Weblog Fiction

Posted on 21 April 2005 at 17:42 in Internet und PC.

Schon gestern war mir aufgefallen, dass das Weblog von Marie nicht erreichbar war. Ein technisches Problem möglicherweise? Doch weit gefehlt: Heute kam ich über Umwege zur Kaltmamsell und erfuhr dort den wahren Grund: Marie gibt es gar nicht und es hat sie nie gegeben (“Das Projekt Marie“).
So richtig überrascht hat mich das im Grunde nicht. Ich entdeckte Maries Weblog im September 2003; damals existierte es wohl schon ungefähr drei Jahre. Nachdem ich die bis dahin vorhandenen Einträge so gut wie am Stück gelesen hatte, schrieb ich dies:

Mittwoch, 03.09.2003
Die Faszination der Wirklichkeit
Kürzlich bin ich auf ein Weblog gestoßen, dem ich eher die Bezeichnung “Online-Tagebuch” geben würde. Aber egal was es auch ist, ich habe jedenfalls alle Einträge mit Faszination gelesen. Fesselnd und interessant geschrieben, (fast) wie ein Roman, liest sich dieses Tagebuch: Junge, schöne, intelligente, beruflich erfolgreiche Frau mit Haus, Cabrio und Geld für exklusive Kleidung, lernt intelligenten, charmanten, gut aussehenden, erfolgreichen, selbstständigen Unternehmensberater Mitte dreißig kennen. Selbstverständlich wohnt dieser in einem perfekten Haus und fährt einen teuren Sportwagen. Es entwickelt sich, wie es zunächst scheint, eine perfekte Beziehung, doch dann kommt alles ganz anders … Ich fragte mich beim Lesen einige Male, ob dies tatsächlich dem wirklichen Leben entsprungen sein kann. Oder schreibt da etwa jemand ein Tagebuch so wie einen Roman und alles spielt sich nur in seiner bzw. ihrer Fantasie ab? Neben dem Schreibstil hat natürlich auch die komprimierte Form des Lesens zu meinem Eindruck beigetragen, ein Buch vor mir zu haben. Ein “Buch”, das mich bis in einen Traum verfolgte, in dem mir ein gut aussehender junger Mann à la David Cassidy (der Schwarm aller Teenies Anfang der 70er) mit monatlichem Einkommen von 10.000 Euro sein riesiges Haus zeigte.

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