Der Kaminofen und die eBay-Betrügerin

Posted on 15 September 2006 at 17:31 in Einkaufen, Internet und PC.

Im Juli hatten wir einen neuen Kaminofen gekauft und wollten deswegen den alten loswerden. Zunächst äußerte ein Arbeitskollege von Jörg Interesse und schaute sich den Ofen an. Für 50 Euro hätten wir ihn verkauft. Da er sich dann aber nicht mehr meldete, beschlossen wir, den Ofen bei eBay zu versteigern. Im schlimmsten Falle wären wir ihn für einen Euro los, dachte ich mir. Am 8. August startete die 10-Tage-Auktion und schon am zweiten Tag hatten sich 16 Beobachter eingetragen. Am 10. August lag das höchste Gebot schon bei 102 Euro. Es kamen weitere Beobachter hinzu – zum Schluss waren es über 60 – und es wurden weitere Gebote abgegeben. Eine Woche lang lag das höchste Gebot bei 202 Euro und erst am letzten Tag wurde von zwei neuen Bietern zweimal 301 Euro geboten und der Höchstbietende der beiden kaufte schließlich den Ofen für 302 Euro. Als Käufer wurde mir ein Herr J. S. aus B. angezeigt. Der Käufer meldete sich erst am nächsten Tag per eBay-Nachricht und schrieb, er habe soeben erfahren, dass er den Ofen ersteigert habe. Hatte der nicht selbst gesteigert?, fragte ich mich da schon. Immerhin war der Name des eBay-Mitglieds mit der “Unterschrift” unter der Nachricht identisch. Er wolle den Ofen am 29. oder 30. abholen, teilte er weiter mit und gab auch eine Mobiltelefonnummer an. Ich schickte ihm direkt an seine E-Mail-Adresse eine Mail mit dem Vorschlag, den Ofen am 29.08. um 17:30 Uhr abzuholen, gab ihm meine Adresse und Telefonnummer und hängte eine Wegbeschreibung an. Auch bat ich darum, den Termin kurz zu bestätigen. Darauf erfolgte keinerlei Reaktion. Am Mittwoch, dem 23.08., fragte ich bei Herrn S. nach, ob er denn meine E-Mail bekommen hatte und den Ofen am 29. abholen werde. Wieder keine Antwort. Am 27. August rief Jörg die Mobiltelefonnummer an, die mir Herr S. mitgeteilt hatte. Dort meldete sich eine Frau, die keinen Herrn S. kannte und auch von einem Kaminofen nichts wusste. Am 28.08. schickte ich trotzdem noch einmal eine Nachricht an Herr S., in der stand, dass er mir offensichtlich eine falsche Telefonnummer gegeben hatte, dass ich hoffe, er liest seine E-Mails und dass ich davon ausgehe, dass er morgen den Ofen abholen werde. Wie nicht anders zu erwarten, kam keine Reaktion und weder am 29. noch am 30. erschien ein Herr S. …
Am 30.08. meldete ich diese Unstimmigkeit bei eBay. Daraufhin erhält ja der Käufer von eBay eine entsprechende Aufforderung, was aber auch nichts nützt, wenn der Käufer sich tot stellt. Dann schickte ich ein Angebot an den zweithöchsten Bieter. Der hatte damals sofort nach Ende der Auktion eine Mitteilung geschickt, dass er die Auktion leider verpasst habe, aber starkes Interesse an dem Ofen habe, falls ihn der Höchstbietende nicht haben möchte. Das war zunächst alles, was ich auf dem normalen Weg tun konnte.
Jörg hatte nachgedacht, sich die Frage gestellt “Welche Fakten kennen wir?” und dann kombiniert: Wir hatten den angeblichen Namen und die Anschrift des Käufers. Wir hatten eine Telefonnummer. Wir konnten bei eBay außerdem sehen, dass der Käufer am 25. August eine Kasse gekauft hatte.
Was passierte dann? Jörg griff zum Telefon und wählte die Nummer. Nach einigen Versuchen meldet sich wieder eine Frau. Jörg erzählte ihr, er habe Interesse an der Kasse, die sie gekauft hatte, aber hatte selbst die Auktion leider verpasst. Ob sie denn gewillt sei, die Kasse an ihn zu verkaufen? Er habe ein kleines Sonnenstudio und die Mitarbeiterinnen seien schon an dieses Kassenmodell gewöhnt. Ihre Telefonnummer habe er sich von dem Verkäufer geben lassen. Sie erklärte, dass sie die Kasse sowieso gerade bei eBay zum Verkauf einstellen wollte. Er sagte, er wolle die Kasse gern abholen und fragte, ob er am Freitag vorbeikommen könne. Sie gab ihm Namen und Adresse. Es war eine Frau D. aus W., Ortsteil M. Diese Daten waren nicht identisch mit den Daten des Käufers, obwohl beide unter demselben eBay-Namen agierten. Fünf Minuten später rief die Frau zurück und wollte noch einmal wissen, woher er ihre Telefonnummer habe, denn eBay gäbe keine Daten raus. Er erklärte nochmals, er habe die Nummer vom Verkäufer der Kasse, den habe er angemailt. Der ursprüngliche Plan war dann, am Freitagnachmittag zur angegebenen Adresse zu fahren, zuerst Interesse an der Kasse zu heucheln und dann Frau D. mit diversen Ausdrucken zu konfrontieren. Na ja, am späteren Abend hatte sich das dann relativiert und wir haben von dem Plan Abstand genommen.
Am 31.08. recherchierte ich, dass sich hinter dem Namen und der Adresse das Geschäft einer Frau H. D. in W., Ortsteil M. verbarg. Ein privater Eintrag im Telefonbuch war nicht zu finden, dort hatte ich auch schon vergeblich nach Herrn S. gesucht. Am Nachmittag leitete mir Jörg eine SMS der Frau weiter, in der sie schreibt: “Hallo. Bitte nicht böse sein. Die Kasse hat meine Freundin für ihr Geschäft genommen. Ihre ist heute kaputt gegangen. LG” Na so ein Zufall! Da hatte wohl eine den Braten gerochen und bemerkt, dass jemand hinter ihre unlauteren Machenschaften gekommen war. Als ich nach Hause kam, war Jörg gerade dabei, einen Brief an Frau H. D. zu schreiben. Er wies sie darauf hin, dass sie unseren Kaminofen gekauft hatte und forderte sie auf, den Ofen bis spätestens 05.09. zu bezahlen und abzuholen. Anderenfalls würden wir den Fall an unseren Anwalt weitergeben. Als Anlage kamen noch diverse Ausdrucke ihrer eBay-Aktivitäten hinzu – unter anderem vom Kassenkauf mit darauf handschriftlich notiertem Namen und Adresse, die sie telefonisch am Tag zuvor angegeben hatte. Das Ganze ging am frühen Abend an ihre E-Mail-Adresse.
Der unterlegene Bieter mit dem angeblich starken Interesse hatte leider nicht auf das Angebot reagiert und am Abend war es abgelaufen.
Am 01.09. erhielt ich mittags die eBay-Nachricht, dass der Käufer den Artikel bezahlen würde. Am Nachmittag schickte ich eine Nachricht an den Käufer, in der ich eine verbindliche Angabe des Abholtermins forderte. Außerdem wies ich nochmals darauf hin, dass der Ofen – wie bereits mitgeteilt – bis zum 05.09.2006 abgeholt werden müsse.
Am selben Abend versuchte Jörg erneute, Frau D. telefonisch zu erreichen. Als sich endlich jemand meldete, war es gegen 22:30 Uhr. Die Frau am Telefon bestätigte zwar, Frau D. zu sein (Nachname identisch), aber sie sei A. D. Und ihr Mann hieße übrigens B. mit Nachnamen. Von einer Frau H. D. und einem Kaminofenkauf wusste sie natürlich nichts. Sie bestritt, dass Jörg unter dieser Telefonnummer mit einer Frau H. D. gesprochen habe, und mit eBay mache sie schon gar nichts. Schließlich wurde es Jörg zu bunt und er wurde etwas lauter: “Jetzt ist aber mal Schluss mit dem Blödsinn! …” Am Ende warnte er sie erneut, dass wir die Sache unserem Anwalt übergeben würden und ihre Handynummer dann auf jeden Fall auch auftauchen würde. Frau A. D. hatte noch ein bisschen gemeckert, dass es unverschämt sei, so spät abends noch anzurufen und sie die Polizei rufen würde, aber eine solche Drohung ist ja nur lächerlich.
Am 02.09. versuchte Jörg um 09:15 Uhr, eine der Damen D. zu erreichen, doch niemand ging ans Telefon. Um 09:50 Uhr erhielt ich eine “Heul”-Nachricht bei eBay. Man sei in einer schlechten finanziellen Lage und könne den Ofen nicht bezahlen. Mit Formulierungen wie “würde ich zu tiefst erleichtert sein” und “ich bitte sie von ganzem Herzen” versuchte man, mich zu erweichen. Das einzige jedoch, was mich etwas freundlicher stimmte, war die gleichzeitig angebotene Entschädigung von 50 Euro. Ich antwortete, dass ich einverstanden sei, den Kauf rückgängig zu machen, wenn man mir die 50 Euro überweise. Als letzten Eingangstermin setzte ich den 6. September und machte noch einmal deutlich, dass wir uns anderenfalls weitere Schritte vorbehalten würden. Nur eine Viertelstunde später kam die folgende Reaktion: “Liebe Familie D., ich bedanke mich von ganzem Herzen. Das Geld wird überwiesen. Bitte um Entschuldigung und hoffe keinen Negativeintrag von Ihnen zu erhalten. Ich bedanke mich” Jetzt hieß es also auf den Eingang des Geldes warten. Übrigens war es mehr als naiv von Frau A. D., uns ohne Not wissen zu lassen, dass ihr Mann B. heißt. Im Telefonbuch findet man nämlich einen Steuerberater B. unter der Adresse, die wir schon von Frau H. D. bekommen hatten.
Ab Montag, dem 04.09., wartete ich auf den Eingang des Geldes. Am 06.09. war bis abends immer noch nichts eingetroffen. Hätte ich etwas anderes erwarten können? Wir entschlossen uns, unabhängig davon den Ofen erneut bei eBay einzustellen. Ich bereitete das Angebot mit Start am Donnerstag, dem 07.09., 19:00 Uhr vor.
Am 07.09. erhielt ich am Vormittag eine Nachricht von Herrn S., in der er mir mitteilte, dass er vorgestern 30 Euro überwiesen habe. Er versprach, die restlichen 20 Euro zu überweisen, wenn die Rente auf seinem Konto sei. Immer wieder prüfte ich mein Konto im Laufe des Tages und tatsächlich war der Betrag am Nachmittag dann eingegangen. Wie nicht anders zu erwarten, kam das Geld von Frau H. D. Ich vermute, sie muss so eine Art Dr. Jekyll sein, der sich des Abends in Mr. Hyde oder in ihrem Fall Herrn S. verwandelt, um bei eBay sein Unwesen zu treiben.
Den Kaminofen haben wir schließlich in der zweiten Auktion zu einem guten Preis verkauft und mit dem Geld von Frau D. ist der Preis ein noch besserer. Jetzt warte ich noch ab, ob tatsächlich die restlichen 20 Euro kommen, werde in der Zwischenzeit bei eBay die Erstattung der Verkaufsprovision beantragen und entscheide am Ende, ob ich Frau D. komplett ignoriere oder ihr doch noch eine schlechte Bewertung gebe.

4 Kommentare

  1. Eva - Freitag, 15. September 2006 at 20:45

    Puh, liebe Sabine, da hattet Ihr ja eine Menge Streß mit Eurem Kaminofen! Schön, dass sich alles zum Guten gewendet hat!
    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende! Liebe Grüße, Eva

  2. caröly - Freitag, 15. September 2006 at 21:49

    was ich nicht verstehe, warum bieten solche leutz denn überhaupt mit?
    das wird wohl nicht das erste mal gewesen sein..

    wir sind mal wg einer gitarre nach hamburg gefahren , ich konnte meinen mann gerade noch davon abhalten, diese fidel nicht auf dessen kahlkopf zu zertrümmern, schlimm, wie machne menschen sind…

  3. Biggi - Sonntag, 17. September 2006 at 10:44

    Heftig! Und unbegreiflich, wie dumm manche Menschen sind. Ich habe solche Erfahrungen bei ebay zum Glück noch nicht machen müssen, aber irgendwann stößt bestimmt jeder mal auf solche Idioten.

    Schön, daß es für Euch noch gut ausgegangen ist. Aber schade um diese Nervereien.

    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag!

    Biggi

  4. Wapiti - Sonntag, 17. September 2006 at 12:08

    Jesses, was für ein Aufwand! Wie viel Zeit und Nerven ihr gebraucht habt wegen so eines Blödians 🙁
    Was für ein Glück, dass am Ende doch noch alles gut ausging und der Ofen zu einem vernünftigen Preis verkauft wurde. Trotzdem, der ganze Ärger den ihr hattet, den ersetzt euch keiner…

    Grüßle,
    Wapiti

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