Jörg jede Menge zu tun und kann keinen Urlaub nehmen, und ich will nicht schon wieder allein Urlaub haben. Wie gesagt, mit meinen drei Tagen wäre ich sowieso nicht weit gekommen. Also habe ich lediglich am 2. Januar frei und arbeite ansonsten ganz normal durch. Auf einen Weihnachtsbaum werden wir auch verzichten, wenn schon unweihnachtlich, dann eben richtig.

Grundsätzlich sollte man sich aber vor Weihnachtsessen in Acht nehmen, sagen britische Wissenschaftler:

Fest der Liebe? – Perfekte Zutaten für den Familienstreit
Weihnachten ist in unserem Kulturkreis traditionell ein Fest der Familie. Erwachsene und Kinder verbringen Zeit miteinander, längst von zu Hause ausgezogene Sprösslinge kehren zum Fest in den Schoß der Familie zurück. Ob rustikale Würstchen mit Kartoffelsalat oder der Gänsebraten – auch für das Weihnachtsessen gibt es feste Rituale. Ebenfalls zur Tradition gehören in vielen Familien die anschließenden Streitereien. Ob undankbare Kinder, tyrannische Eltern oder ungeliebte Schwestern, Schwager und Schwiegermütter – am Fest der Liebe nutzt man besonders gern die Gelegenheit, sich kräftig die Meinung zu sagen und langgehegte Feindschaften für das kommende Jahr aufzufrischen.

Spätestens der Nachtisch macht die Meisten mürrisch
Beide Traditionen hängen offenbar miteinander zusammen, meinen britische Wissenschaftler. Ernährungsexperten von der Insel – für manche Kontinentaleuropäer klingt das äußerst suspekt. Aber ihre Forschungsergebnisse leuchten ein: Ein traditionelles Weihnachtsmenü schafft demnach die optimale Grundlage für einen gepflegten Familienkrach. Eine reichhaltige Mahlzeit mit viel Salz und Kohlenhydraten, dazu mehrere Gläser Wein und schließlich ein süßer Nachtisch führten zu einem hektischen Auf und Ab des Blutzuckerspiegels und machten die meisten Menschen mürrisch, sagt Helen Conn vom Institut für Ernährungswissenschaften in London. Alkohol und Völlerei ließen die Hemmschwelle sinken.
Conns Forschergruppe hat neben biologischen auch sozialwissenschaftliche Indizien: In 60 Prozent aller britischen Familien hänge am 25. Dezember der Haussegen schief. Bei einem Viertel der Betroffenen flögen die Fetzen nach dem Festessen.
Falls der Streit auch bei Ihnen Tradition ist, wissen Sie also schon, auf wen Sie diesmal die Schuld schieben können – auf die brave Seele, die sich mit dem Festessen abgemüht hat. Sollten Sie ein friedlicheres Fest vorziehen, haben Sie ja noch ein paar Tage Zeit für die Suche nach einem weniger aggressionsfördernden Menü. Wissenschaftlerin Conn lieferte dafür leider keinen Vorschlag.
Quelle: www.tagesschau.de, 19.12.2005

Donnerstag, 24. November 2005

Ruf doch da mal an!

Gerade rief meine Mutter an. “Du weißt doch bestimmt net, dass der Onkel Werner heut siebzisch werd!” “Ach – nö, das wusst ich nicht!” Mir war heute zwar beim Blick auf den Kalender in Erinnerung gekommen, dass mein Onkel, der ältere Bruder meiner Mutter, Geburtstag hat, ich wusste aber nicht, dass es sich um einen runden Geburtstag handelte. Manches kann ich mir wirklich gut merken, obwohl ich dafür keine “Verwendung” mehr habe, anderes vergesse ich sofort wieder. “Ruf doch einfach mol o, der freut sisch bestimmt!” “Ja, gut, mach ich.” Nachdem ich mir noch die Telefonnummer notiert hatte (im Kopfgedächtnis, vierstellige Nummern kann ich mir doch noch merken), legte und seufzte ich auf. Och nö, eigentlich wollte ich nicht anrufen. Wir hatten noch nie einen besonderen Kontakt und seit meinem Umzug nach Hannover schon gar keinen mehr. Mein Ehemann motivierte mich mit den Worten: “Ruf jetzt gleich an, dann hast du’s hinter dir.” Gut, gesagt, getan. Ich habe sofort angerufen, Glück gewünscht, drei Sätze gesprochen und das war’s. Dazu muss man wissen, dass mein Onkel überhaupt keine gesprächige Person ist und sehr viel mehr als “jo”, “hm” oder Ähnliches hört man da nicht. Ich bin auch nicht der Typ, der jemanden in Grund und Boden quatscht und Small Talk über nichts und wieder nichts bringe ich auch nicht zustande.
Wie dem auch sei, ich habe meine Glückwünsche überbracht und kann mich jetzt einigermaßen zufrieden zurücklehnen.

Dienstag, 22. November 2005

Konfrontation auf dem Parkplatz

Neulich war es wieder einmal soweit: Ich hatte zum wiederholten Mal eine erheiternde Begegnung auf dem Parkplatz des nahegelegenen Supermarktes.
Auf diesem Parkplatz gibt es zwei Einmündungen zur Straße; die eine ist gleichzeitig Ein- und Ausfahrt, bei der zweiten handelt es sich lediglich um eine Ausfahrt. Weitere Verkehrsregelungen gibt es auf dem Parkplatz nicht. Nun sind manche Leute der Meinung, sie befänden sich auf einer Einbahnstraße, wenn sie auf den Parkplatz fahren. Lustig wird es dann manchmal am Ende des Parkplatzes, wo der Weg neunzig Grad nach links abknickt. Dort kurven diese Fahrer ganz links eng um die Autos herum, immer der irrigen Ansicht, es könne und vor allem dürfe ihnen keiner entgegenkommen. Falsch gedacht, denn heute kam ich wieder einmal entgegen. Es bleibt mir auch nichts anderes übrig, denn die einzige Möglichkeit, vom Parkplatz nach links auf die Straße abbiegen zu können, führt über diesen Weg. Ich rollte also auf diese Kurve zu und prompt kam mir wieder einmal ein Auto ziemlich weit auf meiner Spur entgegen. Sofort brüllte mich die Fahrerin hysterisch an und gestikulierte wild. Ich fand es lustig, verstehen konnte ich durch die geschlossenen Fenster sowieso nichts. Daher lachte ich ihr freundlich zu und fuhr davon. Einen Moment dachte ich noch daran, das Fenster zu öffnen, auf ein nicht vorhandenes Schild zu zeigen und sie darauf hinzuweisen, dass sie die Einbahnstraße in falscher Richtung befuhr. Aber wahrscheinlich hätte sie mir dafür eins auf die Nase gegeben.
Übrigens: Auf Parkplätzen gilt nur der § 1 der Straßenverkehrsordnung (ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht), also nicht einmal die Regel “rechts vor links”. Ich war doch überrascht, als ich das vor einiger Zeit las, war ich doch bis dahin der Meinung, wenigstens daran müsse man sich halten. Auch falsch gedacht.

Dienstag, 8. November 2005

Natürlich künstlich

Die Frage “Ist das natürlich oder künstlich?” können heute viele Frauen mit “Natürlich künstlich!” beantworten. Oft müsste man ihnen diese Frage gar nicht stellen, sieht man doch auf den ersten Blick, dass es sich nicht um ein natürlich gewachsenes Körperteil handelt. Ob Silikonbusen, verlängertes Haar oder künstliche Fingernägel – der Verschönerung sind beinahe keine Grenzen gesetzt. Die Frau möchte doch dem Mann gefallen. Und so verschönert sie das, was dem Männerauge am Herzen liegt. Aber auf welches Körperteil fällt der männliche Blick denn nun zuerst? Je nachdem, wen man fragt, bekommt man eine andere Antwort und fast jeder kann dies mit Untersuchungs- oder Umfrageergebnissen belegen. Nach landläufiger Meinung fallen die Blicke der meisten Männer zuerst auf den Busen einer Frau. Dies sei falsch, las ich vor einiger Zeit im Magazin einer Zeitschrift, tatsächlich fiele der erste Blick auf das Haarkleid. Auch das stimme nicht, so lautet eine dritte Meinung, es seien die Hände, die neunzig Prozent aller Männer anziehen. Welche dieser Behauptungen wahr ist und welches der widersprüchlichen Untersuchungs- und Umfrageergebnisse am ehesten der Realität entspricht, sei dahin gestellt. Tatsache ist, dass die letzte Behauptung bei immer mehr Frauen auf fruchtbaren Boden zu fallen scheint. Natürlich hat eine Frau gern schöne Hände, und wenn ihr diese Schönheit nicht in die Wiege gelegt worden sein sollte, kann sie auch gern ein wenig nachhelfen. Auffallend ist jedoch, dass der neue Trend zur übertriebenen Künstlichkeit hin geht, die man schon auf große Distanz als solche erkennt. Unverkennbar falsch sind diese unnatürlich dicken und zur “Spitze” hin breiten, eckigen und weißrandigen Fingerverlängerungen. Kein Wunder, wenn sie als sehr viel haltbarer angepriesen werden als die echte Variante. Ein Pappkarton ist ja auch stabiler als ein Blatt Papier. Ob es einem nun gefällt oder nicht, ist die eine Sache, ob man damit den Mann oder die Männer beeindrucken kann, eine andere.
Aber dass die künstlichen Verlängerungen durchaus Auswirkungen auf das alltägliche Leben haben, kann man zum Beispiel im Fernsehen lernen. Es ist fast unglaublich, aber ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass es anscheinend einen direkten Zusammenhang zwischen den Plastikverlängerungen und den Umgang mit Tieren gibt. In einer Tier-Nanny-Sendung traten unabhängig voneinander zwei Hundebesitzerinnen auf, die beide an den Händen zum Verwechseln ähnlich gestylt waren. Von Hundeerziehung hatten sie jedoch beide absolut keine Ahnung.
Schlimmer jedoch sind die Folgen für die Hände. Zum einen müssen sie auf unnatürliche Bewegungen umgeschult werden. Vorbildlich gezeigt hat uns dies eine sehr junge Frau in einer Casting-Show für Gesangstalente. Ihre Veranlagung, ständig in Tränen auszubrechen, passte ganz und gar nicht zu ihren gestalteten Fingern. So war sie nicht in der Lage, sich mit der normalen Handhaltung – also Handfläche zum Gesicht hin – die Augen auszuwischen, sondern musste die Hände um hundertachtzig Grad drehen. Reichlich ungelenk befreite sie sich auf diese Weise mit dem Handrücken vom Nass, anders jedoch hätte sie sich ohne Zweifel die Augen ausgekratzt. Glücklich sind in solchen Situationen jene Menschen, die ihre Finger nach hinten biegen können, aber das nur am Rande erwähnt. Für manche Arbeiten sind diese gestylten Hände vermutlich überhaupt nicht mehr tauglich und böse Zungen könnten da behaupten, bei so mancher Frau sei dies der eigentliche Grund ihrer Verschönerung.
Übrigens erzählte mir kürzlich ein Mann, er meide im Supermarkt Kassiererinnen mit langen, künstlichen Fingernägeln – weil die nämlich Löcher in die Jogurtdeckel pieken.

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