Kennt ihr den Horst? Ich habe kürzlich zwei Bücher über ihn gelesen und heute Nacht sogar von ihm geträumt. Besser gesagt, von einem Mann der Gattung “Horst”, denn dieser Name ist der Oberbegriff für eine besondere Spezies.
In meinem Traum lief ich eine Straße entlang, es war stürmisch und ich musste mich festhalten, um nicht weggeweht zu werden. Ich hatte es eilig, denn ich wollte ein Schiff erreichen, aber ich schaffte es nicht, schnell zu laufen, meine Füße waren schwer wie Blei. Auf meinem Weg kam ich durch ein hellgelb eingerichtetes Café. Dort saß er, dieser große, schlanke, dunkelhaarige Mann und sprach mich an. Er wolle mich gern kennen lernen, sagte er, und fragte, ob ich noch am selben Abend Zeit hätte. Ich verneinte und daraufhin sagte er, dann ginge es erst am darauf folgenden Samstag, wenn er wieder in Hannover sei. Ich stimmte zu und wir verabredeten uns für Samstag, den 8. in diesem Café. Im selben Moment fragte ich mich, warum ich das tat, denn schließlich war ich verheiratet. Dann musste ich aus irgendeinem Grund wohl nicht mehr zum Schiff, denn plötzlich saß ich neben diesem Mann auf einer gepolsterten Bank. Fredo, so war sein Name, kaute auf einem Bleistift herum und erzählte etwas. Zwischendurch verstummte er immer wieder und blickte abwesend in die Luft. Ich schaute ihn an und stellte fest, dass er im Grunde nicht besonders gut aussah, gleichzeitig aber eine faszinierende Ausstrahlung hatte.
Als ich aufwachte, grübelte ich, wer dieser Mann gewesen war. Ich kannte ihn nicht und doch kam er mir seltsam bekannt vor. Irgendwann im Laufe des Vormittags fiel es mir ein: Es war der “Horst” aus dem Buch. Na ja, fast, denn im Buch ist er blond und heißt Niels. Aber was ist ein “Horst”? Kurz gesagt, es ist ein bindungsunfähiger oder -unwilliger Mann, der Angst vor Frauen hat und sich deshalb nach dem Kennenlernen mehr und mehr zurückzieht, bis er plötzlich ganz weg ist. Eine genaue Beschreibung gibt es auf der Website zum Buch “Die Prinzessin und der Horst“. Die Fortsetzung der Geschichte heißt übrigens “Horst go home!“.
Horsts gibt es nicht nur im Roman, sondern auch im Fernsehen. So habe ich den ach so charmanten Briefträger aus der Lindenstraße als Horst enttarnt.
Meine Zuschauerpost an die Lindenstraße vom 17. Mai (ist auf der Website auch noch zu finden):
Die Gabi und der Horst
Wer hätte das geahnt, da ist Gabi Zenker tatsächlich auf einen “Horst” hereingefallen. Horst? Wieso Horst, der heißt doch Stephan? Sicher, er heißt Stephan, aber der gehört zur Kategorie der Horsts. Ich nenne ihn so, weil ich gerade ein Buch mit dem Titel “Die Prinzessin und der Horst” lese, und dort ist “Horst” das Synonym für einen bindungsunfähigen oder -willigen Mann. Ein Mann dieses Typs ist so liebenswürdig und charmant, dass die Frau – wie hier Gabi – sich einfach in ihn verlieben muss. Allerdings gibt so ein Mann wenig bis gar nichts von sich preis. Und was wissen wir Zuschauer denn schon über Herrn Kettner? Wie und wo lebt und wohnt er? Hat er Freunde, Verwandte? Was macht er in seiner Freizeit außer Zeichnen und Konzerte besuchen? Ich denke, Gabi weiß all dies auch nicht. Und wieso schlug er vor kurzem noch vor, eine gemeinsame Wohnung zu suchen, wenn er dann – praktisch von einem Tag auf den anderen – kalte Füße bekommt und sich zurückzieht? Sein ständiges Schweigen, dazu noch der Hundeblick – es war einfach unerträglich. Ich kann gut verstehen, dass Gabi so wütend geworden ist und ihn angeschrien hat. Es wird ihr und uns Zuschauern wahrscheinlich für immer ein Rätsel bleiben, was seine wahren Beweggründe waren. Sätze wie “es wird mir zu viel”, “ich kann das jetzt nicht”, “gib mir mehr Zeit” oder “ich brauche etwas Abstand” sind doch nur Ausflüchte, um auf bequemem Weg die Flucht anzutreten. Außerdem behaupte ich, sein Rückzug hat mit Gabis Taubheit überhaupt nichts zu tun. Er hätte sich auf jeden Fall früher oder später aus der Affäre gezogen. Arme Gabi, sie tut mir so leid!
(Anmerkung: Meine Überschrift wurde von der Redaktion in “Die Prinzessin und der Horst” geändert.)
Und man findet diese Spezies auch im wahren Leben. Ich habe auch schon mehrere kennen gelernt, die horstähnliche Züge erkennen ließen und ich wette, fast jede Frau hat schon mal so einen getroffen, ohne zu wissen, dass es ein Horst ist.
Der Horst
Kommentar schreiben