Männer im Supermarkt

Posted on 6 Mai 2005 at 17:27 in Menschen.

Einkaufen im Supermarkt finde ich meistens entspannend – und darüber hinaus kann es bisweilen auch interessant bis amüsant sein.
Meist sorge ich allein für das Heranschaffen der Verpflegung im Hause D. Wenn hin und wieder mein angetrauter Ehemann mich darin unterstützt, dann kann ich tatsächlich davon profitieren. Er ist in der Lage, nach meinen Ansagen vom Einkaufszettel selbstständig die richtigen Regale mit den gewünschten Produkten zu finden und das Benötigte in den Einkaufswagen zu legen, während ich bereits zwei Reihen weiter Ausschau nach leckeren Sonderangeboten halte. Ebenso verfügt er über die Fähigkeit, durch Mitdenken und entsprechende Vorschläge die Einkaufsliste um praktische Dinge zu erweitern, die man immer im Vorrat haben sollte. Und man glaubt es kaum, er schiebt freiwillig den voll beladenen Wagen zur Kasse und übernimmt dort das Aus- und Einpacken, so dass ich meistens untätig warten muss, bis es ans Bezahlen geht. Das ist dann meine Sache, so haben wir das aufgeteilt.
Meinen letzten Beobachtungen zufolge gibt es jedoch genügend Männer, die einen Ausspruch von David Ben Gurion allzu wörtlich nehmen. Als er sagte: “Die Frau ist das Kamel, das uns hilft, die Wüste des Lebens zu durchqueren”, dachte er gewiss nicht an die beschwerliche Durchquerung einer Supermarktwüste.
Das Paar Eins entdeckte ich zwischen Käse und Wurst. Sie schob ächzend die bereits gut gefüllte Einkaufskarre durch die Gänge, hielt an, hechtete zum Regal, lud etwas in den Wagen, rollte weiter, immer hektisch den Einkaufszettel studierend, während er gelangweilt nebenherschlenderte und sie mit keinen Handgriff unterstützte. Kein Wunder, er hatte ja auch seine Hände in den Hosentaschen versenkt.
Paar Zwei überholte ich am Konservendosengang. Auch hier war sie wieder die Wagenschieberin, er trug immerhin das Kleinkind auf dem Arm. Im Schneckentempo bewegten sie sich den Hauptgang entlang und im Vorübergehen hörte ich, wie er sehr gelassen die Feststellung: “Du, wir brauchen auch noch Fondor” fallen ließ. Sie war zumindest rhetorisch geschickt und antwortete ihm: “Dann musst du eben dorthin gehen und Fondor holen!” Richtig so, erklär ihm, dass das Gewürz nicht auf Zuruf in den Wagen geflogen kommt, dachte ich mir. Leider versäumte ich es, die weitere Entwicklung zu beobachten und weiß daher nicht, ob die Frau konsequent geblieben ist oder doch noch selbst zum Gewürz geeilt ist.
Auf Paar Nummer Drei stieß ich an der Kasse. Auch hier konnte ich die klassische Rollenverteilung studieren. Die Frau wuchtete alle Lebensmittel aus dem Einkaufswagen auf das Band, während der Mann geduldig wartend hinter ihr stand. Den leeren Wagen schob sie an der Kasse vorbei, damit sie ihn auf der anderen Seite wieder beladen konnte. Der Mann, offensichtlich schon übermüdet von der anstrengenden Einkaufstour, lehnte mit lang ausgestreckten Beinen neben der Kasse an der Wand. Immerhin, das konnte ich erkennen, hatte auch er schwer zu tragen, denn in der linken Hand hielt er ein Bündel Geldscheine. Als ich meinen Wagen ein Stück nach vorne schob, um an das Band zu kommen, wäre ich um ein Haar über seine Füße gerollt. Doch er musste schon sehr erschöpft sein, denn er bewegte sich keinen unnötigen Zentimeter zur Seite. Endlich hatte seine Frau alles eingepackt und er konnte sich der verantwortungsvollen Tätigkeit des Bezahlens widmen. Wie gut, dass er nun die Geldscheine losgeworden war, denn nur so schaffte er es vermutlich, hinter seiner Einkaufswagen schiebenden Frau das letzte Stück Weg zum Auto zurückzulegen.

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