Löwenmauls Worte zur Werbung

Posted on 31 Juli 2009 at 17:46 in Sehen, lesen, hören.

Autowerbung mit Gruselfaktor und Gedicht

Mir fällt immer wieder auf, dass im Fernsehen unglaublich viel Werbung für Autos gemacht wird. Ich frage mich da immer, wer all diese Gefährte kaufen soll. Um mich zu einem Autokauf zu animieren, müsste man sich schon etwas Besonderes einfallen lassen. Vor allem etwas Schönes und nicht solch grauenvolle Werbespots, bei denen mir Schauer über den Rücken laufen.
Zwei davon häufen sich in letzter Zeit:
Da ist einmal der Autoverkäufer, der sich vor lauter Begeisterung fast nur noch onomatopoetisch (beeindruckendes Wort, nicht?) äußern kann. “Uuuh aaah – hmmm – aaah – iiiiiia – wawawuwu …” Müsste ich mit diesem Mann mein Verkaufsgespräch in Comicsprache führen? Seufz. Ächz. Uääärgshhh!
Viel besser gelungen war der Werbespot des Herstellers für eines seiner anderen Modelle: “Brichst du auf gen Ithaka …” Das klang interessant und geheimnisvoll, als vom zornigen Poseidon, Zyklopen und solch wenig bekannten Wesen wie Lästrygonen gesprochen wurde. Die für die Werbung etwas abgewandelten Zeilen stammen aus dem Gedicht “Ithaka” von Konstantinos Kavafis und bei den Lästrygonen handelt es sich um ein Menschen fressendes Riesenvolk der griechischen Sage, dem Odysseus auf seiner Irrfahrt nur mit knapper Not entkam.
Dann gibt es noch den Klampfenspieler, der zusammen mit seinem Auto aus den Achtzigern gealtert ist, und sich nun mit einem letzten Ständchen von ihm verabschiedet. Mir fehlen da immer die Worte, also ich habe den Eindruck, er singt seine Sätze nicht zu Ende. “… ein letzter Blick …” Zurück, denke ich dann immer, du musst noch ein “zurück” dranhängen. Dann sitzt er endlich, aber unermüdlich weiter singend im neuen, hässlich silberfarbenen Gefährt. “… du bist mein, du bist mein …” Genauso ungeduldig wie der “dadada” summende Autoverkäufer auf die Abfahrt des Sängerknaben wartet, hoffe ich auf ein letztes Wort: Glück, jetzt sing endlich noch “Glück” als letztes, das reimt sich dann auch auf “zurück.” Aber ich warte vergeblich und es bleibt leider nur die fürchterliche Melodie im Kopf: “Gutbai, wirr waren gutte Frohoinde …”

Minderjährige Gebühreneintreiber

Der Auftritt einer uns allen bekannten Zentrale hat immer etwas leicht Bedrohliches. Man schaue sich nur einmal den Schriftzug eines ihrer Slogans in weißer Schreibmaschinenschrift auf schwarzem Grund an. Da überkommt einem leicht das Gefühl, er wurde bei der Verhaftung auf einer alten Polizeischreibmaschine getippt.
Beim Fernsehwerbespot stellte ich mir kürzlich die Frage, ob die Verantwortlichen die eigenen Kinder unter Androhung von Fernsehentzug zwingen, für sie zu werben. Ein scheinbar 12-jähriges rotblondes Gör mit kindlicher Quäkstimme belehrt uns mit vorwurfsvollem Blick, warum man unbedingt zahlen muss. Selbst als ordentlicher, seit ewigen Jahren Gebühren zahlender Mensch bekomme ich beinahe ein schlechtes Gewissen. Brötchenklau und Zechprellerei? Oh je, weiß dieses Schulkind überhaupt, wovon es spricht und woher in aller Welt hat es das Geld, um im Restaurant zu essen? Geht es vielleicht etwas glaubwürdiger und vor allem ohne Negativbeispiele?

Das Nicht-Überraschungs-Ei

Originell und witzig finde ich den neuen Werbespot des lebensmittelliebenden Einzelhandelsunternehmens. Da entdeckt ein kleines Mädchen im Supermarkt die Paletten mit losen Eiern, nimmt eines, schüttelt es vorsichtig, legt es wieder weg, nimmt ein zweites, dann ein drittes, schüttelt dieses etwas heftiger und fragt dann den weißbekittelten Mitarbeiter: “Was ist denn da drin?” Der kennt selbstverständlich genauestens alle Produkte, die dort verkauft werden und gibt bereitwillig Auskunft: “13 % Eiweiß, Kalzium, Eisen und die Vitamine A, D, B1 und B2!” Das ist natürlich nicht die Antwort, die das kleine Mädchen erwartet hat, kennt es doch offensichtlich nur Schokoladeneier mit einer Überraschung im Innern. Mit einer Mischung aus Verwirrung, Respekt und dem Gedanken: “Das klingt gefährlich, bloß schnell das Ding wieder los werden”, befördert die Kleine das rohe Ei wieder in sein Pappbehältnis zurück.
Ich sag mal, das ist eine absolut gelungene und witzige Werbung, die ich mir gerne immer wieder anschaue.

5 Kommentare

  1. caröly - Freitag, 31. Juli 2009 at 23:12

    zum glück gibt es werbung
    ich benötige diese minuten immer für viele zwecke

    geschirrwama aus-oder einräumen,
    mülltüten zur abfuhr paratbinden
    hoftüre zuschliessen
    stuhlkissen im garten einsammeln
    nachsehen ob die autos abgeschlossen sind

    und den mond ansehen,,,,:-)

    lg cc

  2. isa - Mittwoch, 5. August 2009 at 01:13

    Hallo,
    blöderweise geht mir dieses “du bist mein mhhh” nicht merh aus dem Kopf. Püh, ers wurde gerade durch das lesen deinen Beitrages wieder raktiviert ;+(
    Ich finde es schrecklich, wie sich dadurch jemand angesprochen fühlen könnte diesen Wagen zu kaufen, ich verstehe es nicht.
    Mal abgesehen vom Nervfaktor…
    Gruß
    Isa

  3. Sabine - Mittwoch, 5. August 2009 at 12:30

    Oh, das tut mir leid, dass ich es in Erinnerung gerufen habe. Aber mir geht’s genauso. 🙂

  4. isa - Donnerstag, 6. August 2009 at 04:43

    mhmhhhm… Du bist mein mhhhmhhh
    *ggrrr* ;+)
    Na halb so wild.

    Du hast echt recht mit deinen Anmerkungen

    Viele Grüße
    isa

  5. JuwelTop - Donnerstag, 6. August 2009 at 16:26

    Du hast genau die drei Autowerbungen genannt, die mich auch immer nerven. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie man dabei Lust bekommen soll, diese Autos zu kaufen. Nervfaktor hoch! Witzig fand ich immer die alte Toyota-Werbung mit den Affen. Die Kleine im Supermarkt ist auch klasse. Davon kam auch eine mit einem kleinen Jungen, der ein Huhn und ‘ne Kuh sah, die war genauso gut.
    Es gibt Werbung, da weiß ich bis zum Schluss nicht mal, um was es eigentlich dabei ging. Dieses Geld könnten sich die Firmen sparen. Oder mal Marktforschung betreiben, wie die Meinung der Zuschauer zu diesem Spot ist.

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