Zu nahe getreten

Posted on 18 Juli 2007 at 13:24 in Menschen, Persönlich.

Der durchschnittliche mitteleuropäische Mensch bevorzugt einen Mindestabstand von etwa 60 bis 80 Zentimetern zu ihm fremden oder wenig bekannten Menschen. Diese Zahl wurde jedenfalls vor einigen Jahren im Rahmen eines Seminars von der Dozentin genannt. (Dies hier habe ich zu dem Thema gefunden: “Die richtige Distanz“)
Als ich kürzlich ein Autohaus betrat, um einen Ersatzschlüssel zu bestellen, stand dort bereits ein Kunde am Tresen angelehnt und sprach mit dem Mitarbeiter. Ich blieb bewusst in zwei bis drei Metern Entfernung stehen und wartete. Zwar konnte ich auch so noch alles verstehen und die Schilderung eines Fehlers war gewiss nichts Geheimes oder Persönliches, aber ich stelle mich doch nicht direkt nebendran. Ein gewisses Maß an Diskretion soll doch gewahrt bleiben und ein dichteres Anstellen wäre mir selbst unangenehm gewesen.
Andere Menschen jedoch scheinen das Wort “Diskretion” nicht zu kennen. Wenige Minuten nach mir polterte ein Paar in den Verkaufsraum. Der Mann war allein schon durch seinen massiven Körperbau – gefühlte zwei Meter Höhe, ein Meter Breite und fünfzig Zentimeter Tiefe – überpräsent. Schon war ich im übertragenen Sinne überrollt worden und die beiden platzierten sich vor der Theke neben dem ersten Kunden. Lediglich die Tatsache, dass sie noch keinen Körperkontakt mit dem Tisch aufnahmen, zeugte noch von einem gewissen Respekt vor dem anderen Kunden. Ich bereitete mich innerlich schon auf einen Einspruch wegen Vordrängelns vor, da zupfte die Frau ihren Mann am Arm und fragte mich, ob ich denn auch warte. “Ja, ich warte hier”, konnte ich bestätigen und daraufhin trollten sich die beiden in den Verkaufsraum zum Autos gucken. Tja, da wäre mir meine Zurückhaltung beinahe zum Nachteil geworden. Trotzdem werde ich mich gewiss nie in einen Menschen verwandeln, der nach der “Hoppla-jetzt-komm-ich”-Methode handelt.

1 Kommentar

  1. Gabi - Donnerstag, 2. August 2007 at 21:25

    Ich halte es genauso wie Du.
    Diskretionsabstand muß einfach sein und ich drängele auch nicht. Das hat meinem Mann schon öfter die Zornesfalten auf die Stirn getrieben, wenn ich im dichten Gewühl, z.B. auf der Fähre, erstmal viele andere vorbeilasse, bis ich ohne Drängeln selber rauf- oder herunterkomme, auch auf die Gefahr hin, keinen Fensterplatz mehr zu bekommen.

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