Lehrkräfte

Posted on 1 Februar 2007 at 15:24 in Menschen.

So mancher Lehrer aus der Schulzeit bleibt einem in Erinnerung, und meistens sind es diejenigen mit den besonderen Eigenheiten.
Eine meiner ersten Lehrerinnen in der Grundschule war ein Fräulein Siebenhühner. Ja, damals unterschied man noch zwischen Frau und Fräulein, und diese Anrede änderte sich auch nicht mit dem Alter. Ein Fräulein blieb ein Fräulein, auch wenn es wie dieses Fräulein Siebenhühner schon kurz vor der Pensionierung stand. Das Fräulein trug immer gedeckte Kleidung und hatte die Haare zu einem Knoten zusammengesteckt. Seine Lehrmethoden entsprachen ganz der alten Schule und so bekam man schon einmal mit dem Stöckchen auf den Rücken geklopft, wenn man nicht gerade saß. Dem alten folgte zum Glück nach nicht allzu langer Zeit ein junges Fräulein, das viel kinderfreundlichere Lehrmethoden hatte und bald schon durch Heirat zur Frau wurde.
In der Realschule hatte ich einen Klassenlehrer, der seinen Schülern gerne durch eine Geste zeigte, wie begriffsstutzig sie waren. Dazu legte er die Hand waagerecht vors Gesicht, jedoch nicht vor die Stirn, wie man es macht, um sich vor blendender Sonne zu schützen, sondern vor die Augen. “Ihr stellt euch so blöd an, dass ihr die Lösung gar nicht sehen könnt”, sollte das wohl heißen. Fraglich ist jedoch, ob so etwas einem Schüler weiterhelfen kann; ich kann mich jedenfalls nur an ein Gefühl des Unwohlseins erinnern.
Eine Sportlehrerin wird für mich ebenfalls unvergesslich bleiben, auch wenn ich ihren Namen längst verdrängt habe. Als ich bei einen Volleyballspiel den Ball neben mich aufschlagen ließ, ohne eine Reaktion zu zeigen, schrie sie mich an, ich hätte wohl Tomaten auf den Augen. Ich muss jetzt wohl nicht erwähnen, dass dies keine besonders gute Motivation war. Nebenbei sei noch angemerkt, dass ich später jahrelang im Verein Volleyball spielte und so untalentiert doch nicht gewesen sein konnte.
Auf dem Gymnasium gab es ein Trio älterer Damen, die wir manchmal gerne gemeinsam in ein Auto gesetzt hätten, um sie dann verunglücken zu lassen. Tja, so sind eben die Schülerfantasien, nicht immer besonders freundlich. Eine der drei Damen durfte ich im ersten Halbjahr als Klassenlehrerin im Fach Deutsch genießen (im zweiten Halbjahr kam das neue Kurssystem). Sie führte ihren Unterricht sehr streng und ließ sich nebenbei gern über die Unsitte aus, dass Schüler mit dem eigenen Auto zur Schule fahren; dies hätte sie wohl gern verboten.
Die zweite Dame in der Runde unterrichtete Biologie. Sie trug auffallend dick aufgetragenes Make-Up, und wir befürchteten ständig, es könnte plötzlich mitten im Unterricht vom Gesicht bröckeln. Unverkennbar war, dass sie aus Hessen stammte, denn wenn sie wieder einmal über die “Kieselalgen” dozierte, wurden die uns als “Kieselalschen” präsentiert. Überhaupt liebte sie den Frontalunterricht und redete neunzig Prozent der Zeit selbst. Es war langweilig und wäre todlangweilig gewesen, wenn sie nicht in mindestens jedem zweiten Satz ein “nun jetzt” eingebaut hätte. So konnten wir uns die Zeit damit vertreiben, Strichlisten anzufertigen und dann zu vergleichen, in welcher Stunde sie am häufigsten “nun jetzt” gesagt hatte.
Ebenso langweilig unterrichtete ein Lehrer das Fach Gemeinschaftskunde, so dass irgendjemand aus seinem Namen “Praetorius” ein “Prähistorius the lahmest” machte.
Zu guter Letzt bleibt mir mein Deutsch-Leistungskurs-Lehrer mit einem Vergleich aus der Lebensmittelverarbeitung in Erinnerung. Zur Bearbeitung eines literarischen Werkes gab er uns den Hinweis: “Wir müssen nun aus dem Ochsen, den er uns vorgesetzt hat, einen Brühwürfel machen.”

1 Kommentar

  1. Sommer Brueggemann - Dienstag, 1. März 2011 at 12:45

    Ich hoffe sehr, Du bleibst am Ball mit Deinem Blog. Es sind gute Artikel hier und eine zahlreiche Beteiligung der Leser. Wäre schade, wenn das wieder versickert, genau wie bei den vielen anderen Blogs. Blogs haben in Deutschland leider nicht so eine Kultur wie in den Staaten, um so schöner, dass es so etwas im deutschen Internet gibt.

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