Das Ende vom Endlosen

Posted on 12 Mai 2011 at 17:24 in Sehen, lesen, hören.

Wie macht man das eigentlich, eine über viele Jahre laufende Fernsehserie irgendwann zu beenden? Werden alle Geschichten zum Zeitpunkt X gleichzeitig zu Ende erzählt sein? Gibt es ein großes Abschiedsfest? Lässt man die Charaktere nach und nach auswandern, wegziehen oder sterben? Geschieht ein großes Unglück, bei dem alle gleichzeitig das Zeitliche segnen? Oder hört man einfach mittendrin auf, als wäre nichts gewesen, als ob am nächsten Tag alles weiterginge?
Aus aktuellem Anlass habe ich mir darüber Gedanken gemacht: Der vor 19 Jahren bei der ARD ins Leben gerufene “Marienhof” wird in Kürze eingestellt und wie werden die Macher wohl das Ende gestalten? Mein erster Vorschlag wäre ein Happy End, eine große Hochzeitsfeier zum Beispiel. Zum Abschied winken alle Mitwirkenden glücklich und zufrieden in die Kamera und wir Zuschauer können uns vorstellen, dass diese fiktiven Figuren ihr erfundenes Leben fortführen, nur eben ohne von der Kamera dabei beobachtet zu werden. Schließlich ist das beim Film genauso. Genauer betrachtet finde ich allerdings diese Variante ein wenig langweilig. Also überlegte ich mir Version Zwei: Nach und nach verlassen alle Leute den Ort, bis zum Schluss nur noch eine einzige Person zurückbleibt. Die könnte dann entweder gramgebeugt im Staub auf der leer gefegten Straße zwischen den schon teilweise verfallenen Gebäuden hocken, während die Nacht hereinbricht. Zum Schluss ist es stockfinster, es endet mit einem schwarzen Bild. Wollte man das Ganze ein wenig freundlicher gestalten, könnte man auch diese letzte verbleibende Person mit einem Koffer die Straße entlanggehen lassen, den Rücken zum Zuschauer gewandt. Nun ja, ganz zufrieden war ich mit diesem Ende noch nicht. Die jetzt folgende Version Drei ist meine favorisierte: Es endet mit einem großen Knall! Da die Serie in Köln spielt, ist das Geschehen naheliegend. Natürlich müsste schon vorher der U-Bahn-Bau in die Geschichten eingebaut werden: Die Bewohner sprechen darüber, manchmal hört man grummelnde Geräusche aus der Tiefe und in Einblenden werden Risse gezeigt, die aber niemand bemerkt. Am Tag X kommt es schließlich zum Unglück, das alles auslöscht. Die Erde öffnet sich und lässt sämtliche Häuser und Menschen in die Tiefe stürzen. Danach ergießen sich die Fluten des nahegelegenen Rheins in den Trümmerkrater, sodass ganz bestimmt niemand mit dem Leben davonkommt und den Zuschauern doch noch Hoffnung auf eine Fortsetzung der Serie machen könnte. So wird’s gemacht!
Nach momentanem Informationsstand ist leider eher davon auszugehen, dass es einfach so mittendrin aufhört. Schade eigentlich.

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