Selbstbild – Fremdbild

Posted on 15 September 2003 at 15:21 in Persönlich.

Ich dachte eigentlich bisher, dass ich ein lieber, netter, sympathischer und friedliebender Mensch bin – eher genau das Gegenteil von einer unfreundlichen, meckernden, übelgelaunten und unsympathischen Zicke. Aber so einige Ereignisse – ich sag nur das Wort “Beschwerden” – lassen mich doch etwas grübeln, ob Außenstehende nicht einen anderen Eindruck von mir bekommen. Nicht dass hier Missverständnisse entstehen: es hat niemand etwas Schlechtes über mich geäußert, jedenfalls nichts, von dem ich weiß. Ich denke einfach nur darüber nach, ob ich wirklich so bin, wie ich mich sehe oder ob die mögliche Einschätzung von mehr oder weniger Fremden eher richtig ist. Ein Ereignis aus der Vergangenheit werde ich jedenfalls nie vergessen: ich war 1980 zu einer Silvesterparty eingeladen, die Organisatoren kannte ich durch den Sportverein. Für mich war es keine Frage, dass sie mich eingeladen hatten, weil ich ihnen sympathisch war. Doch dieses Bild bekam einen Riss. Ich schrieb damals in mein Tagebuch:
Sonntag, 04.01.81. Die Silvesterparty war ganz gut. Aber auch nicht mehr. Ich war am Ende ganz schon sauer, denn Uli S. hatte mir erzählt, daß sie (u. a. die Veranstalter der Party) einmal zufällig von mir gesprochen hätten, und dabei habe sich herausgestellt, daß sie mich alle nicht sehr mögen. Er meint, sie würden mich unterschätzen.
Ich weiß nicht, ob es stimmte, was dieser Uli mir damals erzählt hat. Doch es war wie ein Schlag vor den Kopf. “Sie mögen mich alle nicht!” “Du bist nur eingeladen, weil L. darauf bestanden hat!” Ich fand damals einen “großartigen” Weg, um das zu verarbeiten:
Danach war ich sauer auf die anderen; jetzt aber nicht mehr, nur noch auf ihn. Ich glaube nicht mehr, was er mir erzählt hat. Das war ganz schön idiotisch.
Ich weiß, dass niemand es schaffen wird, von allen Menschen gemocht zu werden und ich behaupte mal, dass es auch nicht erstrebenswert ist. Unter Umständen kann es aber vielleicht helfen, wenn ein offensichtlich falsches Bild ein wenig zurechtgerückt wird. Vielleicht muss ich dann von meinem mir doch so vertrauten Bild abrücken und mir eingestehen, dass ich eine unsympathische Zicke bin. Aber das würde mir gar nicht gefallen!

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