Manchmal war ich auch sehr ungeschickt in der Auswahl meiner Verabredungen. In einigen Fällen hätte ich es wirklich vorher merken können, dass der Typ nicht mein Fall war.
Wie zum Beispiel bei Stefan. Wir hatten ein paar Mal gechattet und auch telefoniert. Wir verabredeten uns zu einem Weinfestbesuch in Oppenheim am 9. August.
Mein Auto hatte auf der Hinfahrt wieder einmal Wasser verloren, aber ich machte mir noch keine großen Gedanken. In den nächsten Tagen aber wollte ich mal die Werkstatt aufsuchen. Ich hatte es immer hinausgezögert, weil ich eigentlich im Moment kein Geld für eine Reparatur hatte. AOL und Telekom buchten monatlich viel zu viel Geld ab.
Ich wartete wie verabredet auf einem Parkplatz. Als er nach einer halben Stunde immer noch nicht da war, suchte ich eine Telefonzelle und rief ihn auf seinem Handy an. Er hatte sich verfahren! Dabei hatte ich ihm eine sehr gute Wegbeschreibung geschickt! Dann kam er endlich an. Und er hatte mir einen Blumenstrauß mitgebracht. Wie peinlich! Und er sah sowieso wie ein Bubi aus. Ganz und gar nicht mein Fall. Wir gingen zum Weinfest und liefen dort durch die Gässchen. Er fragte mich ständig, was wir denn jetzt machen und lief mir die ganze Zeit wie ein Hündchen hinterher. Ich fand das äußerst albern. Ich sagte dann, ich sei müde und wolle nach Hause. Viel geredet haben wir nicht mehr.
Nach ein paar Kilometern auf der Bundesstraße machte mein Auto schlapp. Der Motor ging aus. Ich hatte unheimliches Glück und rollte gerade noch bis zu der einzigen Tankstelle vor Mainz. Kurz vor Mitternacht war es, nur fünf Minuten später und die Tankstelle wäre bereits geschlossen gewesen. So aber konnte ich noch den ADAC anrufen und das Auto abschleppen lassen.
Leider wurde es eine langwierige und teure Geschichte. Erst am folgenden Freitag konnte ich mein Auto wieder abholen, natürlich erst, nachdem ich ca. 3000 DM auf den Tisch geblättert hatte.
Nun sah es ganz übel mit meinen Finanzen aus. Die vielen Ausgaben in der letzten Zeit (PC, Scanner, Fernseher, Videorecorder, etc.), die saftigen monatlichen Beträge für AOL und Telekom – und jetzt auch noch das! Die Online-Zeit war ja damals noch sehr teuer gewesen.
Es half alles nichts, ich habe einen Firmenkredit aufgenommen. Ganz so schlimm war es nicht, nur 5000 DM, und die habe ich locker wieder zurückgezahlt.
Im August traf ich mich auch zweimal mit Toni aus Mainz. Das war einer der ganz, ganz Netten aus dem Chat.
Ansonsten hatte ich noch eine absolut missglückte Verabredung mit Mickey aus Darmstadt. Wir wollten uns an einem Abend in einem Irish Pub in Darmstadt treffen. Ich wusste, wo es war, allerdings war ich noch nie drin gewesen. Als ich ankam, wunderte ich mich dann doch etwas über diese merkwürdige Kneipe. Am Eingang wollte man schon 5 Mark Eintritt von mir haben. Hm, eigenartig, aber nun gut, ich zahlte und ging hinein. Sehr irisch war es auch nicht. Es gab große Eimer mit Sangria und Strohhalmen und später lief eine ganze Meute sehr lustiger Leute mit schaumbedeckten Körpern durchs Lokal. Ich saß bestimmt eine Stunde an einem Tisch und wartete. Zwischendurch sprach ich sogar einen Typen an, ob er mit jemandem verabredet sei. Er war sehr irritiert und dachte wohl, das sei eine billige Anmache. Dabei meinte ich es wirklich ernst. Nach etwa einer Stunde gab ich auf und fuhr wieder nach Hause. Natürlich traf ich Mickey später am Abend im Chat. Wir stellten uns gegenseitig die Frage, wo der jeweils andere denn gewesen sei und warum er nicht gekommen sei. Dann klärte sich auf, dass ich mich am falschen Ort befunden hatte. Ich war im Erdgeschoss in dieser Kneipe à la Ballermann 6 gewesen, der Irish Pub allerdings befand sich im Keller!
Wir hatten es dann noch zwei weitere Male mit Verabredungen versucht, aber jedes Mal kam etwas dazwischen. So lernte ich ihn nie persönlich kennen.
August 1997
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