Dies & das

Freitag, 1. Juni 1979

Juni 1979

Mittwoch abend war Thomas wieder da. Ein gutes Zeichen? Vielleicht bleibt er in Trebur. Wir spielten nachher gemischt, er war aber in der anderen Mannschaft.
Gestern abend war kein Training, nächste Woche auch nicht, denn heute morgen um 4 sind sie losgefahren nach Frankreich. Um 5 vor 4 bin ich wachgeworden. Toll, nicht?
Ich war bis jetzt 2mal Schwimmen, morgen früh gehe ich auch. Es macht wirklich Spaß.
Heute habe ich mir die neue LP von Dire Straits gekauft. Super! Ich bin wahrhaftig ein Fan der Gruppe.
Am Mittwoch werde ich zur Sporthalle gehen. Vielleicht weiß Thomas nicht, daß das Training ausfällt (ich wußte es nämlich auch nicht!), und er kommt; es wäre eine gute Gelegenheit, ihn wiederzusehen.

Mittwoch, 6.6.79

Soll ich mich freuen oder nicht? Als ich nach der Schule in den Bus stieg, saß Arno da. (Bärbel und Thomas auch zufällig). Er war gerade aus Frankreich zurückgekommen, extra früher, weil er morgen Abi-Prüfung in Sport hat. Ich habe mich sehr gefreut, ihn jetzt schon wiederzusehen. War es Zufall, daß er mit dem selben Bus gefahren ist? Sicher. Obwohl er schon um 12 in Rüsselsheim war. Ich wollte es zuerst nicht tun, aber wahrscheinlich werde ich heute abend doch mal hinter zur Sporthalle gehen. Wenn ich Lust habe.

Dienstag, 12.6.79

Später bin ich doch zur Sporthalle gegangen, aber nur, weil Christa mir sagte, es sei Training.
(Übringens: Porky hat geschrieben, er ist auf den Malediven, hat sich ein Boot für 20 Personen gekauft und macht das große Geld):
Also: am Mittwoch waren Thomas H. und Joachim R. vor mir schon da, blieben aber nicht lange, weil sie dachten, es sei kein Training. Ich blieb noch, weil ich auf Thomas hoffte, er kam natürlich nicht. Aber statt dessen Moni, Christa und Sabine. Und kurz darauf Lule. Und dann Arno, was mich sehr freute.
Nicht genug Leute –> wir wollten in die Turnhalle gehen, etwas trinken. Moni und Christa fuhren mit den Rädern hin, Sabine mit Lule, und Arno und ich schauten erst noch mal bei L.s vorbei, um zu fragen, ob Heike und Kerstin zum Training kommen. Sie waren aber schon weg. Wir gabelten sie in der Dammstr. auf, mit Roland W., und nahmen sie mit zur Turnhalle. Später machte irgend jemand den Vorschlag, noch mal wegzufahren, Pizza essen. Wir brachten Kerstin nach Hause. Bärbel fuhr mit Moni bei Lule mit, ich mit Christa bei Arno, im Auto seines Bruders, denn er hatte kein Benzin mehr.
Wir waren am Löwenplatz bei Tino, denn Mario hat Mittwochs Ruhetag. Dort ist es aber immer noch am besten. Donnerstag abend waren wir sogar genug Leute (15!). Bärbel, Carola, Arno, Lule und ich waren die einzigen von unserem Verein im Eigenheim. An diesem Abend war ich völlig down und dann flippte ich auch aus. Arno und Lule waren schon etwas früher gegangen, weil Kerstin Lules Auto hatte absaufen lassen und es stand noch an der Halle.
Jedenfalls, als ich nach Hause ging, drehte ich völlig durch. Ich stellte meine Sachen in den Hof und rannte dann durchs ganze Ort bis hinter zur Halle. Ich hörte ein Auto – ! – aber es waren wahrscheinlich nur die Putzleute. Ich versteckte mich schnell im Gebüsch, was ich auch in jedem anderen Fall getan hätte. Dann weiter! Arno war schon zu Hause. Kurz vor der S.str. fing es plötzlich zu regnen an, dann goß es in Strömen, aber das war mir egal. (Nachwirkungen kamen erst am Wochenende, aber gut bekämpft. Ein Dank an alle Abwehrstoffe!)
Am Samstag sollte die Leutchen von der Ardèche zurückkommen, abends um 8, halb 9. Wir (Christa, Moni und ich) wollten zusammen ans Eigenheim gehen. Um halb sieben fand ich endlich die Karte im Briefkasten (Arno hatte schon gefragt, ob ich sie bekommen habe). Martin hatte sie geschrieben.
Als ich zu Christa kam, war Iris schon dort. Sie waren (mit Ausnahmen) um 7 schon dagewesen. Toni und Uschi kamen auch vorbei.
Später sahen wir bei Christa noch fern, dann (ca. halb 10) gingen wir ins Eigenheim. Wir sahen nur Günthers Auto und blieben deshalb noch draußen und schauten ab und zu mal beim Abschlußball zu (Ute hatte an diesem Tag). Friedel kam zufällig raus, später Günther, und dann gingen wir hinein. Arno, Martin, Norbert waren auch da, Iris kam mit ihrer Schwester, auch die restliche Fam. L. war ab und zu da. Sonst nichts besonderes. Freundin von Friedel (eine andere) kam auch. Erzählten mainly von Ardèche-Fahrt.
Wir Mädchen gingen dann rüber in den Saal, wo jetzt alle rein durften. Es war ganz interessant zum Zusehen, wir blieben bis zum Ende (fast halb 3).
Sonntag hatten die Männer ein Turnier in Stockstadt. Ich ging zuerst wählen und dann ins Eigenheim. (Übrigens: Arno war kurz vorher draußen vorbeigefahren). Er war dort, Toni, Uschi mit Sohn, der blöde Jo, der nicht mitspielte, weil er lernen muß, dann kamen die anderen, Christa zum Glück auch. Moni und Iris nicht. Das Turnier war nicht so super, 3. Platz von 4 Mannschaften, aber ich glaube, sie waren alle noch Ardèche-geschädigt.
Ich versuche bei jeder Gelegenheit, herauszufinden, ob diese Bemerkungen (10.2.) zutreffen kann aber nichts feststellen. Scheiße! Ehrlich. am 1. muß er nämlich zum Bund nach München. 15 months is a very long time. Gestern, kurz vor 6, fuhr ich ins Schwimmbad. Auf dem Parkplatz hielt ich nach seinem Auto Ausschau. Dann sah ich das von E. J. und freute mich so sehr, daß ich Arnos zunächst übersah (blöd!). Aber ich sah es sofort, als ich mein Fahrrad abstellte.
Ich hatte überhaupt keine Lust zum Schwimmen, und dann sah ich sie plötzlich und hatte erst recht keine Lust mehr. Sie waren zu viert. Arno, E. J., Norbert und noch ein Typ.
Nachdem ich mich umgezogen hatte sah ich, daß sie gingen. Ich war gerade auf dem Weg zur Toilette (ohne Absicht), aber sie sahen mich nicht. Ich ging schnell wieder zurück, um meinen Kram zu holen. Umsonst die Hektik! Sie saßen noch am Kiosk. Ich mußte, als ich ging, natürlich an ihnen vorbei. Norbert schien mich zu sehen, lachte aber nicht einmal, nur Arno grüßte sehr freundlich (ii, das klingt blöd!), E. J. kaufte sich gerade etwas und sah mich nicht (vielleicht gut). Als ich zu Hause in meinem Zimmer war, hörte ich auf einmal, daß ein Kadett vorbeifährt. Das kommt tausendmal am Tag vor, doch dieses Mal mußte ich zum Fenster gehen, denn ich hoffte – und hoffte richtig, es war Arno. Heute wollte ich auch ins Schwimmbad gehen, aber nein, es regnete! Heute morgen, beim herrlichsten Wetter, mußte ich bei Opel rumhocken, weil ich 4 Wochen dort arbeiten will. So ein Mist. Aber vielleicht reicht das Geld und ich kann mir ein Auto kaufen. Zum Abi soll ich ja auch noch was kriegen!

Dienstag, 26.06.79

Endlich bin ich mit der Schule fertig! Geschafft! Was für ein Glück!
Zeitungsbericht Abitur 1979
Letzten Mittwoch war Thomas wieder mal im Training. Wir trainierten zuerst mit den Männern zusammen, dann wollten sie allein zu zehnt spielen. Wir hatten aber keine Lust, um 10:00 noch mal ein Netz aufzubauen, und hörten auch etwas früher auf. Uschi, Iris und ich durften dann doch bei den Männern mitspielen. Ich war natürlich nicht mit Thomas in einer Mannschaft, sondern mit Günther. Scheiße! Aber einmal, als wir die Seiten wechselten, stand ich schon drüben auf der 3 mit dem Rücken zum Feld, und Thomas kam von hinten und faßte mich kurz an, während er hinüber ging. Ob er etwas sagte, weiß ich nicht mehr, ich sagte jedenfalls oh!, weil ich überrascht war.
Bedeutet es etwas oder macht er es immer so? Ich weiß es nicht.
Gestern, 19:00 Uhr begann unsere Abi-Feier mit ca. 60 Leuten. Wir waren auf dem Grundstück von Ulis Eltern in Wildsachsen. Was dazu zu sagen wäre: es war gut, teilweise sehr lustig (wir lachten immer über Margits Freund, der bestimmt 20 Jahre älter ist als sie, dauernd dumme Sprüche losläßt und das auch noch toll findet.)
Außerdem waren Volleyballfreunde von Aki da, aus Kelsterbach, von denen mir der Otto am besten gefiel, die aber schon ziemlich früh gingen. Es blieben noch Thomas, Fischer und Thomi, der auch mal in unserer Schule war (Ex-Jim), der aber eine Freundin hat.
Geschlafen habe ich eigentlich nicht, nur eine Zeitlang, als es schon hell war, in der Hängematte gelegen. Toll! Um halb 12 war ich zu Hause, und jetzt fühle ich mich schon ziemlich schlapp, bin total blaß und habe dunkle Ringe unter den Augen.

Mittwoch, 2. Mai 1979

Mai 1979

Heute war er wieder beim Training. Ich weiß aber nicht, ob es Thomas oder Christoph ist. Jedenfalls ist er kaum größer als ich (ca. wie Arno), hat dunkle Haare und ein bißchen Locken. Die Nauheimer waren zum Freundschaftsspiel da, und deshalb hatten einige von den Männern immer Pause. Als er gerade aussetzte, waren wir gerade beim Schmettern. Thomas L., Arno und er kamen kurz rüber zu uns. (Übrigens entwickle ich mich jetzt zum Schmetter-As, wie auch Carola bemerkte, es wird ständig besser).
Ich weiß allerdings nicht, was ich von ihm halten soll bzw. von seiner Einstellung mir gegenüber. Vielleicht ergibt sich bald eine Gelegenheit, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Möglicherweise sind morgen abend die Fußballer im Eigenheim, und wenn er da ist, werde ich wohl wieder in ihn (GG-XX XXX) verliebt sein. Ein ganz schönes Chaos. Aber ich habe noch viel Zeit. Das ist gut. Ehrlich! Aber ich warte schon ungeduldig auf den nächsten Mittwoch.

Dienstag, 8.5.79

Letzten Mittwoch waren wir anschließend in der Turnhalle. Donnerstag kam Friedel ca. um 10 Uhr zum Training. Im Eigenheim hat Porky eine Runde Apfelkorn ausgegeben, und Friedel machte eine blöde Bemerkung, daß es doch schon 2 Wochen her sei, daß ich voll gewesen sei. Da war ich endgültig sauer. 1. Weil es nicht zutrifft. 2. Weil ich nicht daran erinnert werden möchte. 3. Weil einige Leute das wirklich glauben (Jo!).
Jedenfalls fragte er, ob ich Freitag auch zu Mario komme. Ich sagte, ich weiß nicht, er bot an, mich abzuholen. Ich sagte zu. Später fuhr er mich dann nach Hause. Am Freitag holte er mich um 21 Uhr ab. Einige waren schon dort, Conny und Porky waren gerade gekommen. Wir saßen aber nicht zusammen. Gut! Denn ich will nicht, daß die anderen einen falschen Eindruck haben. Es liegt mir fern, etwas mit ihm anzufangen. Auf jeden Fall war es ganz lustig. Uschi, Carola, Doris, Christa, Conny und ich knobelten mit Streichhölzern. Conny und ich spielten um den letzten Platz. Conny verlor; sie gab für uns Amaretto aus. Schmeckt erstklassig. (Übrigens habe ich mir einen Stengel Maikraut von Conny mitgenommen. Leider verliert sich der Waldmeister-Duft.) Der nächste Verlierer war Uschi. Es gab wieder Amaretto. Wir Volleyballer (übrigens waren an diesem Abend ziemlich viele da, ca. 23) waren wie fast immer die letzten. Einige hatten Lust, noch irgendwo hinzugehen. Zum Beispiel ins “Candy”. Dann aber meinte Achim, wir sollten doch mit ihm und Jutta kommen. Das waren noch mal 10 Leute: Achim, Jutta, Doris und Peter, Friedel, Arno, Norbert, Wille, Carola und ich. Norbert war schon total zu und mußte draußen erst mal kotzen. Dann redete er dauernd Mist und lachte ziemlich blöd. Ich hätte mich kugeln können. Er und Arno gingen ziemlich früh. Carola und Wille fingen dann plötzlich eine politische Diskussion an, an der wir uns schließlich alle beteiligten. Ich fühlte mich außerordentlich wohl, trank wie alle Cola-Whisky und rauchte!
Als wir anderen schon alle genug von Politik hatten, konnten Wille und Carola noch immer nicht aufhören. Achim und Friedel wollten das Thema wechseln und über die sexuelle Freiheit reden. Carola wußte nicht, ob es ernst gemeint war (s. Hexenball: Wille erzählte ihr, er sein in Baumschule als Setzling gewesen, und Arnos Bruder habe in einer Samenbank gearbeitet). Es ging auch darum, ob sie mit einem Typen schlafen würde, nur weil er ihr heute gefällt. Ich habe davon nicht so viel mitgekriegt, weil ich mal auf Toilette war. Achim und Jutta lassen sich anscheinend viel Freiheit, sie fahren immer allein in Urlaub. Ich habe darüber nachgedacht und glaube, es ist gut, wenn man nicht ständig mit dem selben Typen zusammen ist.
Jedenfalls war es schon ziemlich früh, als wir gingen, zwischen halb 7 und 7 Uhr.
Friedel fuhr Wille und mich nach Hause. Wille war ganz schön voll und redete totalen Mist.
Sonntag haben sie gespielt (Pokalrunde 3:1 gewonnen). Carola war mit, ich war bei Andreas Kommunion.
Morgen abend ist es wieder mal soweit. Hoffentlich ist er da. Ich denke, Jo wird einen ausgeben, da er heute Geburtstag hat, und deshalb bleibt auch er etwas länger da. Das wäre schön.

Donnerstag, 10.5.79

Tatsächlich, so war es!
Während des Trainings gab es natürlich keine Gelegenheit, mit ihm zu reden. Jo hat Bier und Fleischwurst ausgegeben. Wir nahmen unsere mit nach hinten und tranken den üblichen Sekt. Alles aus! Glaubte ich; denn er ging immer ziemlich früh. Dann gingen wir vor zu den Männern, die natürlich wie immer noch nicht fertig waren. Wir gingen hinein. Er war tatsächlich noch da. Ich setzte mich zwischen ihn und Conny, weil gerade da noch Platz war. Er heißt Thomas (K.! später davon …). Porky fragte ihn, ob er in Trebur bleiben wolle. Er sagte, er werde sich bald entscheiden (zwischen TSV und der TG). Er habe aber keine Lust, in der C-Klasse zu spielen. Porky sagte, da müsse er mit Friedel reden.
Ich fragte ihn dann einfach, wo er vorher gespielt habe (Heike wollte es wissen). Er war bei TuS Rüsselsheim. Wir tranken den Rest Bier, ich bot ihm auch davon an, er meinte, er wolle mir ein bißchen helfen. Das zweite Mal fragte er, ob es immer noch das selbe Glas sei! War es natürlich nicht. Er sagte, er habe sowas (Bier, Fleischwurst, etc.) bei noch keinem Verein erlebt. Als Jo mal kurz rausging, um nach den Putzmännern zu sehen, erzählte ich ihm, daß wir einmal bis halb zwei hier waren und daß es dann Ärger gab.
Christoph wollte dann gehen. Ich hatte das Gefühl, Thomas wollte noch nicht. Schließlich mußte er doch denn für ihn ist “um sechs Uhr die Nacht zu Ende”.
Ich bin mal gespannt auf nächsten Mittwoch.
Die anderen (Achim, Jo, Friedel, Arno, die K.s) gingen noch mal in den “Frankfurter Hof”. Ich ging nicht mehr mit, denn zum einen war ich total kaputt, und zum anderen hat gerade der “Frankfurter Hof” einen schlechten Ruf. Carola fuhr mich nach Hause, die Hauptstraße entlang. Die guckten ganz schön blöd, als wir vorbeifuhren.
Heute nach der Schule fuhr ich mit Carola (sie hatte das Auto) in die Stadt, da sie für Iris einen Seesack besorgen sollte. Für die Ardèche-Fahrt. Wir bekamen aber keinen. Jedenfalls, als wir am Friedensplatz an der Ampel standen, sagte sie plötzlich, da sei doch der Christoph K. Tatsächlich! Neben uns im Auto. Ich sah hinüber und lachte ihm zu. Er erkannte uns auch. Ich meinte, du kennst sie doch. Sie sagte ja, sie seien mal bei ihr in der Klasse gewesen.
Also doch die K.s. Ich hatte es bis zu diesem Zeitpunkt nur vermutet. Früher spielten sie beim TVH, damals waren sie bei einem Spiel in Trebur und Carola sagte damals schon, daß sie Ex-Klassenkameraden seien. Sie wohnen übrigens in der T.-K.-Str., die M. Straße entlang, rechts nach dem Main zu. Ziemlich leicht, das herauszufinden, denn sie sind die einzigen dieses Namens im Telefonbuch. Hätte ich nicht gedacht.
Übrigens muß Uwe was gemerkt haben, ich meine, daß ich ein bißchen in ihn verliebt bin, Häufiger als früher sieht er mich jetzt an, ich kann schon damit rechnen, wenn ich morgens zur Schule komme.

Donnerstag, 17.5.79

Am Wochenende wurde unser neues Rathaus eingeweiht. Ich ging Samstag nachmittag mit Mutti hin. Wie ich mir schon dachte waren E. J. und Wolfhard S. auch dort. Leider behandelt er mich wie Luft. Blöd. (Montag in Mathe fiel mir plötzlich ein, daß er wohl Beziehungen haben muß. Autonummer XX). Gestern abend war im Training nicht viel los. Die K.s waren auch nicht da. Vielleicht ganz gut so.
Aber ein großer Schock für uns alle: Conny ist letzten Samstag mit Wille abgehauen, nach Frankreich. Sie hat für Porky nur einen Zettel dagelassen, daß sie mal frische Luft schnappen geht. Montag sind sie zurückgekommen. Porky hatte schon eine Vermißtenanzeige aufgegeben, wegen Entführung und so. Jetzt ist er natürlich vollkommen fertig. Conny wohnt z. Zeit bei Wille. Alle drei kommen nicht ins Training. Wir alle können Conny nicht verstehen. Sie sind gerade ein Vierteljahr verheiratet. Aber schon 5 oder 6 Jahre zusammen. Vielleicht ist es das. Conny hat das Gefühl, etwas versäumt zu haben. Aber trotzdem unverantwortlich. Übrigens muß schon vor der Hochzeit mit ihr und Wille was gewesen sein. Man sieht jetzt vieles in einem anderen Licht. Z. B. als ich damals im April in der Bücherei war und das Auto nicht mehr angesprungen ist. Wille kam und dann auch Conny. Zufall? Wohl kaum. Irgendwo müssen sie sich doch treffen.

Samstag, 26.5.79

Conny und Wille wohnen zusammen bei seinen Eltern, wollen eine Wohnung nehmen, Conny hört mit dem Studium auf, obwohl sie fast fertig ist, weil eben Wille nicht genug verdient. Sie ist mit ihm seit einem 3/4 Jahr zusammen und Porky wußte es. Er ist weg, hat alles aufgegeben, nur seine Schwester weiß, wo er ist.
Scheiße! (Entschuldigung, aber es mußte sein). Ich glaube, ich bin mal wieder verliebt. Gerade das hätte ich nie gedacht. Aber es sind einige Leute daran schuld. Angefangen hat es am Polterabend. Aber damals lachte ich noch darüber. Heute nicht mehr.
Am Donnerstag (Himmelfahrt) waren viele vom Verein schon nachmittags draußen am Kornsand, wo Peter stationiert ist. Etwa um halb sieben rief Carola bei mir an, ob ich auch mit hingehe. Sie hatten angerufen und gefragt, ob wir kommen.
Friedel und Kerstin holten mich ab. Arno und Martin kamen etwas später, aber leider war ich schon weg. Sie wollten Carola abholen, wußten aber nicht, wo sie wohnt und Arno fuhr dann später (halb acht) noch mal hin und holte sie. Sie sollten auch Wille und Conny fragen, ob sie mitkommen wollten, aber sie wollten nicht. Wir saßen dann den ganzen Abend, d. h. bis kurz nach zwei draußen am Lagerfeuer und grillten. Martin hatte seine Gitarre mitgebracht, und das war toll, so daß wir auch etwas singen konnten. Norbert war wieder mal in Hochform, und Cora, Peters Hund, wurde von allen gestreichelt. Ich fand es toll, bis auf die Tatsache, daß ich nicht weiß, was Arno von mir denkt. Nächsten Freitag fahren sie an die Ardèche, ich hätte jetzt größte Lust, mitzufahren, aber es geht ja nicht, wegen dem blöden Abi.

Freitag, 20. April 1979

April 1979

Vor den Ferien habe ich mich noch in Uwe aus meinem Französischkurs verliebt.
Dann waren wir einmal Pizzaessen. Gianni, der dort bei Mario arbeitet gefällt mir sehr gut.
Dann ist da noch ein Fußballspieler vom TSV. Vor ein paar Wochen war er Donnerstags auch im Eigenheim. Als ich nach Hause ging, saß er mit Wolfhard S. an der Theke. Einer der beiden fragte mich, ob ich nach Hause gehe. Eine gute Gelegenheit, ein Gespräch anzufangen. Aber ich war irgendwie so blöd und sagte nur “ja” und ging dann. Scheiße!!
Kurz danach war er in der Main-Spitze. Ich glaube er heißt J., aber K. oder E.? Als es über Ostern so warm war, ging ich ein paar Mal mit Dolly spazieren. Das war einem Samstags, als ich so viele Leute sah.
Zuerst Achim K. Ihn habe ich in letzter Zeit ziemlich häufig gesehen, einmal auch beim Tennisspielen auf dem kleinen Platz hinter der Turnhalle. Ich bin ganz “zufällig” vorbeigekommen.
An diesem Samstag habe ich auch den Bruder von Arno gesehen. Er war auch auf dem zweiten Hexenball. Ich kannte ihn schon vom Sehen, wußte aber nicht, daß es sein Bruder ist. Ich finde, er sieht ganz gut aus, ist nicht so sehr seinem Vater nach.
Vorletzten Mittwoch waren wir bis halb zwei in der Halle, anschließend gingen ein paar Leute noch mal mit zu Norbert, denn er hatte am 9. Geburtstag gehabt. Ich hatte zu viel Sekt getrunken und mit Heike zusammen eine Zigarette geraucht. Nachher war mir übel.
G. saß links von mir und Jo rechts und ich habe mich ganz gut unterhalten. Jo hatte zu viel getrunken und als er wieder mal mit “Annäherungsversuchen” begann, kam er bei mir nicht an. Der nicht! Trotzdem gingen wir zusammen nach Hause, Besser als ohne Begleitung.
Am Mittwoch war Iris nicht im Training, das wunderte mich schon, da sie mit Friedel geht.
Als wir dann zu den Männern rüber gingen (Volker hatte ein Fäßchen Bier ausgegeben) hat er mir sofort Bier angeboten. Als wir aufbrachen, fragte er mich, ob ich noch mal mitginge (in die Turnhalle, zur Konkurrenz). Ich fuhr mit Toni und Uschi, und da sie auch hingingen, ging ich also mit. Iris war mit ihrer Schwester und einigen anderen Typen schon dort. Sehr merkwürdig. Doch als ich Uschi danach fragte, sagte sie mir, es sei aus. Iris hatte Schluß gemacht, angeblich, weil er zu viel schmuste. Das ist doch kein Grund. Ich glaube, sie wollte einfach nicht mehr.
Die anderen machten aus, daß sie am Sonntag nach Sachsenhausen fahren. Friedel fragte mich dann, ob ich auch mitfahre, ich sagte nein, usw. Er wollte unbedingt, daß ich mitkomme, als wir (die Porkys, Toni, Uschi + ich) gingen, sagte er noch einmal: um 6 Uhr. Dann wollen wir uns nämlich bei Porky treffen. Ich hatte ihm aber gesagt, ich wisse noch nicht, ob ich mitfahre.
Ich wollte zuerst nicht mitfahren, mittlerweile habe ich mich doch anders entschlossen. Was aber fest steht: ich will nichts von ihm, denn ich bin in so viele andere Jungen verliebt (es sind ungefähr 6).

Samstag, 28.4.79

Sonntag bin ich mit nach Frankfurt gefahren. Friedel hatte seine Freundin mit. Ich fuhr mit Norbert, Wille und Arno. Was ist nur mit ihm? Als ich einmal von der Toilette kam, machte Porky so eine blöde Bemerkung wie: gerade eben ist Arno gekommen und zwei Min. später kommt Sabine. Keine Angst, ich lasse mich nicht verarschen und schon gar nicht mit irgend jemandem verkuppeln, denn das scheint wohl die Absicht von einigen Leuten zu sein.
Am Mittwoch waren die beiden Typen wieder da (Thomas und Christoph, wie ich von Günther gestern hörte. Ob es wohl die K.s sind, die Carola kennt?) Wenigstens ein Grund, sich auf Mittwoch zu freuen, obwohl es sonst blöd ist, denn wir müssen ziemlich früh aus der Halle, sonst gibt es Stunk.
Joe finde ich endgültig ekelhaft. Am Donnerstag im Eigenheim sagte Porky zum Spaß zu Günther, ich hätte am Sonntag gesungen. Joe, blöd wie er ist, glaubte das wirklich, und sagte zu Ina und Carola, ich müsse wohl “so voll wie eine Kuh” gewesen sein. Ich hätte ihm am liebsten was an den Kopf geworfen, aber es war leider nichts da. Das werde ich ihm nicht vergessen! Da kann er noch so freundlich zu mir sein.
Einige Fußballer (S., der andere J.?) waren auch da, gingen zur gleichen Zeit wie Carola und ich. Als wir dann im Auto saßen, fuhren sie vorbei und hupten kurz. Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit, in Kontakt mit ihnen zu kommen.
Halt!!! Ich weiß jetzt, wo er wohnt. Sein Auto kenne ich schon länger, ein Opel (orange mit schwarz) GG-XX XXX; als ich letzte Woche mit Dolly spazieren fuhr, kam er gerade von Rüsselsheim. Folglich mußte er dann also zu Hause sein. Deshalb fuhr ich die R. Straße entlang, denn dort stand schon einmal sein Auto, allerdings auf der linken Seite bei K. Wenn er aber J. heißt, dann wohnt er genau gegenüber neben L. (Heute habe ich ihn ganz kurz gesehen, als wir von der Schule kamen und Stefanie nach Hause fuhren.)
Gestern abend waren wir Pizza essen bei Mario. Gianni war nicht da, deshalb lief der Betrieb auch nicht so gut. Friedel kam später vorbei. Am Sonntag wollen viele nach Mainz zum Lösch fahren, ich glaube, Carola auch.
Friedel fragte mich wieder, ob ich mitkomme. Zuerst sagte ich, ich wisse es noch nicht. Als wir dann alle gehen mußten, fragte er mich noch einmal und ich sagte nein. Es ist besser so, finde ich.

Freitag, 23. März 1979

März 1979

Geschafft! Das schriftliche Abi habe ich hinter mir.
Mein Horror-Fach Gemeinschaftskunde war überhaupt das lockerste von allen, wahrscheinlich weil es mir so ziemlich gleichgültig ist.
Ich bin schon verrückt. Weil ich mich nämlich verliebt habe. Aber er ist viel zu jung für mich. In der 11. Klasse. Er sieht unheimlich süß aus, dagegen läßt sich nichts sagen.

Sonntag, 11. Februar 1979

Februar 1979

Am Donnerstag kam Volker mal kurz vorbei, als wir Training hatten; ich ging nicht zu ihm, er kam auch nicht zu mir, nur als er wegging, lachte er mir zu.
Gestern Abend war Polterabend bei Conny und Porky. Wir trafen uns bei L.s. Ich fuhr mit Peter das letzte Stück. Volkers Auto stand da. Dann sah ich ihn, aber es war noch ein Mädchen dabei. Hatte ich es nicht gewußt? Seine Freundin. Zuerst gingen wir zu Porkys Eltern, um dort zu poltern, anschließend ging es ins Eigenheim, in den neuen Raum. ich saß neben Carola, Uschi, gegenüber von Angelika und Norbert S. und Arno. Volker saß neben mir, d. h. ein Stuhl war frei. Wir hatten uns gerade hingesetzt, als er mich fragte, wie es mir ginge. Ich sagte, es geht und dann: “Jetzt weiß ich auch, warum du nie Zeit hattest.” Er erklärte mir, daß ich das falsch sehe, er kenne sie schon drei Jahre und damals im November waren sie auseinander, aber an seinem Geburtstag sei sie gekommen und sie feierten Silvester zusammen. Außerdem habe er Schiß gehabt, es mir zu sagen. Ich hatte mir geschworen, er kriegt sein Fett ab, und deshalb sagte ich, und dann so tun als ob, und es wäre besser gewesen, er hätte es mir gesagt, als es so zu erfahren. Er stimmte mir zu, daß es nicht richtig war, und sagte dann, ich solle es nicht tragisch nehmen. Ich sagte ganz cool und abweisend, um mich brauche er sich keine Gedanken zu machen, und außerdem wäre es mir letzten Endes doch ziemlich egal gewesen, weil er nie Zeit hatte. Das stimmt tatsächlich. Ich habe ihm keine Träne nachgeweint.
Nun muß ich mir nur noch einen Plan zurecht machen, wie ich meinen Jungen vom TVH finde. Heute morgen wollte ich nach Haßloch fahren, weil sie heute spielen, aber ich war viel zu kaputt, denn ich bin erst um halb fünf nach Hause gekommen. Bis dahin ist noch viel passiert. Ich habe getanzt, dann nachher an der Bar gesessen. Dieter W., vom TSV, hat mir dauernd erzählt, ich brauche noch zwei Jahre, dann wäre ich eine der Schönsten hier. Ich habe mich köstlich amüsiert. Wir haben verabredet, in zwei Jahren noch einmal darüber zu reden. Er sagte, dann würden mir alle nachlaufen. In diesem Moment ging Joe vorbei, und ich fragte, der auch?, ohne bestimmte Absicht, es hätte auch jeder andere sein können. Er sagte, der sei wohl eine Ausnahme. Ich solle mich an Arno halten, der sei clever. Wahnsinnig interessant, diese Unterhaltung. Später habe ich nur noch Mist gemacht. Obwohl ich genau weiß, daß Joe nur auf das eine aus ist. Ich hatte noch nicht mal zu viel getrunken, jedenfalls fühlte ich mich ganz nüchtern. Jedenfalls tanzte ich mit ihm, dann machten wir Partnerwechsel, ich tanzte mit Günter.
Dann wollte ich auf die Toilette gehen. Joe tanzte immer noch mit der anderen. Ich winkte ihm zu, nur so aus Scheiß. Er lief mir gleich nach. Ich wußte nicht, was ich genau wollte. Jedenfalls blieb ich bei seinen Küssen ganz kalt, gleichgültig. Er versuchte immer wieder, mich rumzukriegen, aber er schaffte es natürlich nicht. Als wir nach oben kamen, waren alle außer Norbert schon weg. Es war mittlerweile halb fünf. Wir bestellten uns ein Cola. Joe verschwand dann, und ich ging nach Hause.
Ich werde Elke anrufen, ob wir uns irgendwann mal treffen können. Mittwoch gehen wir nach dem Training zum Hexenball.
Und dann muß ich auf jeden Fall versuchen, ihn zu finden.

Donnerstag, 15.2.79

Gestern, nach dem Training, gingen wir zum Hexenball ins Eigenheim. Es war ziemlich viel los. Anfangs standen wir oben bei der Sektbar und schwitzten schon im Stehen. Nach einer Weile standen Bärbel, Wolfgang und Achim (Ex-Haßlocher) zusammen. Bärbel und Achim gingen hinunter zum Tanzen und Wolfgang schlug mir vor, es auch zu tun. Nach einer Weile gingen wir in die Bar hinter der Bühne. Christine, Carola, Wille, u. a. kamen dann. Wir tranken viel Sekt und unterhielten uns gut. Carola wurde später von Christine nach Hause gefahren, ich blieb noch. Als ich von draußen zurück kam, standen bei Wolfgang zwei Typen, die ich nicht kannte. Wolfgang fragte irgendwann, ob das “M. Fritzchen” immer noch dabei sei. Wahrscheinlich meinte er die Schule.
Ich sagte, der spielt doch in Haßloch, und Wolfgang sagte ja, und Achim hätte gesagt, er wolle nach Trebur kommen. Ich fragte dann noch, wie alt er ist, und Wolfgang meinte, in seinem Altern, also 21.
Das ist toll, ich dachte, er sei noch jünger. Nachmittags habe ich Elke anvertraut, daß ich versuchen müsse, ihn zu finden, und jetzt das! Ich freue mich wirklich. Hoffentlich nicht umsonst.
Übrigens war Michael R. auch da, wir waren in 11,I zusammen. Er konnte sich noch an mich erinnern, wußte aber nicht mehr, woher. Er hatte auch schon einen sitzen. Ich auch, aber so schlimm war es noch nie gewesen.
Mit dem einen Typen, Helmut, unterhielt ich mich dann, wir tranken Brüderschaft und ich vor allem zu viel Sekt. Etwa um halb vier mußten wir gehen, die Musiker waren schon seit 2 Std. weg.
Er fuhr zuerst seinen Freund nach Bauschheim und dann mich nach Hause. Unterwegs habe ich sogar eine Zigarette geraucht. Ich nahm ihn dann noch mal mit rein. Leider! Dann war ich im Bad, und mein Zustand wurde stetig schlechter. Mir war kotzübel. Mutti hat irgendwas gehört und hat nach mir gesehen. Ich wollte runtergehen, da stand der Typ schon an der Tür und wollte nach mir sehen. Mutti hat ihn natürlich gesehen. Wir gingen runter, und kurz darauf rief sie, ich solle mal rauskommen. Ich weiß nicht mehr genau, was sie sagte, aber es war irgendwas wegen dem Typen, weil ich die Pille nicht nehme und so. Aber ich bin doch nicht blöd. Jedenfalls hat er mein Bett gemacht und wollte dann noch dableiben. Aber mir war so übel, mittlerweile hatte ich schon gekotzt und ich sagte ihm, er solle gehen. Er sagte, er wolle mich anrufen. Ich hoffe, er tut es nicht. Ich will gar nichts von ihm. Ich bin doch immer noch verliebt in den Fritz M. Glaube ich jedenfalls. Falls ich am Samstag auf einen Maskenball gehe, trinke ich auf keinen Fall so viel Sekt. Das bringt ehrlich nichts. Seit dem ersten Mal, an Günthers Geburtstag, mache ich nur Mist, wenn ich zu viel getrunken habe. Dagegen war der Schwips an Weihnachten 1977 gar nichts. Ich werde noch Alkoholiker. Ich brauche unbedingt jemanden, der auf mich aufpaßt. Mal sehen, ob ich es nicht selbst kann. Sonst bekomme ich noch einen schlechten Ruf. In den letzten Wochen und Monaten waren meine Beziehungen zu Jungen immer von der Wirkung des Alkohols überschattet. Das einzige, was in Ordnung war, war das mit Volker, was aber dann leider oder zum Glück doch nichts war. Ich muß mich ehrlich mal zusammennehmen, damit ich in zwei Jahren schön bin und nicht nur äußerlich.

Freitag, 16.2.79

Zum Glück hat er nicht angerufen. Mal sehen, was ich morgen mache. Elke will mir heute Bescheid sagen, ob sie mit auf den Maskenball geht. Ich würde es vorziehen, nach Rüsselsheim zu gehen, von der TG soll was sein, aber wahrscheinlich vereinsintern, denn es steht nichts in der Zeitung. Immerhin wäre dann die Möglichkeit größer, daß ich den “M. Fritz” treffe. Ich hoffe, er kommt möglichst bald ins Training.

Freitag, 23.2.79

Ich bin verrückt! Erklärung später!
Am Mittwoch waren wir natürlich wieder auf dem Hexenball. Helmut war auch da. Er sagte, er habe meine Telefonnummer vergessen und meinen Namen auch. Ich sagte ihm die Nummer noch einmal. Er hatte schon ziemlich viel getrunken und erzählte mir dauernd dasselbe. Ich trank zwar auch Sekt, war aber nüchtern. Na also, es geht doch! Ich ging dann mal runter auf die Toilette, und gesellte mich dann zu den anderen, d. h. Carola, Wolfgang, Christa, Wille. Helmut verschwand dann und ich sah ihn nicht mehr wieder. Er rief mich am Donnerstag nicht an. Fritz war natürlich nicht im Training. Also faßte ich einen Entschluß: ich wollte ihn am Freitag, heute, anrufen. Morgens schrieben wir einen Deutschtest. Ich konnte mich nicht konzentrieren, das wird wohl die erste Deutscharbeit sein, die ich verhauen habe. Nach der 4. Std. ging ich in die Stadt. Ich wollte von der Waldstraße aus anrufen. Aber es war niemand zu Hause.
Nachmittags gab ich Nachhilfe bei Meike und Kerstin bis 16:30 Uhr. Anschließend wollte ich anrufen, aber die Telefonzelle in der Lindenstraße war besetzt. Von 17-18 Uhr war ich bei Sibylle, dann ging ich wieder zur Telefonzelle. Ich war nicht mehr ganz so aufgeregt wie heute morgen, aber zunächst wagte ich es noch nicht. Ich legte wieder auf – ein paar Sekunden Konzentration – aber dann spielte das Telefon nicht mehr so richtig mit. Als auf den Weg zur Post. Als ich ankam, war besetzt. Zum Glück nicht lange. Dann war es endlich soweit. Ich war sogar einigermaßen ruhig. Ich hatte mir ja auch genau überlegt, was ich sagen würde. Ein Mädchen war am Telefon. Ich entschuldigte mich, sagte, ich wisse nicht, ob ich richtig verbunden sei, ob denn bei ihnen jem. Volleyball beim TVH spiele. Sie sagte ja (toll, nie hätte ich das gedacht), wen ich denn sprechen wolle, den Fritz! Ja, sagte ich. Ich hörte, wie sie zu ihm sagte, es sei jemand am Telefon wegen Volleyball. Dann war er endlich da. Ich sagte hallo, und daß er mich nicht kenne, sagte ihm ich heiße Sabine. Ich wußte nicht, wie ich ein Gespräch anfangen sollte, und meinte daher, ich habe gehört, er wolle nach Trebur kommen. Er sagte, das wisse er noch nicht. Es klang nicht sehr positiv. Ich sagte, das wisse ich von Wolfgang. Er wollte wissen, woher ich seine Telefonnummer habe – aus dem Telefonbuch – und der Name – von Günther und Wolfgang gehört – Wolfgang sei früher in seiner Klasse gewesen – ich: habe öfters so verrückte Einfälle (obwohl das nicht stimmt, nur der eine) – ob wir uns mal treffen können, er möchte wissen, wer ihn anruft- Ich gab ihm meine Telefonnummer. Ich solle ihn nächste Woche anrufen (morgen zum Maskenball käme er nicht, mag so was nicht) Vielleicht ließe er von sich hören. Ich hatte ihn auch nach Helmut gefragt, aber er konnte sich nicht erinnern, auch nicht, daß er mich bei den Amis gesehen hat. Ich habe ehrlich Angst vor einen Treffen, wahrscheinlich weil ich mir zu viel erhoffe und weil er das Gefühl haben muß, ich wolle etwas von ihm.

Montag, 26.2.79

Rosenmontag. Heute war ich mit Elke in Mainz. Wir hatten zum Glück schönes Wetter und es war ziemlich viel los. Ganz gut fand ich es, aber auch anstrengend. Nur kommen einem viele Typen so blöd, aber die sind alle fastnachtsgeschädigt.
Als wir in Rüsselsheim waren, rief ich Fritz an. Ich wollte es zuerst nicht tun, denn es kam mir zu blöd vor, aber da ich es am Freitag nun mal angefangen hatte …
Sein Vater war am Telefon, er sagte, er sei unten in der Garage bei seinem Motorrad. Ob er ihm etwas ausrichten solle? – Ja, er solle ihm sagen, wenn er will, kann er mich heute abend mal anrufen. Als ich eine halbe Stunde später nach Hause kam, fragte mich Mutti, ob ich einen Fritz M. kenne. Er habe vor etwa 15 Min. angerufen. Da ich nicht zu Hause war, wolle er später noch mal anrufen. Sie fragte mich, woher ich ihn kenne. Eine dumme Frage. Ich sagte, vom Volleyball, was ja nicht falsch ist. Gegen halb acht hat er dann angerufen. Wie er mir sagte, hat er schon dreimal angerufen. Am Samstag um halb elf und gegen zwölf und heute vormittag um halb elf. Das finde ich super! Volker hat mich immer ganz schön hängen lassen und Helmut hat (absichtlich?) meine Telefonnummer vergessen. Er geht übrigens aufs Kant, wie ich es mir schon gedacht habe, immer noch, macht im Winter sein Abi.
Er weiß übrigens, wo ich wohne. Es hat mich aber einige Fragen gekostet, um herauszukriegen, wieso. Als ich ihm meinen Namen und die Telefonnummer gab, hat sein Vater gleich im Telefonbuch nachgesehen und ihm gesagt, wo ich wohne. Gestern abend dann sei er ein bißchen herumgefahren und auch bei mir vorbei. Er glaubt sich jetzt an mich zu erinnern, und hat auch einige Leute nach mir gefragt. Im Übrigen sagte er, ich könne froh sein, daß er am Freitag guter Laune gewesen sei, denn sonst sei ich wohl bei ihm “auf Granit gestoßen”. Er sei in Bezug auf Mädchen nämlich ziemlich schüchtern. Unglaublich! Ich mußte ihm etwas über mich erzählen. Er hat wie ich blaue Augen, und seine Haare sind mittlerweile ein Stück länger. Er ist noch nicht lange 21. Jedenfalls will er morgen nachmittag vorbeikommen. Er sagte, das sei für ihn wie Weihnachten, er sei dann den ganzen Tag nervös. Hoffentlich erlebt er keine Enttäuschung. Und ich auch nicht. Ich habe jetzt schon das Gefühl, ich müsse sterben.

Dienstag, 27.2.79

Heute nachmittag war er da. Er war ziemlich überrascht, denn er hatte mich doch noch nie gesehen. Er hat sich übrigens auch ein bißchen verändert, seine Haare sind nicht länger.
Es war gar nicht so einfach, immer Gesprächsstoff zu finden. Ihm ging es genauso wie mir: eine gewisse Hemmung war noch da.
Er sagte, er wolle mich vielleicht mal anrufen und vorbeikommen. Ich fühle mich jedenfalls ziemlich down, denn ich habe das Gefühl, ihm liegt nichts daran.
Ich werde zunächst einmal abwarten, ihn vielleicht mal in der Schule (be)suchen oder auch anrufen. Immerhin fand er meine Idee mit dem Anrufen gut. Wenigstens etwas.

Montag, 1. Januar 1979

Januar 1979

Frohes neues Jahr!
1979!
Ich liebe dich, Volker!
Es regnet immer noch!

Dienstag, 2.1.79

Gestern hat es endlich geschneit, leider nicht genug, und jetzt ist es eisig kalt. Heute morgen, beim Skilaufen hier in Tiefenbach, bin ich fast erfroren.
Die Mainzer, die auch hier im Haus wohnen, fahren morgen nach Hause, weil es ihnen zu kalt ist. Im Walsertal soll auch nicht genug Schnee sein, nur auf der Kanzelwand bei Temperaturen von -32° C!

Mittwoch, 3.1.79

Mir gefällt es hier überhaupt nicht mehr. Ich friere ständig, und das Skilaufen in Tiefenbach macht auch keinen Spaß. Ich will nach Hause!

Samstag, 13.1.79

Am letzten Tag, Freitag, war es doch noch ganz toll. Morgens -20° C, ich war mit Papa und Onkel Heinz am Söllereck, wir mußten 3/4 Std. am Lift stehen, was aber gar nicht so schlimm war, die Abfahrt war toll, und nachher war es nur noch -5° C kalt.
Samstag kamen wir nach 7 1/2 Std. Fahrt nach Hause. Zu meiner größten Enttäuschung war keine Post für mich da. Aber am Montag bekam ich vom DER die Mitteilung, daß sie mich nehmen. Ich habe mich unheimlich gefreut und tue es jetzt noch. Aber von Volker war immer noch nichts da.
Montag fuhr ich in die Stadt und kaufte alles mögliche, ein Tuch, einen Pulli, Genesis-LP, Tee. Und bei der Gelegenheit ging ich die F. Straße hinunter bis zum Ende, wo Volker wohnt. Früher war das wohl die Villengegend der Stadt. In diesem Viertel stehen große, alte Häuser mit riesigen Gärten. Volker wohnt allerdings in einem nicht ganz so großen.
Mittwoch abend war er wieder im Training. Ich war ganz überrascht. Wir redeten am Anfang kurz miteinander.
Später, nach dem Duschen, gingen Conny, Angelika und ich noch mal kurz zu den Männern rüber in die Kabine, denn sie waren noch nicht ganz fertig, wie üblich.
Volker war an diesem Abend mit Wolfgang gefahren, konnte mich also nicht nach Hause bringen. Er versprach aber, mich am nächsten Tag anzurufen. Am Donnerstag wartete ich vergeblich auf den Anruf. Ich telefonierte gegen Abend mindestens eine halbe Stunde mit Elke, die am Dienstag aus Österreich zurückgekommen war, Irgendwann werden wir uns mal wieder treffen.
Im Training war Volker auch nicht. An diesem Abend fühlte ich mich ziemlich down, am Freitag morgen war es etwas besser, abends dann besonders schlimm. Es hatte mich wieder mal das heulende Elend gepackt.
Aber dann hatte ich die Idee! Ich kannte sein Telefonnummer, die zwar unter dem Namen (wahrscheinlich) seines Großvaters im Telefonbuch steht, aber den kannte ich seit Montag.
Ein guter Plan! Ich führte ihn heute morgen aus, und alles klappte vorzüglich. Erstens war er zu Hause, und dann sah er auch ein, daß es ziemlich fies war, was er gemacht hatte, obwohl er ziemlich viel zu tun hatte. Er fragte mich, ob ich sauer sein, ich sagte nein, denn ich bin es tatsächlich nicht, ich kann es einfach nicht. Gestern hätte ich ihn erwürgen könne, aber andererseits würde ich ihm alles (?) – vieles – verzeihen. Morgen, zu unserem Spiel, will er vielleicht kommen. Oder mich anrufen.
Ich muß mich erst daran gewöhnen, daß ich für ihn nicht so wichtig bin. Ein ungewohnter Gedanke. Aber das nächste Mal werde ich es nicht so ernst nehmen, wenn er nichts von sich hören läßt.

Samstag, 20.1.79

Von wegen! Ich fühle mich wieder mal mies, mieser, am miesesten!
Volker hat mich am Sonntag angerufen (die Zellhausener kamen übrigens zu spät, wir machten nur ein Freundschaftsspiel gegen den TVH, das wir 3:1 verloren), aber er war zu müde, um abends noch irgendwas zu machen. Er versprach mir, Montag abend noch mal anzurufen. Was er auch tat. Aber es war ihm plötzlich eingefallen, daß er nicht weiß, wo man Montags hingehen könnte. Seit Montag arbeitet er bei Opel, diese Woche hatte er Spätschicht, also konnte er nicht zum Training kommen. Aber am Donnerstag wollte er anschließend ins Eigenheim kommen, was er natürlich nicht tat.
Freitag hatte ich nur zwei Std., ich ging zum Bus, einen kleinen Umweg durch die F. Straße. Volkers Auto stand draußen. Also war er wahrscheinlich zu Hause. Ich hoffe immer noch, daß er mich heute anrufen wird. Er wird es aber bestimmt nicht tun. Ich auch nicht! Nächste Woche beim Training muß ich mal mit ihm reden. Ich lasse mir doch nicht alles gefallen.

Dienstag, 23.1.79

Am Sonntag konnte ich es schließlich nicht mehr aushalten. Ich habe ihn angerufen. Er versprach mir, mich Montag nachmittag um 16 Uhr anzurufen, um dann etwas zu verabreden. Er rief nicht an, abends auch nicht. Ich war wieder mal total am Ende.
Heute morgen kam Elke in der Pause mal kurz vorbei. Ich redete auch mit ihr über mein Problem. Ich sagte ihr, ich wolle ihn heute abend nach der Englischarbeit (wir haben heute nachmittag bei H. geschrieben) von Rüsselsheim aus anrufen. Sie riet mir, ihn doch auch mal schmoren zu lassen.
Ich überlegte es mir und wollte es dann auch tun, aber leider (oder glücklicherweise?) war ich erst um 17:20 Uhr fertig und mußte also auf den 18:15er Bus warten. Also rief ich ihn doch an, aber erst nachdem ich mich vergewissert hatte, daß er zu Hause war. Die Telefonzelle, von der aus ich ihn anrief, befindet sich gerade um die Ecke in der S.straße. Ich sagte ihm allerdings, ich sei in der Waldstraße. Von dort aus wollte ich ihn auch eigentlich anrufen, nur fiel das Geld immer wieder durch. Wie immer hatte er eine Entschuldigung. Sonntag abend hatte er lange fern gesehen und sich deshalb gestern nachmittag um drei Uhr hingelegt und bis abends um neun geschlafen (diese Woche hat er Frühschicht). Heute abend ist er gleich weg zum Hockey mit einem Freund, und morgen muß er zu einer Sitzung. Er meinte, vielleicht komme er gegen Ende noch mal zum Training, worauf ich ganz cool erwiderte: “Wenn du Lust hast.” Daraufhin meinte er, was das denn heißen solle, wenn er Lust habe. Er komme, wenn er Zeit habe, Lust habe er schon. (Ich habe allerdings manchmal das Gefühl, daß das nicht zutrifft.)
Noch etwas beunruhigt mich: seine Oma (?) war zuerst am Telefon und hatte meinen Namen nicht verstanden. Sie fragte: “Ute?” Als ich mit Volker in Mainz war, sagte er auch einmal etwas, daß damals Ute noch dabei war. War sie seine Freundin oder ist sie es noch? Nutzt er mich nur auch? Hat er deshalb nie Zeit für mich? Ich wünschte, ich wüßte es. Morgen abend kommt er bestimmt nicht, ich kenne ihn doch. Schade.

Montag, 29.1.79

Donnerstag war er beim Training, wir redeten kurz miteinander. Er und Wolfgang gingen dann schon ziemlich früh.
Die nächsten Tage ließ er, wie erwartet, nichts von sich hören. Ich hoffte, ihn am Sonntag beim Spiel zu sehen. Aber er war nicht da. (Übrigens gewannen die Männer das entscheidende Spiel gegen Weiterstadt mit 3:1).
Schon morgens hatte ich eine beginnende Erkältung oder Grippe gespürt. Es wurde dann schlimmer. Heute war ich nicht in der Schule. Zur Zeit liege ich noch im Bett, aber wohl nicht mehr lange, denn ich fühle mich schon viel besser.
Wenn ich Volker das nächste Mal sehe, muß ich die Sache unbedingt klären. Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, das “Gummipüppchen” zu suchen. Er ist doch süß, man muß nur an den 15.7. denken.

Fundstücke aus der Schule:
“Wir müssen aus dem Ochsen, den er uns hier auf das Papier gezaubert hat, einen Brühwürfel machen.”
(Zitat Isensee LKD, Mittwoch, 17.1.79, 1. Std., zur Interpretation eines Sachtextes)
Populanten von Domizilen mit fragiler, transparenter Externstruktur sollten sich von der Umfunktionierung von gegen Deformation resistenter Materie zu Wurfprojektilen distanzieren.
Mathematiker sind die Eunuchen der Wissenschaft.
Sie wissen, was man alles tun kann, können aber mit ihrem Wissen nichts anfangen.
If you know she gets a baby –
join the army or the navy!
Knast ist die Fortsetzung der Pädagogik mit anderen Mitteln.
Freiheit für Grönland!
Nieder mit dem Packeis!
Einstein ist tot,
Newton ist tot,
und mir ist auch schon so schlecht!
Keine Atommülldeponie auf dem Mars .
denn Mars bringt verbrauchte Energie sofort zurück!

Mittwoch, 20. Dezember 1978

Dezember 1978

Ich habe die 3 1/2 Wochen überstanden. Jetzt ist es kurz nach halb acht.
Ich fange schon an, nervös zu werden. Aber wahrscheinlich kommt er heute überhaupt nicht. Ich habe extra eine Flasche Sekt gekauft. Die ein Hälfte für heute abend. Wenn ich ihn dann treffe, wird es mir vielleicht nicht so schwer fallen, mit ihm zu reden. Falls er heute nicht kommt, trinke ich morgen abend die andere Hälfte zur Vorbereitung.
Es ist schon lustig: damals, als mir das mit den Italienern passiert war, habe ich mir geschworen, nicht eher wieder hinzugehen, bis ich einen Freund habe, und dann mit ihm zusammen. Als ich das erste Mal wieder dort war, war ich mit Volker zusammen, zwar nicht mein Freund, aber es mußte doch wohl so aussehen, da ich mit ihm allein war. Das hat mich ehrlich gefreut.
Letzten Freitag war ich in Mainz, Weihnachtsgeschenke kaufen. Für mich habe ich natürlich auch etwas gekauft. “Etwas” ist gut, ziemlich viel sogar: einen Shetland-Pulli, eine Bluse, einen Silber-Ring, und das Beste, sozusagen mein Weihnachtsgeschenk an mich: eine Kette aus Muscheln, Indianerschmuck, wie Volker sie auch hat. Heute abend werde ich sie zum ersten Mal anziehen. Meine Nervosität wächst. Ich spüre ein merkwürdiges Gefühl im Magen, eine Leere, als ob sich etwas zusammenzieht, und ab und zu läuft ein Kribbeln durch den ganzen Körper. Hoffentlich ist es nicht umsonst.

Freitag, 22.12.78

Wie recht hatte ich doch!
Am Mittwoch ging ich also gegen viertel vor neun los. An der Kreuzung traf ich Christa und Iris. Sie waren schon hinten an der Halle gewesen, doch ein Typ war ihnen nachgelaufen, und sie bekamen es mit der Angst zu tun, zumal sonst noch niemand dort war. Wir gingen nun erst einmal zu L.s, um zu fragen, ob überhaupt Training ist (Fußball!), sie meinten ja, wir gingen zu Porky, doch er und Conny waren schon weg. Christa hatte Angst, also gingen Iris und ich allein hin, das letzte Stück fuhren wir mit Wille. Natürlich war Volker nicht da, und an diesem Abend war extrem wenig los. Die Männer spielten Fußball (zu fünft), und wir vier oder fünf anderen spielten Volleyball, aber keiner hatte so richtig Lust.
Donnerstag nachmittag war ich mit Kofferpacken und Geschenke einpacken beschäftigt. Ich hatte beschlossen, vorher keinen Sekt zu trinken. Die halbe Flasche gestern und anschließend noch ein paar Becher waren zu viel gewesen. Am Donnerstag morgen fühlte ich mich hundeelend. Auf dem Weg zur Halle hoffte ich, Volker zu treffen, was natürlich nicht geschah.
Als ich ankam, waren von den Mädchen nur Conny und Marita da. Da die Handballer kein Training hatten, waren wir heute in der Umkleidekabine, die die Männer sonst Donnerstags benutzen. Deshalb wollten auch die meisten zu uns in die Kabine, was uns natürlich amüsierte. Als wieder einmal die Tür aufging, hatte ich allen Grund, mich zu freuen. Es war Volker! Nachher beim Training ergab sich keine Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Wir waren schon etwas früher mit dem Duschen fertig als die Männer, wie gewöhnlich, wollten aber noch auf sie warten.
Es gab bei ihnen wieder mal Bier, wir bekamen natürlich auch etwas. Joe und Porky und G. und auch einige andere kamen dann rüber. Endlich, als wir dann aufbrachen, sah ich Volker. Aber wir sagten nur kurz “Hallo” zueinander, und mir war klar, daß ich das Pech hatte, immer an solche Typen zu geraten (siehe Joe). Wir standen noch draußen im Gang, als Joe zu G. sagte, er habe heute eine neue Genesis-LP bekommen, “Nursery Crime”. Worauf ich natürlich gleich verkündete, die habe ich auch. Dadurch entdeckten wir drei unseren gemeinsamen Geschmack: wir sind GENESIS-Fans.
Im Eigenheim saß ich zwischen Joe und Arno, die beide schon ziemlich zu waren. Volker unterhielt sich die ganze Zeit mit Pia und Wolfgang, nur ein paarmal sahen wir uns lange an. Kurz bevor wir gehen mußten setzte sich Martin zu mir, der Physik studiert. Als wir dann schließlich alle gingen, hoffte ich immer noch auf eine Gelegenheit, mit Volker zu reden. Aber ich hatte auch ein bißchen Angst, denn er schien es nicht zu wollen.
Zufälligerweise ging Martin mit mir zusammen nach draußen. Er fragte mich, wie ich denn nach Hause komme, und schlug vor, mich zu fahren. Ich war nicht so einverstanden und meinte, ich könne laufen. Volker war inzwischen auch herausgekommen. Er fragte mich, ob ich schon wisse, wie ich nach Hause komme. Er könne mich fahren. Martin stand leider auch noch da und warf sofort ein, daß er mir das auch schon angeboten habe. Ich mußte mich jetzt entscheiden. Martin tat mir leid, aber da war sowieso nichts drin, auch nicht ohne Volker.
Also fuhr Volker mich nach Hause. Wir saßen zuerst noch eine zeitlang im Auto. Er sagte, er hätte eigentlich schon viel früher etwas von sich hören lassen, aber er hatte meinen Namen vergessen und konnte folglich nicht anrufen. Außerdem waren die letzten Tage ziemlich hektisch, da er entlassen worden war und anschließend gefeiert wurde. Wir tauschten unsere Adressen aus, denn wir wollen uns natürlich schreiben. Er fährt am 2. Jan. mit seinem Bruder zum Jenner, anschließend 2 oder 3 Tage nach Kaprun und wird am 11. oder 12. wieder zurück sein.
Ich hatte eiskalte Hände und sagte ihm das auch. Kurz darauf fragte er mich, ob wir denn nicht noch mal zu mir reingehen könnten. Was meine Eltern wohl dazu sagen würden. In diesem Punkt konnte ich ihn allerdings beruhigen; denn ich habe ja mein Zimmer unten. Dann versicherte er mir (und das finde ich besonders toll), daß ich keine Angst zu haben brauche, daß nichts gegen meinen Willen geschehen soll. So weit sei er schon emanzipiert. Ich sagte ihm, ich habe keine Angst, was zwar nachher nicht mehr so ganz stimmte, aber bis jetzt hat mir die Erfahrung gefehlt. Ich fand es aber ganz lieb, daß er mir ein bißchen geholfen hat. Bloß nachher mußte ich innerlich grinsen, weil er fast eingeschlafen wäre und er hat sogar geschnarcht. Ich muß jetzt noch darüber lachen, finde es aber kein bißchen abstoßend, vielleicht ein Zeichen dafür, daß ich ihn liebe.
Kurz nach drei entschloß er sich widerwillig, nach Hause zu fahren. Er versprach, mich anzurufen, wenn er wieder zu Hause ist. Was ich bei ihm gut finde ist, daß er vieles akzeptiert, was z. B. Uli nie getan hat, wie die Tatsache, daß ich an einigen Stellen zu viel Fett habe. Wir passen eben viel besser zusammen. Er ist ja auch ein Steinbock. Meinen Eltern habe ich nicht erzählt, daß Volker noch mal bei mir war. Ich weiß nicht, wie sie das aufnehmen würden. Außerdem ist es meine Privatangelegenheit.
Heute habe ich mal kurz in die Bildzeitung geschaut. Die Horoskope habe ich zur allgemeinen Amüsierung vorgelesen (fast in jedem steht, man solle mit irgend etwas maßhalten).
Dann fand ich noch etwas: ein Extra-Horoskop für Geburtstagskinder. Dabei konnte ich endlich verkünden, daß ich jemanden kenne, der heute Geburtstag hat und daß dieser Jemand Volker ist. Mutti fragte, ob er denn schon vom Bund zurück sei, und ich sagte, ja, er sei schon Donnerstag beim Training gewesen. Sie meint, Steinböcke seien gute Menschen, mit denen man gut reden kann, und die sehr verträglich sind. Das trifft bestimmt zu. Nur habe ich in dem Mordillo-Kalender gelesen, daß man versuchen soll, die Steinböcke bei guter Laune zu halten. Ich glaube, das ist auch richtig, sonst reagieren sie sauer. Jedenfalls sollen Steinböcke und Löwen gut zusammen passen.
Am Freitag, als Volker gegangen war, mußte ich mein Versprechen einlösen, das ich mir selbst gegeben hatte: wenn ich einen neuen Freund habe, zünde ich die Dänemark-Kerze an und trinke Sekt. Sozusagen eine kleine private Feier. Ich habe den Rest Sekt vom Mittwoch getrunken und GENESIS gehört.
Am Freitag morgen hatte ich das Gefühl, ein nasser Sack zu sein und nie mehr aus dem Bett zu kommen. Ich schaffte es schließlich doch. Nur Autofahren konnte ich nicht, aber ich war sowieso nicht wild darauf, ein vollgepacktes Auto mit 4 Personen und Hund zu fahren. Nein Danke!
Als wir gestern (heute ist Samstag) hier in Tiefenbach ankamen, sah es ziemlich mies aus. Kaum Schnee. Aber wie Onkel Heinz sagte, könne man am Nebel-, Fellhorn, im Walsertal Skilaufen. Mir hat es jedenfalls schon gereicht. Als ich heute morgen aufwachte, dachte ich, ich sehe wohl nicht recht: draußen war alles weiß, und es schneite noch immer! Ich sprang regelrecht aus dem Bett, was mir sonst nie passiert.
Etwa um elf fuhren wir nach Riezlern auf die Skiwiese. Zuerst war es noch bewölkt, doch dann kam die Sonne heraus. Wir hatten das schönste Wetter und es war angenehm warm.
Zu Anfang hatte ich ziemliche Schwierigkeiten mit dem Skilaufen. In einem Jahr verlernt man doch ziemlich viel, es fehlt an Übung. Aber dann am Ende, gegen drei Uhr, ging es schon wieder ganz gut. Und es macht Spaß!
Ich würde mich gern freuen, Volker wiederzusehen, und das tue ich auch, aber gleichzeitig muß ich daran denken, daß dann die Schule wieder anfängt, sozusagen der Endspurt. Ich bin froh, wenn es vorbei ist.
Elke werde ich dann auch wieder mal besuchen. Sie hat jetzt schon ihr Abi, mit einem Durchschnitt von 1,2. Nein danke, lieber nicht, wenn man bedenkt, daß ein ziemlicher Druck von den Eltern ausgeht. Das hielte ich nicht durch, denn ich bin viel zu faul.

Sonntag, 31.12.78

Fünf Tage sind wir Ski gelaufen! Dann war es aus! Die ganze Zeit hat es schon getaut, aber der Schnee reichte noch zum Skilaufen. Am Donnerstag fing es an zu regnen, und jetzt ist es überall grün. In Norddeutschland Schneestürme. Katastrophengebiet. Temperaturstürze. Die Kältezone verschiebt sich ständig weiter nach Süden. Bald wird es auch hier schneien. Donnerstag waren wir in Rohrmoos essen. ZDF war auch dort, filmte für Kindersportsendung (Skispringen, u. a. mit Heini I.).
Dienstag habe ich einen Brief an Volker geschrieben. Er muß ihn jetzt schon längst haben. Das war eine schöne Quälerei, denn ich hatte die größten Schwierigkeiten, meine Gefühle auszudrücken, ohne zu übertreiben.
Sonst geht mir hier alles ziemlich auf die Nerven. Niemals kann ich allein sein, wie zu Hause in mein Zimmer gehen und Platten hören. Es kotzt mich an, ständig jemanden um mich herum zu haben, und bei den geringsten Anlässen reagiere ich sauer.
Die einzige Hoffnung ist, daß es bald Schnee gibt. Vielleicht werden wir eingeschneit. Das wäre super. Ein paar Tage länger würde ich schon hierbleiben.

Sprüche, die ich auf Schultischen gefunden habe:
The higher they climb
the harder they fall.
“Und in der guten Stube drinnen
da rinnt des Försters Blut von hinnen.”
(aus dem Adventsgedicht von Loriot)
“Wir sind die schwarzen Hasen,
wir bringen dich unter den Rasen.”
(Die schwarzen Hasen aus Pinocchio)
Es ist lang, dünn und rot und liegt in der Wüste.
Was ist das?
(Regenwurm mit Sonnenbrand)
Langeweile macht sich breit
Langeweile ist ausgebrochen in der Stadt
kommt angekrochen und sie hat keine Eile,
(Hannes Wader)
Wir füllen unseren Swimming-Pool
mit dem Blut der CDU!
Die Stunde ist bald wieder ‘rum,
der Lehrer redet dusslig ‘rum,
so geht das nun tagein tagaus,
in 1 Jahr ist die Schule aus.
“Ist ja übel”,
sprach der Dübel
und verschwand
in der Wand.
“Nein, nein”, sprach das Schwein
und trank ein Glas Wein.
Sprüche von Schulbänken

Samstag, 4. November 1978

November 1978

Joachim ist nicht gemein! Er hat ein Spiel gespielt und ich habe mitgespielt.
Am Montag habe ich natürlich nicht mit ihm darüber geredet. Bis am Abend war meine Wut längst wieder verflogen.
Heute habe ich ihn kurz beim Einkaufen gesehen, aber er redete mit Arno, und ich wollte nicht so lange warten.
Bei Gelegenheit muß ich aber etwas mit ihm klären. Und zwar, was er gegen mich hat und warum.
Er ist am 8.5.60 in Lohr am Main geboren. Er wird bald nach Geinsheim ziehen. Schade. Und wenn er nach dem Abi zum Bund geht und dann Pilot wird, werde ich ihn auch beim Training nicht mehr sehen. Wenn er gemein wäre, wäre mir das alles gleichgültig. Aber das Schlimme ist eben, daß ich ihn liebe. Das wußte ich schon vor vier Jahren.
Aber ich werde es wohl vergessen müssen.

Dienstag, 7.11.78

Samstag abend wußte ich noch nicht, ob ich zur Zuckerrübenkerb gehe oder zur Disco. Ich schaute mal kurz zur Turnhalle ‘rein. Moni, Christa und Iris waren dort.
Dann ging ich zur Disco, um zu sehen, was dort los war. Ziemlich voll war es jedenfalls, aber größtenteils jüngere, Ute war auch da. Joe hatte gesagt, daß er hingehen würde, aber ich sah ihn nicht.
Daher entschloß ich mich, doch in die Turnhalle zu gehen.
Sigrid traf ich dort; sie hatte nicht gewußte, ob sie hingeht, als ich sie angerufen hatte. Ich war mir ihr und einigen anderen von der Landjugend zusammen. Zweimal waren wir unten in der Bier-Bar und tranken Sekt.
Christina sah ich an diesem Abend nur ganz kurz. Seit sie einen Freund hat, ist sie nur mit ihm zusammen. Ich fand es ziemlich langweilig, obwohl viel los war. Sigrid ging kurz nach elf. Ich wollte auch nicht mehr lange bleiben, ging aber zum Glück! dann doch noch nicht. Ich setzte mich zu Christa, und kurz darauf forderte mich ein Typ, der bestimmt zwei Jahre jünger ist als ich, zum Tanzen auf. Ich glaube, er war geschockt, als er hörte, daß ich 18 bin.
Es muß kurz nach 12 gewesen sein, ich saß gerade in der Pause am Tisch, als Joachim und Arno kamen. Ich ging zu ihnen hin und redete kurz mit ihnen. Die beiden waren auf der Disco gewesen, es sei ganz gut gewesen, sagte Joe.
Dann tanzte ich wieder mit dem Typ, und anschließend gingen wir hoch in die Sektbar. Ein Wunder, denn er wußte doch, wie alt ich bin! Als wir herunterkamen, standen Joachim und Arno gerade da. Ich sagte irgendetwas zu Joachim, ich weiß überhaupt nicht mehr, was es war, ich spürte schon die Wirkung des Sektes.
Plötzlich meinte Joe, wir könnten doch mal tanzen. Ich war natürlich begeistert. Es war das erste Mal, daß ich mit ihm tanzte. Doch es dauerte gar nicht lange, leider. Irgendjemand fragte ihn etwas, und er mußte plötzlich weg und mit jemandem reden. Norbert K. war inzwischen auch wieder mal aufgetaucht. Ich tanzte dann mit ihm. Anschließend gingen wir alle in die Sektbar und tranken dort Massen von Sekt, was mir gar nicht bekam. Aber als ich das bemerkte, war es bereits zu spät.
Ich tanzte noch mit einem anderen Typen, und dann ging ich mit Iris rau. Draußen traf ich die zwei Italiener von der Pizzeria Mario. Sie hatten gesagt, sie wollten kommen. Der eine, Tonio, klein, als (24) sagte, ich solle Moni suchen. Ich fand sie in der Sektbar, aber sie wollte nicht tanzen. Also ging ich (blöd!) allein wieder runter, tanzte mit Salvatore (19 ca.?); dann gingen wir vier (Christa auch) nach oben. Christa war plötzlich wieder weg. Salvatore spricht überhaupt nicht deutsch. Ich redete mit Tonio. Wir gingen dann raus, weil ich bei dem Lärm kaum etwas verstehen konnte. Ich weiß nicht mehr, was ich ihm alles erzählte, aber ich war einverstanden, daß wir mal zusammen weggehen (ich dachte mehr an Salvatore) und sagte, ich wolle ihm meine Telefonnummer geben. Dann tanzte ich mit ihm. Irgendwie wurde ich ihn dann los, traf Joachim, Arno, Iris. Arno sagte, er müsse das Auto seines Bruders nach Hause fahren, da dieser zu betrunken sei, und gab mir den Schlüssel für sein Auto. Ich ging mit Joe zusammen raus. Aber er wollte mich nicht fahren lassen, da ich zu viel getrunken hatte, Gemeinheit!
Also fuhren wir Arnos Auto nach Hause, und dann alle mit dem Auto seines Bruders zur Turnhalle. Die Early Birds hatten schon aufgehört zu spielen. Ich holte meine Jacke, sagte Iris, daß wir zu Lule fahren. Sie und Christa wollten auch noch kommen, taten es aber nicht. Wir aßen dann noch Pommes Frites und Gulaschsuppe. Christine E. kam noch mal kurz rüber. Sie hat am gleichen Tag Geburtstag wie ich!!
Joachim ist auch ein Genesis-Fan. Vielleicht leiht er mir ein paar Cassetten. Er sagte an diesem Abend irgendwas von “Trespass”, und deshalb kaufte ich mir die LP gestern. Ein guter Tip. Sie ist toll!
Als wir um halb fünf abzogen, war ich total nüchtern. Toll, was?!
Am Sonntag freute ich mich, daß ich den Italiener so toll ausgetrickst hatte, denn er hatte meine Telefonnummer nicht. Ich will ja gar nichts von ihm. Der andere ist wohl ganz süß, aber wenn ich mich mit jemandem nicht mal über Genesis unterhalten kann, hat es keinen Zweck. Gerade als ich mit Dolly weggehen wollte, klingelte das Telefon. Ich wußte erst gar nicht, wer dran war (der Italiener), weil er dauernd sagte, der Gitarrist sei es. Dann dämmerte mir etwas, aber ich stellte mich blöd. Und dann hatte ich die Idee! Ich sagte, Sabine sei nicht zu Hause, ich sei ihre Schwester, und lallte dann so rum, ich hätte sie gestern gesehen, hatte zu viel getrunken, und das wohl nicht ernst gemeint, und all so ‘n Mist. Ich sagte, ich sei 20. Er wollte mich gleich kennenlernen, aber ich erzählte ihm, ich wohne nicht hier. Sabine sei für längere Zeit weg, und habe auch sonst keine Zeit, weil sie sich abends mit Freunden treffe. Er sagte, ich solle ihr Bescheid geben, usw. Ein Glück, das hatte ich geschafft. Da hatte ich ziemlichen Mist gebaut. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, warum ich zugesagt habe. Das war mir eine Lehre! Nie wieder! Joe muß auch einen schlechten Eindruck von mir kriegen, wenn ich dauernd (?) (manchmal) so zu bin. Aber er ist doch gemein. Weil er gar nichts gegen mich hat. Das ist natürlich toll, aber ich wollte ihn doch mal bei Gelegenheit so schön ausquetschen. Wieder nichts! Aber es ist gut so.

Sonntag, 19.11.78

Gestern spielten die Männer in Wiesbaden. Ich fuhr mit, weil ich Lust dazu hatte und ein bißchen auch wegen Joe. In der gleichen Halle spielten auch die A-Jugend-Mannschaft von der TG Rüsselsheim gegen die von Wiesbaden.
Die Wiesbadener sah ich gleich am Anfang, als wir ankamen. Ein Junge erinnerte mich an den Jungen vom TV Haßloch, und wenn ich an ihn denken, tritt Joachim in den Hintergrund.
Anschließend fuhren wir (Günther, Bärbel, Conny, Porky, die K. Brothers, Joachim und ich) nach Mainz in ein Weinlokal. Wir aßen etwas und tranken sage und schreibe 47 Gläser Wein insgesamt! Ich hatte drei getrunken und war ziemlich nüchtern.
Wir wollten anschließend Pizza essen gehen, aber es war schon geschlossen.
Joe und Porky hatte zwei Rollen Toilettenpapier mitgehen lassen, und auf der Straße fragten sie die Leute, was sie von diesem Toilettenpapier hielten. Am Südbahnhof stünde an diesem Abend ein Verkaufswagen, wo jeder eine Rolle umsonst mitbekäme. Es war wirklich lustig.
Aber Joachim hat doch irgendwie eine Aversion gegen mich. Mit Conny zum Beispiel versteht er sich ausgezeichnet, aber er vermeidet es, mit mir zu reden. Nächsten Sonntag spielen wir in Haßloch. Ich würde “ihn” sehr gern wiedersehen. Vielleicht spielt er auch das nächste Mal gegen Trebur wieder mit. Das ist am 16. oder 17. Dezember. Hoffnung besteht immer!

24.11.78, Freitag nach 2:05 Uhr

Gleich ein Vermerk negativer Art: ein Typ geht mir auf die Nerven. Ganz klar wer: Holger G.
Der erste Mal tauchte er am Sonntag abend, 22.10. bei mir auf, um mich zum Pizzaessen abzuholen. Zum Glück hatte ich mir gerade die Haare gewaschen un d mußte außerdem noch für die Bio-Arbeit am nächsten Tag lernen. Er war ziemlich neugierig, und schaute sich meine LP’s an, aber ich forderte ihn nicht zum Dableiben auf. Er verzog sich zum Glück bald.
Am letzten Sonntag (19.) kam er, als ich gerade im Bad war, um zu duschen. Mutti sagte, ich habe Besuch, ich fragte wer denn, und sie sagte, es sei Holger G. Ich meinte, ich habe keine Zeit und sie solle ihm das ausrichten. Später meinte sie, ich hätte ganz schön geknurrt. Aber der kann einem ganz schön auf die Nerven gehen. Ich frage mich nur, warum er immer zu mir kommt. In der Schule jedenfalls reden wir kaum miteinander.
Mittwoch war Feiertag, folglich fiel das Training aus.
Gestern abend war Volker wieder da. Ausnahmsweise. Er ist noch bis am 19.12. beim Bund.
Anschließend waren wir im Eigenheim. Volker saß links von Moni (um die Ecke rum), ich rechts von ihr, dann neben mir Christa. Wir unterhielten uns ganz gut. Als Moni gegangen war, saß er neben mir. Joe hatte wieder mal zu viel im Tee gehabt, und als Volker irgendeine Bemerkung in Bezug auf ihn machte, reagierte er sauer. Ich sehe ihn jetzt mit ganz anderen Augen. Zum Glück. Ich liebe ihn nicht. Vorbei.
Mit Volker redete ich hauptsächlich über Schule, Ausbildung, usw. und Winterurlaub. Ich hatte schon immer das richtige Gefühl: daß er sympathisch ist. Manchmal wirkt er überheblich und arrogant, aber so ist er nicht.
Er brachte mich und Christa nach Hause, mich zuerst, und bevor ich ausstieg, fragte er, wann wir uns wiedersehen, und ob wir heute abend bei Mario sind. Wir wußten es noch nicht, und er sagte, er könne uns abholen. Christa wußte noch nicht, ob sie mitkommen kann. Sie will zu mir kommen, heute abend.
Ich freue mich ehrlich. Aber so was wie mit Joe passiert mir nicht mehr.
Volker wohnt in Rüsselsheim, ist am 23.12.1957 geboren (übrigens in Frankfurt) und heißt mit vollem Namen Volker S.
Er ging zuerst auf die Parkschule in Rüsselsheim und dann aufs Kant, will anschließend (nach dem Bund) studieren, Jura oder etwas, das ich vergessen habe.

Sonntag, 26.11.78

“Aber so etwas wie mit Joe passiert mir nicht mehr.” (Zitat siehe letzte Seite). Ist mir doch wieder “so etwas passiert? Ich weiß es nicht.
Volker kam am Freitag abend kurz nach acht. Christa fuhr nicht mit. Als wir zu Mario kamen, war noch keiner da. Erst nachdem wir schon gegessen hatten, etwa um neun, kamen so nach und nach die anderen.
Der Abend hat mir echt gut gefallen, weil ich mich ausgezeichnet mit Volker unterhalten habe. Als es uns dann zu langweilig war, fuhren wir nach Mainz. (Übrigens, Joe war auch da, daß aber bei anderen Leuten. Er hat die Haare abgeschnitten. Ehrlich, es sieht ekelhaft aus. Außerdem macht er zur Zeit wohl wieder eine Entwicklungsphase durch, reagiert ziemlich aggressiv und trinkt oft zu viel).
Zurück nach Mainz. Wir gingen zuerst in die “Tangente”, eine Diskothek. Es war ziemlich voll, wir tanzten ein paarmal, aber uns gefiel es dann nicht mehr so gut, also gingen wir in die “Zwiebel”. Das war wieder ganz anders, eher eine gemütliche Kneipe in altem Kellergemäuer. Keine hektische Discomusik. Man kann sich viel besser unterhalten. Es muß kurz nach zwei gewesen sein, als wir gingen. Ich war mir die ganze Zeit nicht im klaren darüber, was er eigentlich will. Als wir beim Auto waren, tat er etwas, was es mir ganz deutlich zeigte: er nahm mich in die Arme.
Ich fand das natürlich ganz toll. Er fragte mich, ob es mir gefallen habe, da ich so ein ernstes Gesicht mache. Ich versicherte ihm, daß ich den Abend schön fand und eben so ein Gesicht habe.
Als wir dann im Auto saßen, sagte er, mein Gesicht habe etwas “Verführerisches”. Ich lachte, weil ich vorsichtig bin und so etwas nicht so leicht glaube. Er aber sagte, er sei kein Charmeur, und wenn er so etwas sage, dann könne man es glauben. Wir verabredeten, daß er am nächsten Tag bei mir vorbeikommen soll, und dann wollten wir irgendwo spazieren gehen.
Aber am Samstag regnete es in Strömen. Am Nachmittag rief er an, und wir beschlossen, zu Hause zu bleiben.
Sonntag bei unserem Spiel würden wir uns sowieso sehen. Wir spielten in Haßloch gegen den TVH und Crumstadt.
Das erste Spiel gegen den TVH verloren wir 3:0, aber es hatte Spaß gemacht. Volker war noch nicht da (er war den Abend und die Nacht vorher in Bad Nauheim gewesen), aber ich dachte mir schon, ihm läge nichts daran, mich zu sehen.
Als wir mit dem ersten Spiel fertig waren, kam er. Er setzte sich zu mir und wir unterhielten uns.
Dann, bei unserem zweiten Spiel gegen Crumstadt, schaute er zu. Einmal ging er raus, und ich dachte schon, er würde wegfahren, aber er kam wieder. Nach dem Spiel, das wir mit Mühe und Not (3:1) gewonnen haben, beeilte ich mich, zum Duschen zu kommen, doch als wir fertig waren, war er nicht mehr da.
Das ist jetzt eine ziemlich blöde Situation. Bis zum 19. Dezember ist er noch beim Bund, und auch an den Wochenenden nicht zu Hause.
Ich kann nur hoffen, daß er am 20./21. zum Training kommt, denn am 22. fahre ich in Winterurlaub. Auf jeden Fall ist er im Januar wieder dabei (beim Volleyball). Dann werde ich weitersehen. Aber blöd ist es doch. Hoffen wir das Beste. Joe kann ich jedenfalls nicht mehr so gut leiden wie früher. Ich glaube, jetzt ist es endlich vorbei. Sehr gut!

Dienstag, 28.11.78

Noch 23 Tage! Werde ich ihn dann wiedersehen? Und was dann? Ob er manchmal an mich denkt?

Sonntag, 1. Oktober 1978

Oktober 1978

Ich habe es nie getan.
Uli hat wahrscheinlich z. Zt. keine Freundin. Bei Monis und Bettinas Geburtstagsparty am 23.9. war er mit Michael da.
Da erst bemerkte ich, wie sehr mir die beiden auf die Nerven gehen können. Sie hatten eine ganze Menge Leute um sich versammelt und erzählten vom Krieg u. ä. Ich konnte es am Ende nicht mehr mit anhören, immer diese dummen Sprüche. Gut, daß es vorbei ist. Zur Volleyball-AG gehe ich nicht mehr, es bringt nichts, alle sind jünger als ich und können nicht Volleyball spielen. Am Anfang war es besser.
Freitags soll es jetzt aber noch eine VB-AG geben. Möglicherweise gehe ich da hin.
Mit Joachim habe ich mich in letzter Zeit öfters unterhalten. Am Mittwoch nach dem Training fragte er mich, wie es Uli geht, das konnte ich ihm aber nicht sagen, ich weiß es selbst nicht. Dann wollte er wissen wie alt Marita ist. Ich sagte 14, dann fragte er, wann sie denn 15 würde. Nächstes Jahr August.
Er ärgerte sich, denn er findet sie sehr hübsch. Das stimmt, aber sonst ist sie wohl noch ein Kind, ziemlich unterentwickelt. Hoffentlich sieht er das ein. Sonst gehört er auch zu der Kategorie Kindergarten. Mit dem Führerschein komme ich ganz gut zurecht. 4 Fahrstunden hatte ich bis jetzt, morgen die nächsten beiden. Auto fahren macht Spaß!
Ich jedenfalls freue mich auf die ersten Volleyballspiele. Am Montag, dem 9. spielen wir in Crumstadt.
Noch ungeduldiger aber warte ich auf den Sonntag. Die Männer spielen in der C-Klasse. Alles Positive trifft zusammen. Sie spielen in Trebur und gleich gegen den “Erzrivalen” Haßloch. Ich hoffe nur, daß “mein Junge” auch mitspielt. Und daß er überhaupt Interesse für mich zeigt, nicht nur zeigt, auch hat, so wie damals bei den Amis. (15.7.) Manchmal kann ich ihn ganz deutlich vor mir sehen. Er ist mir richtig sympathisch. Wenigstens möchte ich mal mit ihm reden.
Seit gestern habe ich ein neues Lieblingslied. Neben “Many too many” von Genesis. Es ist aus “Eis am Stiel”. “Mr. Lonely” von Bobby Vinton. Ich finde es wohl besonders deshalb so gut, weil es mich an das Ende des Films erinnert. Das Mädchen Neeli ist doch wieder auf Momo reingefallen. Für Benny war das eine große Enttäuschung. Er ist allein, läuft allein durch die menschenleeren Straßen. Das ist eine traurige Geschichte, aber ich finde den Song toll. Ich werde mir noch mehr Oldies aus dieser Zeit beschaffen.

Wednesday, October 4th 1978

It’s really crazy. It seems as if I’m suffering of a disease. Schizophrenie. That means I don’t know what to do. Je vais l’expliquer: Je pense que j’aime ce garçon de Haßloch. Mais depuis une semaine et deux jours je ne suis plus sûr. Pendant les leçons pour le permis de conduire j’ai rencontré un garçon de Trebur, Volker R., qui est très sympa. When I asked K. for driving lessons after the theoretic lesson, he had been there. I talked with K., and as he’s always joking (very often), Volker also laughed.
Next lesson I got a place at the front table. Volker came a little bit later than I and sat down beside me. Mais il y avait encore une chaise libre entre nous.
Next lesson I got a place next to his friend Jürgen B., whom I know since I’d been a child.
When we answered the questionnaires, Jürgen asked me something, we spoke a few words and also laughed together (all three).
Avant-hier je devais m’asseoir dans le fond. Volker et son ami Jürgen étaient à mon côté gauche.
I noticed that Volker looked at me a few times. That means I thought so, but it is also possible that he looked to the other part of the room.
When we put our questionnaires at the table at the end of the lesson, I met him again when I turned to the door. For a short moment we looked at each other, then I’d been at the door.
J’ai cru et espéré que Volker travaille à Rüsselsheim ou qu’il prend l’autobus à 16:45. J’ai été dans la cité pour acheter und blouse. J’étais dans l’autobus très tôt, mais je ne lui ai pas vu. Mais il était dans le même autobus. Plus tard, quand on a été à Astheim, il a venu dans le fond.
En Trebur, j’ai quitté le bus le même station qui lui. Il m’a vue et il a ri et il a dit “Hallo” quand je l’ai fait aussi.
J’ai été très heureuse.
C’est le problème.
Je n’ai pas un ami, mais il y a deux garçons qui j’aime et c’est très difficile de décider que faire.
But I think it won’t be so difficult. At least I’d like to talk to the boy of Haßloch, and that’s enough for the moment.

Dienstag, 10.10.78

Sonntag war enttäuschend. Denn er war nicht da.
Ein Trost war Volker, aber der andere, der auch Volleyball spielt. Allerdings z. Zt. nicht, weil er beim Bund ist (bis Dezember). Er war also nur als Zuschauer da.
Weil “mein Junge” nicht mitspielte, malte ich mir schon die schlimmsten Vorstellungen aus: 1) er spielt nicht mehr Volleyball, 2) bei einem anderen Verein, 3) er ist beim Bund, 4) er ist weggezogen.
Die zweite Vermutung war nicht mal so schlecht. Doch darüber später.
Gestern abend hatten wir unser erstes Turnier. Mit Mühe und Not gewannen wir gegen die Crumstädter (3:2), verloren aber gegen Haßloch (3:0). Aber man lernt doch etwas dabei.
(Die Männder gewannen übrigens gegen Haßloch 3:0 und gegen Schlangenbad 3:1). Der TSV ist doch der beste! Daher waren die Haßlocher auch gestern so sauer.
Ich fuhr (mit Christa und Arno) mit Günter und Bärbel zurück. Günter erzählte u. a. auch etwas von Haßloch. Plötzlich meinte er, sie dürften wohl nicht erwarten, daß der “M. Fritz” noch lange bei ihnen spielen wird. – !!!? Das ist er! Nun bin ich ganz sicher. Nach dem Turnier im März hatte Günter nämlich gesagt, er hatte schon gelacht (sich des Sieges sicher gefühlt) als er den M. und die K.s auf den Matten liegen sah (Kondition geht verloren). –
Ein Schock für einen Sekundenbruchteil wegen dem anderen Verein. Vielleicht würde ich ihn dann nie mehr sehen.
Doch gleich darauf die Nachricht, daß er vielleicht nach Trebur kommt. Ich grinste über das ganze Gesicht. Ich sagte es ja schon: der TSV ist der Größte! Volker war ja auch vorher bei Haßloch.
Arno fragte, wer das sei, und ob er am Sonntag mitgespielt habe. Bärbel sagte: Gummipüppchen. (Ich weiß jetzt allerdings nicht mehr, ob sich das auf Fritz bezieht und was es überhaupt bedeuten soll.
Günter sagte, er habe nicht mitgespielt, da er noch verletzt sei. Aha! Eine ganz einfache Erklärung! Er muß schon ziemlich gut sein, wenn er nicht mehr bei Haßloch spielen will. Und ich vermutete schon, er würde nur in der zweiten Mannschaft (Gaurunde spielen). Hoffentlich meint es das Schicksal gut mit mir. Ich habe es nötig!

Sonntag, 29.10.78

Es ist etwas passiert. Es kommt mir vor wie ein Traum.
Donnerstag ging ich mal wieder mit ins Eigenheim. Günter hatte am Freitag Geburtstag, also sangen wir um Punkt 12 und gratulierten ihm dann. Etwas zu essen für alle gab es auch (Frikadelle mit Brot). Unser Maskottchen (ein riesiges Känguruh, das Porky und Günter auf der Königstädter Kerb geschossen hatten) war natürlich auch dabei.
So nach und nach verschwanden alle, die in meiner Nähe gesessen hatten. Carola war von Conny nach Hause gefahren worden, einige andere waren auf der Toilette. Joachim saß ein ganzes Stück weiter am Tisch. Einmal sahen wir uns zufälligerweise an. Er lachte mir zu, ich lachte natürlich auf. Kurz darauf stand er auf und setzte sich zu uns (Arno war auch noch da).
Auf einmal schien er sich für mich zu interessieren. Wir unterhielten uns an diesem Abend sehr gut.
Einmal ging er ‘raus und vorher sagte er zu mir, ich solle nur nicht weggehen. Das fand ich süß.
Conny, Porky, Bärbel. Günther, Wille und Arno waren auch noch da. Wir blieben bis zwei Uhr, dann wurden wir “rausgeschmissen”.
Am Freitag sollte Günthers Geburtstag bei Mario gefeiert werden. Joe hatte mich gefragt, ob ich mitkomme, aber ich wußte es noch nicht. Freitag nachmittag versuchte ich, bei Uschi anzurufen, aber sie war nicht zu Hause. Wie sollte ich nach Rüsselsheim kommen? Ganz einfach: ich rief bei Joachim an und fragte ihn, wie er hinkommt, er sagte mir Arno, und dann natürlich könne ich mitkommen.
Wir trafen uns an der Großsporthalle, weil wir Norbert noch mitnehmen wollten. Aber er sagte, wir sollten schon ohne ihn fahren. Auf der Hinfahrt redeten Joe und Arno miteinander, über die Schule und Leute, die ich nicht kenne.
Als wir zu Mario kamen, waren die meisten schon da. Ich fand noch einen Platz am Anfang des Tisches, bei Christa, Moni, Kerstin und Heike. Joachim saß ziemlich weit entfernt hinten.
Später, als wir gegessen hatten, gingen wir Jüngeren (Christa, Moni, Kerstin, Heike, Thomas und ich) Eis holen. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir noch gut. Ich trank an diesem Abend nämlich nur Valpolicella. Später setzte sich dann Joe zu uns. Er bestellte sich einen Grappa. Ich sagte, ich hätte noch nie Grappa getrunken, und deshalb bestellte er gleich noch einen für mich. Christa sagte, das Zeug schmecke scheußlich. Es roch jedenfalls so. Aber es schmeckte wie irgendein Schnaps. Gar nicht mal so schlecht.
Dann allerdings war es so weit. Ich hatte schon drei Gläser Rotwein getrunken, und dann der Grappa!
Als Joachim, der auch schon ein bißchen zu viel getrunken hatte, mir vorschlug, mal nach draußen zu gehen, hatte ich ziemliche Bedenken, ob ich überhaupt noch laufen konnte. Er sagte wir wollen spazierengehen, und als ich zögerte (nur, weil ich zu viel getrunken hatte), betonte er “nur spazierengehen”. Er konnte sagen, was er wollte, aber das nahm ich ihm nicht ab. Ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen.
Natürlich ging ich mit ihm raus. Wir standen draußen bei Günthers Auto und gingen natürlich nicht spazieren.
(- Ich schreibe später weiter, bin jetzt nicht fähig -)
Was dann passierte ist klar, ich werde es natürlich nie vergessen. Aber jetzt bin ich ganz und gar nicht in der Stimmung, darüber zu schreiben.
Anschließend, ungefähr um halb zwei, fuhren wir zu Günther. Joachim und ich blieben noch in Arnos Auto. Ich hatte zwar ziemlich viel getrunken, aber einen klaren Kopf behalten!!! Ich überblickte die Situation ganz genau, denn ich sagte ihm, daß wir beide ziemlich viel getrunken hatten und ich weiß nicht, ob er morgen noch an mich denkt. Er fragte, woher ich das wissen wolle. Aber es war doch richtig!
Wir haben im Auto geschlafen, mir war alles egal, ich war nur müde. Um vier gingen wir zu L. hinein. Die anderen hörten Otto-LP’s. Wir blieben bis halb sechs.
Samstag sah ich Joe überhaupt nicht; wir hatten ein Spiel in Dreieichenhain, aber er hatte was anderes vor. Das Spiel verloren wir 3:0, da wir alle etwas geschädigt waren.
Sonntag schlief ich bis um eins, stand um halb drei endlich auf.
Ich war ausgeschlafen und fühlte mich toll. Kurz vor fünf ging ich zur Großsporthalle, denn die Männer hatten ein Turnier heute.
Ich wußte wirklich nicht, was mit Joe los war. Aber vorerst war das egal. Das erste Spiel war unheimlich spannend. Sie gewannen 3:2. Das zweite dann 3:0. Joachim beachtete mich überhaupt nicht mehr. Auch später im Eigenheim nicht. Auf dem Nachhauseweg machte ich noch einen kleinen Spaziergang. Ich hatte Sekt getrunken, und das spürte ich schon wieder.
Was ich die ganze Zeit unbewußt zurückgehalten hatte, kam jetzt zum Ausbruch. Ich rannte (fast) durch die Straßen, während mir die Tränen übers Gesicht liefen.
Zu Hause mußte ich zuerst einmal zwei Zigaretten rauchen. Schließlich hatte ich das Schlimmste überwunden und legte mir einen Schlachtplan für heute abend zurecht.
Wir sind wieder bei Mario, denn Conny und Toni haben Geburtstag.
Ich fahre mit Conny hin, Joachim auch. Dann muß ich mir etwas Mut antrinken, denn dann tue ich manches, was ich im nüchternen Zustand nicht tun würde. (Das bezieht sich nicht auf die Geschichte mit Joe.)
Ich werde ihn dann fragen, ob er mal mit mir rausgeht, weil ich mit ihm etwas Wichtiges zu besprechen habe. Dann werde ich ihm zeigen, daß ich mir nicht alles gefallen lasse. Einmal ließ ich so etwas durchgehen, aber dieses Mal nicht!!!
Wenn er zu viel getrunken hatte am Freitag/Samstag, dann kann ich verstehen, daß er nicht mehr so genau weiß, was er tut. Im Gegensatz zu mir! Aber am Donnerstag/Freitag im Eigenheim hat er sich schließlich auch mit mir unterhalten und Interesse gezeigt (oder vorgetäuscht?)
Was auch schlimm ist, ist die Tatsache, daß einige andere auch etwas davon mitgekriegt haben. Das könnte meinem Image schaden. Außerdem ist es für mich schon die zweite Enttäuschung innerhalb von zwei Monaten. Das ist zuviel!
Ich hätte in diesem Fall damit rechnen müssen. Aber ich denke dann, es könnte sein, daß ich ihm wirklich gefalle, und warum sollte ich sowas dann nicht tun. Ich gerate immer an solche gemeine Typen. Was soll man da tun?
Ich muß es heute abend tun! Es bleibt keine andere Möglichkeit.

Sonntag, 3. September 1978

September 1978

Im Moment geht es mir ziemlich mies. Äußerlich ist es wohl nicht festzustellen, aber ich weiß wirklich nicht mehr, was ich tun soll.
Fangen wir am Montag an:
Uli kam nachmittags zu mir. Zu diesem Zeitpunkt war alles noch o.k. Dienstag fuhr ich am Spätnachmittag zu ihm. Frieda und Sabine kamen ebenfalls und wir fuhren nach Sachsenhausen zum Brunnenfest. Aus jetzt war alles noch in Ordnung. Uli wollte am nächsten Tag, Mittwoch, zu mir kommen. Er rief aber dann an, es ginge nicht, weil Sabine betrunken war und Frieda kein Auto hatte. Er wollte Donnerstag kommen. Das tat er aber nicht. Und auch Freitag ließ er sich nicht sehen. Er rief nicht mal an. Ich natürlich auch nicht, denn schließlich war ich nicht derjenige, der nicht gekommen war.
Samstag nachmittag mußte ich nach Rüsselsheim zum Erste-Hilfe-Kurs. Ungefähr viertel nach 5 war ich fertig und anschließend wollte ich zu Uli gehen. Ich hatte schon die abenteuerlichsten Vermutungen angestellt, daß ihm etwas passiert ist oder daß er eine neue Freundin gefunden hat, bzw. die alte wieder (ich meine Andrea R.). Als ich hinkam, war nur Sabine, seine Schwester, da. Ich setzte mich zu ihr, und wir unterhielten uns ein bißchen, bis Uli zurückkam. Das dauerte eine Stunde.
Als er mich sah, schien er keineswegs erfreut zu sein.
Frieda und Sabine kamen kurz darauf. Wir fuhren zur “Wiesenmühle” und anschließend gingen wir ins Kino, in “Eis am Stiel”. Der Film war ehrlich gut, die Musik auch.
Den ganzen Abend blieb er auf Distanz. Was das bedeutet, ist klar: Keinerlei Berührungen, welcher Art sie auch sein mochten, wir küßten uns auch nicht, nicht einmal, als wir uns verabschiedeten. Mir war das auch ganz recht, denn erst einmal muß die Situation geklärt sein. Möglicherweise ist das ganze auch eine Art Rückkopplung. Ich meine: ich spüre, daß etwas nicht stimmt (vielleicht trifft das gar nicht zu) und verhalte mich instinktiv zurückhaltend. Er bemerkt das und folgert daraus, das mit mir etwas nicht in Ordnung ist und bleibt daher auf Distanz.
Möglicherweise aber langweilt ihn unsere Beziehung. Ich jedenfalls fand es viel aufregender, als ich noch nicht mit ihm ging. Ein Beispiel: einmal hatte ich mich über etwas geärgert und saß in der Pause drinnen. Uli kam herein und redete mit mir, bemühte sich, alles wieder in Ordnung zu bringen. Wenn das aber jetzt passiert, reagiert er entweder sauer darauf oder es scheint ihm gleichgültig zu sein. Das kann ich nicht verstehen.
Wenn das so weitergeht, scheint es das Ende unserer Beziehung zu bedeuten. Einerseits ist das sehr schade, denn ich war immer gern mit allen zusammen, und Michael ist wahrscheinlich wieder aus Spanien zurück.
Aber ich liebe es wiederum auch, frei zu sein, gerade dann frei zu sein, wenn ich den treffe, den ich wirklich lieben werde. Das sind große Worte, doch sie treffen zu. Denn Uli liebe ich nicht, das spüre ich ganz genau, dazu müßte ich ihn mit allen Fehlern und in jeder Situation akzeptieren, und das kann ich nicht immer. Deshalb glaube ich auch nicht, daß ich jemals mit ihm schlafen werde, aber so genau kann ich das jetzt nicht beurteilen. Mutti hat jedenfalls letztens mit mir darüber gesprochen und gesagt, daß ich auf jeden Fall zu ihr kommen kann, wegen der Pille und so. Das wird aber wohl kaum nötig sein. Außerdem kann ich es mir gar nicht leisten, es ist viel zu kostspielig. Ich brauche mein Geld für andere Dinge, die im Moment wichtiger sind. Erstens: Führerschein Zweitens: Plattenspieler evt. Stereo-Turm Drittens: Kleinigkeiten Viertens: Das Problem, ob ich mir nächstes Jahr ein Auto kaufen kann. Am liebsten wäre mir ein Porsche 924 (Neupreis 30000,-). Aber jetzt bin ich ganz vom Thema abgekommen.
Morgen ist Schulanfang. Und dann werde ich sehen, wie die Lage ist. Heute war Uli in irgendeinem Kaff zum Auto-Cross, also hatte ich endlich mal Zeit. Glücklicherweise. Heute abend habe ich nämlich zum 3. Mal “Die Reifeprüfung” mit Dustin Hoffmann gesehen. Ein Klasse-Film mit der Musik von Simon + Garfunkel. “Scarborough Fair” finde ich super, das muß ich mir unbedingt verschaffen. Ich glaube, Frieda hat die LP. Hoffentlich!

Dienstag, 5.9.78

Es ist aus. Schluß. Vorbei. Finito.
Gestern kam Uli erst kurz vor zehn in die Schule, lachte mir kurz zu und verschwand dann wieder. Wir waren kurz bei I. und hatten anschließend frei. Ich hatte keine Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Erst heute in der zweiten Pause. Er stand bei Moni und einem anderen Mädchen draußen. Ich ging zu ihnen, wir unterhielten uns etwas. Als ich dann mit ihm allein war, fragte – nein, zuerst redete er von den AG’s morgen. Ich sagte, viel Spaß, ohne mich, und ihm sei es sowieso egal, ob ich komme oder nicht. Dann fragte ich ihn, was los sei, er ließe sich überhaupt nicht mehr sehen. Er sagte, er könne es eben nicht so lange machen. Ich fragte was denn und er sagte, das könne er nicht erklären. Aber was er meinte, war klar.
Ich war natürlich total am Ende und mußte erst einmal damit fertig werden, obwohl ich schon so etwas geahnt hatte.
Heute nach der Schule fuhren wir gleich nach Mainz. Dort war ich sogar ausgesprochen fröhlich, und als zwei Jungen an mir vorbeigingen und mich ansahen, mußte ich plötzlich lachen, einfach wegen der Situation, in der ich mich befand. Morgens macht mein Freund mit mir Schluß und gleich darauf könnte ich schon wieder einen neuen finden. Mein Lachen hat jedenfalls auf die beiden gewirkt, sie drehten sich sogar noch mal nach mir um.
Nachmittags allerdings ging es mir wieder ziemlich mies, ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Ich hatte angenommen, ganz allein damit fertig werden zu müssen und es auch zu können.
Aber da sieht man wieder mal, wozu eine verständnisvolle Mutter gut ist. Sie hatte natürlich bemerkt, daß etwas nicht in Ordnung ist und redete mit mir darüber und versuchte, mir zu helfen. Tatsächlich geht es mir wieder viel besser. Nur meine Augen weisen noch Spuren von Tränen auf.
Nun kann ich die Lage besser überblicken. Ein Junge in diesem Alter ist noch nicht gewillt, sich fest zu binden, was mir auch klar war. Und ich versuche auch, das zu akzeptieren. Außerdem muß ich zugeben, daß ich auch schon einige Male mit dem Gedanken gespielt habe, Schluß zu machen. 100 % ig toll war diese Beziehung sowieso nicht, später sogar langweilig, wie ich schon früher bemerkt habe. Schade, wirklich sehr schade ist, daß ich nun wohl nicht mehr zu diesem Kreis gehöre. Michael werde ich nicht (nie??) mehr wiedersehen. Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, ihn anzurufen, vielleicht tue ich es demnächst. Er hat ja auch in dem Brief an mich gedacht.
Ich werde jedenfalls versuchen, eine Freundschaft aufrecht zu erhalten. Wenn ich wieder o.k. bin, wird mir das nicht schwerfallen, aber heute war das alles ein bißchen hart für mich.
Damit kann ich den Schlußstrich unter dieses Kapitel ziehen.
Ich bin wieder frei. Wie lange?

Donnerstag, 07.09.78

Es ist gar nicht so einfach. Das mit der Freundschaft. Ich weiß nicht, ob Uli etwas gegen mich hat, aber er legt jedenfalls keinen Wert mehr auf meine Gesellschaft.
Anfangs hat er es sogar vermieden, mich anzusehen, aber ich glaube, daß sich das wieder gibt.
Morgen werde ich wahrscheinlich Michael anrufen, von Rüsselsheim aus, Ortsgespräch! Ich hoffe, daß er zu Hause ist.
Sonst bin ich wieder ganz o.k., nur manchmal frage ich mich, ob Uli wieder mit Andrea geht (sie wollte jedenfalls, wie ich von Frieda einmal hörte). Dann bin ich regelrecht eifersüchtig, aber das gibt sich. Hoffentlich ist Michael noch genauso begeistert von mir wie vor ein paar Wochen. Aber vielleicht hat er mittlerweile eine Freundin.

Freitag, 08.09.78

Vorhin habe ich Michael angerufen. Dabei habe ich Interessantes erfahren: Uli hat ihm erzählt, ich hätte Schluß gemacht, wegen Offenbach und den Betreuerinnen dort, und weil er andere Mädchen angesehen hat. Anscheinend (wie Michael sagte) macht er jetzt so ein bißchen mit Sabines Stiefschwester Babsi rum. Das war also das Problem, bei dessen Lösung er Babsi am letzten Donnerstag helfen mußte. Ich kann dieses Mädchen nicht leiden. Damals in Bauschheim war sie ziemlich kindisch und aufgedreht. Wenigstens geht er nicht mit Andrea, das wäre dann wohl etwas ernsteres. Morgen wollen sie nach Sachsenhausen, und Michael will mich Sonntag anrufen und weiteres berichten. Uli ist also ein Windhund (Babsi), Kinderschänder (ich). Außerdem hängt er anderen Leuten (mir) schlechtes an, wenn es darum geht, sich selbst zu schützen.
Das gibt Krach am Montag! Ich werde ihn zur Rede stellen. Morgen ist noch zu früh, ich muß erst mehr erfahren.
Aber es war gut, daß ich Michael angerufen habe, denn er hätte sonst einen vollkommen falschen Eindruck von mir.
Ich hatte gehofft, er würde mich gern wiedersehen. Aber wahrscheinlich glaubt er, ich würde noch gern mit Uli gehen.
Falls ich wieder mal mit ihm sprechen sollte, werde ich ihn mal nach seiner Freundin fragen und ob wir ins wieder mal sehen.
Heute abend soll ein Treffen wegen dem Film sein. Von Uli hörte ich, es sei um 10 Uhr. Ich gehe nicht hin, denn es ist zu spät und wie soll ich hin- und zurückkommen. Uli sagte, Säck sei verrückt, es zu so einer Zeit zu starten, er könnte dann gerade das Auto in die Garage fahren und gleich hingehen. Nun ist das ganz klar: er besucht heute abend dieses Mädchen. Für mich hat er nie so lange und so oft Zeit gehabt. Aber dieses Kind wird ihm wohl ganz schön einheizen und ihre Befehle verteilen. Selbst schuld.
Ich jedenfalls könnte mich totlachen, wenn ich nur daran denke.
Aber warte!
Am Montag werde ich dir was erzählen!
Das lasse ich mir nicht gefallen!
Nie.

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