Die erste Arbeitswoche nach dem Urlaub war recht anstrengend, und deshalb sehnte ich mehr als sonst den Freitag herbei.
Zunächst fiel es mir schwer, nach drei Wochen lange schlafen und wenig tun, jeden Morgen wieder so früh aufzustehen. Dazu kam der gedankliche Stress an die noch zu erledigende Arbeit. Mein Ziel ist es nämlich, bis zum Schulbeginn so viel wie möglich noch abzuarbeiten. Es soll schließlich kein Schüler ohne Material dasitzen, wenn es irgendwie geht. Dann kam noch eine Geburtstagsfeier am Mittwoch dazu. Wir waren im Grunde nicht spät zu Hause (gegen elf), aber da ich nicht direkt nach dem Nachhausekommen ins Bett gehen kann, wurde es doch etwas später. Halb eins! Nur sechs Stunden Schlaf waren zu wenig, das merkte ich deutlich am Donnerstag. Nachmittags fiel mir das Arbeiten nicht so leicht, die Augen brannten und ich wünschte mir ein weiches, bequemes Bett oder mindestens ein Sofa zum Liegen. Ja, ich spüre deutlich das Alter!
Heute konnte ich eine sehr erfreuliche Bilanz der ersten Arbeitswoche ziehen. Ich habe eine Menge geschafft, mehr als ich dachte, und es bleiben immerhin noch eineinhalb Wochen, um den Rest zumindest in Teilen zu erledigen. Also entschloss ich mich, nicht allzu spät Feierabend zu machen, dann Einkaufen zu fahren und den Rest des Nachmittags entweder am PC oder mit Harry Potter auf dem Sofa zu verbringen. Doch es kam anders. Die flotte Fahrt auf dem Schnellweg wurde abrupt gestoppt und dann ging nichts mehr. Nach einer Viertelstunde des Stehens und Wartens wurde in den Verkehrsnachrichten verkündet, dass der Südschnellweg wegen eines Unfalls ab Hildesheimer Straße gesperrt sei. Drei Kilometer Stau. Und ich mittendrin. Immer mehr Leute stiegen aus, einige gingen nach vorn zu der nicht allzu weit entfernten Unfallstelle. Immer wieder kam jemand mit einer Hiobsbotschaft zurück, von der ich immerhin Bruchstücke durch das offene Fenster verstehen konnte. “Ein Lkw steht quer, da geht nix mehr.” – “Ein Lkw und ein Wohnwagen, alle quer auf der Fahrbahn …” – “Die kriegen den Anhänger nicht ab, das kann doch nicht wahr sein!” – “Der Pkw hat sich dermaßen verkeilt, dass sie ihn nicht rausbekommen. Ist aber nur Blechschaden.” “Das dauert noch lange!” Nach einer Stunde bekam ich leichte Panik und stellte mir vor, bis abends um acht dort im Auto zu sitzen. Aber die würden es doch wohl irgendwie schaffen, die Autos voneinander zu trennen? Ich beruhigte mich wieder und sagte mir, es sei immer noch besser, einige Stunden im Stau zu stehen als ein paar Minuten früher losgefahren zu sein und selbst in den Unfall verwickelt worden sein. Dann kamen wieder Leute zurück, aber sie gingen eiligen Schrittes, sprangen in ihre Autos und nur wenige Sekunden später kam wieder Bewegung in die Blechlawine – nach eineinhalb Stunden Sperrung. Am Unfallort war nur noch ein Wohnwagen auf der rechten Spur und brauner Schmutz quer über die Fahrbahn zu sehen.
Ich machte mich auf in den Supermarkt und war um halb fünf endlich zu Hause.
Übrigens habe ich mir überlegt, es könne durchaus sinnvoll sein, immer ein Buch im Auto mitzuführen – als Lesestoff in solchen langweiligen Stausituationen.