Kassel

Posted on 22 Februar 2006 at 18:09 in Unterwegs.

Gestern war ich seit ewigen Zeiten wieder einmal auf Dienstreise. Mit meiner Kollegin reiste ich zu einer Arbeitskreissitzung nach Kassel. Die Sitzung fand von 11:00 bis 15:00 Uhr statt, so dass wir kaum einen längeren Arbeitstag hatten als sonst. Normalerweise würde ich die Strecke Hannover – Kassel mit dem Auto fahren, aber dagegen sprachen drei Gründe: meine Kollegin kann mich kostenlos als Begleitperson mitnehmen, da sie blind und somit schwerbehindert ist; wir haben noch immer Winter und die Straßenverhältnisse hätten sehr schlecht sein können; die Veranstaltung fand mitten in Kassel statt, wo es so gut wie keine kostenlosen Parkmöglichkeiten gibt. Also sind wir Bahn gefahren. Stadtbahn mit einmal umsteigen bis Hauptbahnhof, dann ICE bis Kassel-Wilhelmshöhe. Anschließend hätten wir einen Bus bis Kassel Hbf nehmen müssen, da zu der Zeit gerade keine Regionalbahn fuhr. Ich entdeckte zwar vor dem Bahnhof die Haltestelle für die Linie 52, doch dass es die Gegenrichtung war, stellte sich erst bei Befragen des Busfahrers heraus. Der richtige Bus war natürlich schon weg und wir nahmen kurzerhand ein Taxi. An unserem Ziel Ständeplatz äußerte der Taxifahrer seinen Unmut darüber, dass man “da ja was zusammengebaut habe”. Vermutlich ärgert er sich täglich über irgendwelche nicht besonders sinnvollen Verkehrsführungen. Ich konnte ihm leider nur antworten, dass ich bisher noch nie in Kassel gewesen sei und nicht wisse, wie es vorher ausgesehen habe.
Die Sitzung fand mit zehn Leuten in einem sehr engen Raum statt. Der Zeitplan lief gleich aus dem Ruder, nach der ersten Präsentation (mit Fragen und Diskussion) hätte noch eine zweite vor der Mittagspause folgen sollen. Doch da wir schon eine halbe Stunde über der geplanten Pause waren, wurde erst einmal abgebrochen. Zum Essen ging es in die Kantine des Landeswohlfahrtsverbandes. Ich hatte gar keinen rechten Hunger und hätte mir lieber nur einen Salatteller nehmen oder das Essen ganz ausfallen lassen sollen. Leider entschied ich mich für ein Hauptgericht mit der Bezeichnung “Putencurry mit Früchten und Reis”. Der Teller war sehr voll, das Curry mit viel Curry und Dosenobst angereicht, die Soße hatte eine etwas schleimige Konsistenz. Ich ließ bestimmt die Hälfte übrig und hatte dafür (mit einem Getränk) ganze fünf Euro bezahlt. Bis sich endlich wieder alle versammelt hatten, war schon eine Stunde vorüber, viel zu viel bei der knapp bemessenen Zeit. So konnte es nicht anders kommen, dass meine Kollegin und ich uns pünktlich um 15 Uhr verabschieden mussten, um unseren Zug zu erreichen, während die anderen noch saßen.
Die Rückfahrt verlief reibungsloser, die Anschlüsse passten prima und auch in Hannover mussten wir nicht lange auf die Stadtbahnen waren. Trotzdem finde ich zwei Stunden Fahrt oder sogar zweieinhalb wie am Morgen für diese Strecke viel zu lang, ich weiß schon, warum ich lieber Auto fahre.
Noch vor 18 Uhr war ich wieder zu Hause, doch ich fühlte mich, als wäre ich die gesamte Strecke zu Fuß gelaufen. Na ja, das ist jetzt ein wenig übertrieben, aber solche Dienstreisen sind immer unverhältnismäßig anstrengend.
Heute Morgen erfuhren wir dann, dass die Arbeitsgruppe gestern noch einen weiteren Termin festgelegt hat. Im April will man sich in Soest treffen, und zwar länger! Am Montagabend Anreise und am Dienstag Sitzung. Oh je, ich hasse solche Dienstreisen mit Übernachtung. Ich kann mich nicht daran erfreuen, meine Freizeit in fremden Städten und fremden Unterkünften mit mehr oder weniger unbekannten Leuten zu verbringen. Nichts gegen die Leute, und ich weiß, man sagt ja immer, ein Erfahrungsaustausch am Rande von Veranstaltungen sei sehr wichtig, aber ich mag es trotzdem nicht. Lieber würde ich morgens früh aufstehen und dann erst losfahren. Warten wir’s also ab, was im April geschehen wird.

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