Dreißig Jahre lang fahre ich Auto und dann passiert mir so was Blödes: Ich bin gestern einem anderen hintendrauf gefahren! Ein klitzekleiner Moment der Unachtsamkeit im stockenden Verkehr vor einer Ampel, dann bremst Vordermann und ich nicht und mein Auto trifft mit einem kleinen “Rums” die Stoßstange seines Autos. Ich war gerade dabei, mich nach rechts einzuordnen, weil es dort einspurig wurde, musste auf eine Lücke in der rechten Spur achten und war außerdem noch abgelenkt durch einen Autofahrer weiter hinten, der ständig seine Lichthupe betätigte. Da ich also noch auf dem Weg nach rechts rüber war, kollidierte nur die äußerste rechte Ecke meines Autos mit der linken des vorausfahrenden, und das auch nur mit Schrittgeschwindigkeit. Der Schaden an beiden Autos war nicht groß, aber der Geschädigte bestand darauf, die Polizei zu rufen. Er habe in diesem Jahr bereits einmal schlechte Erfahrungen in einer ähnlichen Situation gemacht. Der Polizeibeamte von der Notrufstelle schlug ihm vor, zu nächstgelegenen Revier zu fahren, um dort den Unfall aufnehmen zu lassen. Mir war schon klar, dass die wegen solch einer Lappalie keinen vorbeischicken und meinetwegen hätten wir ganz auf die Polizei verzichten können. Ich habe nun mal nicht aufgepasst und bin an der Sache schuld. Aber da der Herr darauf bestand, etwas Schriftliches in den Händen zu haben, fuhren wir zur Polizei. Das Verhalten der junge Polizeibeamtin war so, wie man es leider oft erlebt und ich kann es schwer in Worte fassen: nicht direkt unfreundlich, aber doch eher abweisend, belehrend, beamtenhaft. Mir war es direkt unangenehm, sie mit dieser Sache zu belästigen. Zunächst befragte sie uns zum Unfallhergang und ich durfte eine Skizze malen. Ich hatte ein wenig das Gefühl, an ihr vorbeizureden. Vielleicht hätte ich mich einfach darauf beschränken sollen, zu erklären, ich habe nicht aufgepasst und sei auf sein Auto aufgefahren und damit basta. Die Polizistin klärte uns dann über die drei Möglichkeiten auf: Einigung ohne Polizei, vereinfachtes Verfahren, bei dem ein Formular ausgefüllt wird oder normales Verfahren mit allem Drum und Dran, bei dem ich dann auch mit einem Bußgeld zu rechnen hätte. Da der gute Mann immer wieder betonte, er wolle etwas in der Hand haben, einigten wir uns auf das vereinfachte Verfahren. Die Beamtin forderte uns dann auf, unsere Autos vor die Tür zu fahren, damit sie einen Blick darauf werfen konnte. Wir warteten draußen, während sie das Formular ausfüllte. Es dauerte und dauerte und meine Füße wurden schon ganz kalt. Endlich kam sie raus und beguckte sich den Schaden. Selbst meinen Worten, an meinem Auto sei ja gar nicht viel beschädigt, musste sie widersprechen. “Aber schauen Sie mal da …” Okay, das nächste Mal sage ich in so einer Situation wirklich nichts mehr. Interessiert ja sowieso keinen. Dann ging es wieder nach drinnen, jeder von uns bekam einen Durchschlag des Formulars. Mein Unfallgegner machte dann auch noch den Fehler, die Beamtin als Zeugin zu bezeichnen. Sie sei keine Zeugin, wurde er zurechtgewiesen, sie habe den Vorgang nur aufgenommen. Tja, und dann stellte sich noch heraus, dass ich auch bei diesem vereinfachten Verfahren ein Bußgeld von 35 Euro würde zahlen müssen. Ich nahm das recht emotionslos entgegen, wenn es eben so ist, dann würde ich eben zahlen müssen. Aber der gute Mann war ganz erschrocken und sagte, das wolle er nun nicht. Die Polizistin wurde dann beinahe ungehalten, wies noch einmal darauf hin, dass wir uns auch ohne Polizei einigen könnten, sie würde dann das Formular zerreißen. Er fragte dann mich allen Ernstes, was ich denn wolle. Wie bitte? Ich antwortete ihm, ich würde gewiss nicht freiwillig 35 Euro zahlen, wenn ich nicht müsste. Er betonte noch einmal, er wolle mir das ersparen. Wenn es nur sonst keine Probleme gäbe … Es endete schließlich damit, dass wir auf das Formular verzichteten – also eher er, denn ich hätte es sowieso nicht gebraucht. Die Polizeibeamtin kassierte die Durchschläge wieder ein und verabschiedete uns umgehend. Klar, dass sie uns so schnell wie möglich loswerden wollte. Mir war es unangenehm und ich sagte noch: “Es tut mir leid, dass Sie sich diese Arbeit machen musste, aber es sah ja vorhin anders aus.” So richtig freuen konnte sie sich nicht über mein Mitgefühl, es sah eher so aus, als wolle sie uns das Formular an den Kopf werfen. Also nichts wie raus da! Die Geschichte endete vorerst mit Austausch der Adressen und Kennzeichen und das hätten wir ohne langes Hin und Her auch eine halbe Stunde früher haben können. Gestern Abend habe ich die Sache noch der Versicherung gemeldet und harre nun der Dinge, die noch kommen werden.
Ich ärgere mich weniger über den kleinen Schaden an meinem Auto als über mich selbst. Was muss ich auch in der Gegend rumgucken anstatt nach vorn zu schauen?
So sieht mein Auto jetzt vorne rechts aus:
Der linke Pfeil zeigt auf den kleinen Knick in der Stoßstange, der rechte auf den abgeschabten Lack. Auch das Scheinwerferglas ist etwas angeschrammt.
ja, das passiert schneller als man denkt
er hat dich ja zur polizei gedrängt auf welchem revier ? die haben dies wohl oft
sie werden gedrillt, so emotionslos zu sein-
man sollte wirklich des öfteren überdenken, was man in welchem fall machen muss
hätte ja auch viel schlimmer ausgehen können
drängler und lichtsparer sind mir ein graus
lg cc
Hi,
ach menno das ist ja blöde 🙁
Ich finde das ja irgendwie nicht ok, das die Polizei nicht mehr kommt, wenn nicht eine bestimmte Schadenshöhe erreicht wird. Weil ich selber schon schlechte erfahrungen gemacht habe würde ich auch auf die Polizei bestehen (auch wenn ich den Unfall verursacht habe), auch wenn mir der Unfallgegner leid tut weil er zu dem Ganzen Ärger auch noch die OWI von mind. 35 € bezahlen muss.
Nun, ich hoffe, das du außer dem Ärger gut aus der Sache raus kommst, nen Schleudertrauma kann man auch bei einem Unfall in Schrittgeschwindigkeit bekommen.
Beste Grüße
Isa