Es wird Zeit, daß ich mal wieder Tagebuch schreibe! Seit ich mit Martin befreundet bin, habe ich nicht mehr das Bedürfnis, alles aufzuschreiben, obwohl ich mit ihm schon genug Probleme hatte bzw. noch habe.
Es muß wohl Dienstag, der 10.08. gewesen sein, als ich wieder mal abends auf ihn gewartet habe. Ich war zuerst etwas sauer, als ich ihn sah, denn er hatte schon öfters gesagt, er wolle zu mir kommen. Wir standen eine halbe Stunde draußen. Beim Abschied versprach er mir, am Mittwoch zu kommen. Und er kam auch! Er sagte, er sei ganz nervös gewesen, als ob er zum ersten Mal ein Mädchen besucht. Bei mir sei es ganz anders als bei den anderen.
Donnerstag brachte er mir ein Moosröschen mit. Unheimlich lieb! Am Wochenende war Kerb, Sonntags waren wir beim Tanz. Er fiel natürlich wieder mal durch seine unpassende Kleidung auf, was ihm Norbert K. auch sagte (ich sei viel zu gut für ihn). Stimmt vielleicht auch.
Am 19.08. mußte ich leider weg, Dienstreise, Dnjepr-Kreuzfahrt. War froh, als ich es überstanden hatte. Samstags, 28.08., hatten wir Verspätung, ich mußte 7 Std. auf den nächsten Flug warten. Martin kam spät abends vorbei (ich hatte ihn nachmittags angerufen). Wir gingen zum Rentner, dort rauchten sie etwas und er lag anschließend da und schlief, was mir gar nicht paßte.
Die nächsten Tage ergab es sich so, daß wir bei mir waren und nicht weggegangen sind. Einmal hatte ich keine Lust fürs Kino, schlechte Laune, konnte mich selbst nicht leiden. Er fühlte sich überflüssig und meinte, er käme später noch mal oder am nächsten Tag. Aber er kam nicht, auch nicht am nächsten Tag. Ich hatte es im Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Also ging ich raus und suchte ihn. Er war im Hof, spielte mit ein paar jüngeren Karten. Als er mich sah, kam er und sagte, ich solle mit rauskommen, er habe was mit mir zu besprechen. Er sagte mir, wir passen wohl nicht zusammen, denn ich wolle doch immer zu Hause bleiben. Ich meinte, daß das nicht stimme, konnte die Tränen nicht zurückhalten, was ihn wohl wieder überzeugte. Er gestand mir, einen Fehler gemacht zu haben, als ich weg war. Im Suff. (Das sollte wohl die Entschuldigung sein). Irgendwas mit der Danni hatte es zu tun, mit der er schon dreimal gegangen war. Die an diesem Abend auch da war. Ich weiß bis heute nicht, was da abgelaufen ist, aber das ist auch nicht so wichtig. Dann sagte er, da drin dürfe er sich jetzt nicht mehr sehen lassen. Ich glaube, anschließend fuhren wir nach Darmstadt ins Kino.
Am letzten Tag vor der Kreuzfahrt waren wir abends bei mir gewesen. Er hat mir gestanden, daß er noch nie mit einem Mädchen geschlafen hat. Das fand ich toll! Wenigstens kein erfahrener Mann, vor dem ich Angst gehabt hätte. Es passierte dann am 31. August, kurz bevor es fast mit uns zu Ende gewesen wäre! Ich hatte selbst beim zweiten Mal noch ein bißchen Angst, aber mittlerweile finde ich es fast immer ganz toll.
Der große Schock kam am 23. September. Ich hatte natürlich mittlerweile alles für Frankreich in die Wege geleitet. An diesem Tag also traf ein Brief ein von der Agentur in Frankreich. Sie hatten eine Familie für mich gefunden. Ich war zunächst mal fertig, denn das bedeutete, daß ich nur noch eine Woche zu Hause war. Ich glaube, für Martin war es genauso schlimm. Samstags Fahrt zum Kloster Kreuzberg. Ganz gut, Martin war am Ende ziemlich angeheitert, was ich nicht so schön fand. Nur eines kann ich nicht vergessen: wir, sechs oder acht Leute, gingen ein Stück spazieren, kamen gerade zur Kirche, als dort eine Hochzeit stattfand. Wir schauten einen Moment zu, Martin sagte zu mir, vielleicht steht uns das eines Tages auch noch bevor. Das fand ich ganz toll, aber ich glaube, die Wirkung des Biers hat auch schon mitgespielt. Einmal hat er auch zu mir gesagt, er liebt mich, nachdem wir auf der Kerb tanzen waren. Aber seitdem nie wieder. Sonntag abend waren wir mal wieder beim JRK, wo ich vorher schon öfters war, um ihn zu treffen.
(Übrigens: zur Rückverschwisterung waren wir auch in Verneuil, allerdings mit Auto. War gut, nur viel zu kurz).
Also noch mal, der Abend beim JRK. Irgendwann sagte Jimmy zu Martin, er solle mal rauskommen. Martin sagte zu mir, die wollen was von mir. Vielleicht sehen wir uns später noch mal. Da hat mich die Wut gepackt, ich habe meine Jacke genommen und bin rausgerannt. Habe natürlich gewartet, daß er kommt. Wie üblich wollten die anderen wegfahren und was rauchen, was ich allerdings nicht wußte. Nur daß, was er gesagt hatte, hat mich so geärgert. Er kam natürlich auch. Holte mich zurück. Und motzte mich ganz schön an (zurecht), daß ich doch sagen solle, was ich denke. Ihm läge was an mir, sonst hätte er mich laufen lassen.
Donnerstag war der schlimmste Tag. Ich habe fast nur geheult. Martin schenkte mir zum Abschied ein goldenes Kettchen mit Anhänger. Brachte mich zum Bahnhof. Dann fuhr ich los nach Frankreich. In Straßburg wäre ich am liebsten schon wieder ausgestiegen.
Allerdings war das ganze dann Scheiße. Am 3. November war ich wieder hier. Martin war ganz schön überrascht, er wußte von nichts. Seitdem suche ich also Arbeit, habe bisher noch nichts gefunden. Martin ist die meiste Zeit im Jugendraum, wir treffen uns immer dort, denn selbst wenn er sagt, er wolle bei mir vorbeikommen, tut er das nie. Ich weiß nicht warum, ich kann es nicht herausfinden. Er ist eben so. Diese Woche hat er wieder Spätschicht, ich treffe ihn wahrscheinlich heute abend in der Turnhalle.
Übrigens habe ich am Freitagabend, als wir beim Rentner waren, wieder mal was geraucht. Sonntag auch. Aber merkwürdigerweise spüre ich überhaupt nichts. Ich hatte mir das ganz anders vorgestellt.
Gestern abend bin ich auch noch mal in die Turnhalle gegangen, wollte gar nicht so lange bleiben, aber wir haben uns anschließend bei Thomas R. einen Video-Film angesehen. Um halb fünf war ich zu Hause. Heute wirds bestimmt nicht so spät.
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