Teppich-Mopserin

Posted on 29 Dezember 2009 at 17:22 in Dies & das.

Heute sollte ich ein schlechtes Gewissen haben. Ein ganz, ganz schlechtes. Denn ich habe anderen Leuten einen Teppich “geklaut”. Und das kam so:
Seit längerer Zeit halte ich schon Ausschau nach einem kleinen Teppich für den Bereich an der Terrassentür. Die ollen, mittlerweile ausgeblichenen und verschlissenen Flickenteppiche vom Schweden sollten endlich weg. Und vor allem wollte ich etwas ohne Fransen, weil die sich ständig verwurschteln.
Im blau-gelben Möbelhaus hatte ich schon vergeblich nach einem Teppich in passender Größe und Farbe geschaut, darum versuchten wir heute Nachmittag unser Glück in einem anderen Möbelgeschäft. Dort standen wir schließlich vor einem Stapel mit kleinen Teppichen mit den Maßen 50 x 80 cm. Das war schon mal nicht schlecht. Es hätte auch eine Nummer größer sein können, aber größere waren entweder zu groß, zu teuer oder hatten scheußliche Farben und Muster. In dem Kleinteppichstapel befand sich ein einziger blauer Teppich, der meiner Einschätzung nach fast denselben Blauton wie unser Teppichboden hatte und außerdem lediglich am Rand ein paar kleine Musterquadrate aufwies. Leider behielt ich diesen Teppich nicht in der Hand, sondern legte ihn wieder zurück, um doch noch einmal einen Blick auf einen anderen Stapel zu werfen. Das war ein Fehler. Denn schon stand eine Frau mit einem Kind vor den kleinen Teppichen und begutachtete auch den blauen. Oh nein, hoffentlich legt sie ihn wieder zurück, dachte ich. “Schau mal, das wäre doch etwas für Papis Büro”, sagte sie zu dem Kind und ich hoffte, sie meinte nicht ausgerechnet den blauen Teppich. Doch, sie meinte ausgerechnet diesen. Ich schielte immer wieder hinüber und dann entfernte sie sich tatsächlich ein paar Meter, um Papi zur Teppichbesichtigung herbeizuholen. Mit zwei schnellen Schritten war ich am Stapel, krallte mir den blauen Teppich, eilte zurück zum Nebenstapel und ließ den kleinen blauen Teppich flugs unter einem größeren verschwinden. Aus dem Augenwinkel kriegte ich mit, dass die Frau, mittlerweile in Begleitung ihres Mannes, wieder vor dem Stapel der Kleinteppiche stand und irritiert ihren Blick schweifen ließ und vergeblich nach einem blauen Teppich Ausschau hielt. Währenddessen prüften wir ganz unschuldig die größeren Sisalteppiche und taten so, als ob wir noch überlegten. Dann hob ich den oberen Teppich ein wenig hoch und der Mann rollte den kleinen blauen Teppich geschwind zusammen, sodass nur noch die weiße Unterseite zu sehen war. Auf dem Weg zum Ausgang holte uns das teppichlose Ehepaar beim Aufzug ein und blieb dort stehen. Wir entschieden uns schnell für den Weg über die Treppe, sonst hätten sie womöglich noch im Fahrstuhl meine Teppichmopserei aufgedeckt.
Aber mal ehrlich: In Papis Büro liegt doch garantiert keine Auslegeware, auf die der kleine blaue Teppich so perfekt passt. Und sie haben sicher auch keine Katzen, die das neue Stück so gern beliegen. Der Blaue war also für uns bestimmt!

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