Kriechtiere

Posted on 3 März 2010 at 18:00 in Unterwegs.

Unabhängig von löchrigen oder überschwemmten Straßen und Messeverkehr hat sich der Herrscher über alle Autofahrer neue Erschwernisse ausgedacht: die Kriechtiere.
In den letzten Tagen machten sie mir ein flüssiges Vorankommen fast unmöglich. Ständig hatte ich Autofahrer vor mir, die ohne Grund dermaßen langsam fuhren, dass sie zu Fuß schneller am Ziel gewesen wären. Und nicht nur innerorts, sondern auch auf dem Schnellweg waren sie anzutreffen. Dort versuchten sie, mit 80 Stundenkilometern Lkws zu überholen, die 79 Stundenkilometer fuhren. Sicher, es gelang irgendwann, die Frage war nur, wie viele (gefühlte) Stunden währenddessen vergangen waren.
Gestern stand ich in der Stadt an einer Kreuzung hinter mehreren Autos, direkt vor mir befand sich ein Fahrschulwagen. Es wurde Grün und alle fuhren los. Na ja, fast alle. Das Fahrschulauto machte einen kleinen Hopser, dann stand es. Zweiter Versuch: wieder abgewürgt. Dritter Versuch: dasselbe Spiel. Noch ein Versuch: Hurra, das Auto rollte an. Natürlich dermaßen langsam, dass die Ampel gelb und schließlich rot wurde. Mit ungutem Gefühl erwartete ich die nächste Grünphase, leider berechtigt: Wieder wurde der Motor beim ersten Anfahren abgewürgt, aber dann schafften wir es schließlich, die Kreuzung zu überqueren. Vor der nächsten Ampel bettelte ich, das Auto möge bitte abbiegen. Leider tat es mir den Gefallen nicht. Und nicht nur das, das erste von den fünf Autos davor war ebenfalls ein Fahrschulfahrzeug. Kein Wunder, dass sich beim Grünlicht erst einmal gar nichts bewegt hatte. Verzweifelt bog ich in der Heimatstadt in die 30er-Zone ein, da wäre ich bestimmt noch schneller als hinter den Fahrschulen, dachte ich. Nein, ganz falsch, ein überkorrekter Autofahrer bewegte sein Gefährt mit nur 20 bis 25 Stundenkilometern die Straße entlang.
Heute Morgen blieb doch tatsächlich eine Autofahrerin an einer grünen (!) Ampel stehen, weil rechts auf der Busspur ein Bus stand. Okay, sie hat einfach vorausschauend gehandelt, denn eine Minute später wurde die Ampel rot, damit der Bus abbiegen konnte. Und kurz vor dem Ziel begegnete mir an einer einspurigen Engstelle eine Personentransportfahrerin, die eigentlich Autofahren können sollte. Ich hatte angehalten, um sie durchfahren zu lassen, aber sie fuhr nicht! Noch mehr anhalten konnte ich nicht, mein Auto stand ja schon an der Seite. Ich überlegte schon, ob ich aussteigen und ihr Fahrzeug schieben sollte, da rollte sie endlich ganz, ganz langsam los.
Jetzt fehlen nur noch die Autofahrer, die rechts abbiegen wollen, bei Grün einen Meter vorfahren und dann erst einmal anhalten und schauen, ob auch wirklich nichts von links kommt. Aber ich bin mir sicher, auch diese werden mir in den nächsten Tagen begegnen.

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