Was treibt manche Menschen dazu, ganz offensichtlich die Unwahrheit zu erzählen? Ich habe schon mehrere Situationen erlebt, in denen jemand etwas erzählte und ich in dem Moment an meinem Verstand zweifelte: denn in Wirklichkeit hatte es sich ganz anders abgespielt. Ein Beispiel: Eine Bekannte erzählte bei einer Party den anderen Anwesenden, dass sie am Sonntag vorher zum Frühstück bei einer Freundin eingeladen war. Sie berichtete ausführlich, was es zum Frühstück zu essen gab und welchen Kuchen die Freundin zum Nachmittagskaffee gebacken hatte. Ich saß daneben und dachte nur “wie bitte?” Denn eines wusste ich genau: ich hatte an jenem Sonntag mittags mit ebendieser Freundin telefoniert und sie erzählte mir, dass die Bekannte nachmittags zum Kaffee kommen wolle – nachmittags, wohlgemerkt, und nicht schon zum Frühstück. Ich frage mich, warum nur erzählt sie solche – für manche – offensichtlichen Lügengeschichten? Natürlich ist die erwähnte Begebenheit völlig unwichtig. Es interessiert niemanden wirklich, ob und wann und wie lange sie dort gesessen hat. Aber gerade deswegen hätte sie doch die Wahrheit erzählen können. Manchmal habe ich den Eindruck, diese Menschen belügen sich selbst, also erzählen ihre Variante in der vollen Überzeugung, dass es sich genau so zugetragen hat. Eine Erklärung vielleicht, dass sie gar nicht anders können, aber meine Frage nach der Motivation ist damit noch nicht beantwortet.
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