Löwenmauls Worte zur Werbung

Posted on 3 Mai 2007 at 14:56 in Sehen, lesen, hören.

Spracherziehung für Kleinkinder

Ob Geldinstitut, Fischfilet oder Brille: bestimmte Produkte sind so toll, dass schon kleinste Kinder ihren Namen vor sich hin plappern, bevor sie “Mama” oder “Papa” sagen können – das wollen uns jedenfalls die Werbemacher einreden. Im aktuellen Fall schaut das Kleinkind die bebrillte Mutter an und sagt nicht etwa “Mama”, sondern spricht deutlich den Namen des Brillenherstellers aus. Sieht man aber genauer hin, so fällt auf, dass das Kind nur zweimal den Mund auf und zu macht und keinesfalls in der Lage ist, dieses Wort auszusprechen. Natürlich bekommen solche Minidarsteller die Stimme eines anderen, doch ich frage mich, wer in der Lage ist, die Stimme eines Babys zu imitieren, ohne es nachgemacht klingen zu lassen. Oder gibt es etwa modernste Technik, die man sprechen lassen kann? Ich kann mir das alles nicht recht vorstellen und hätte da noch eine Alternative anzubieten: Das Unternehmen schließe rechtzeitig – also kurz nach der Geburt des Kindes – einen Werbevertrag mit demselben ab. Dann muss nur noch festgelegt werden, ob Mama, Papa oder das Kuscheltier den Namen des Produkts bekommen sollen. Ab sofort heißt es dann “Guten Abend, DiBa”, wenn der Papa nach Hause kommt, “Die Fielmann liest dir eine Gute-Nacht-Geschichte vor”, wenn Mama das Kind ins Bett bringt oder “Willst du mit deinem Schlefi spielen”, wenn man dem Kind das Plüschtier reicht. Das muss dann konsequent durchgezogen werden, bis das Kind für den Werbespotauftritt reif ist und es bleibt nur noch zu hoffen, dass das Produkt bis dahin noch existiert.

Paral heißt bald Raid

Wieder einmal ändert ein altbekanntes Produkt seinen Namen. Paral wird international und nennt sich dann Raid. Mir fiel in diesem Zusammenhang sofort der Wandel von Raider zu Twix ein und ich dachte mir: “Aha, das Raider lag einige Jahre eingestaubt in der Ecke und konnte günstig erworben werden – da hat wohl die Firma Paral zugeschlagen. Sparsam war sie darüber hinaus, denn sie hat das ‘er’ nicht mitgekauft.” In der Realität hat diese Wandlung allerdings den schlichten Hintergrund, dass das amerikanische Unternehmen die Insektenbekämpfungsprodukte in anderen Ländern bereits unter dem Namen Raid vertreibt.

Gallo-Figuren lassen die Galle hochsteigen

Rund um die Koch-Doku “Das perfekte Dinner” laufen Werbespots für Gallo-Weine. Ich habe keine Ahnung, wie diese Weine schmecken und nach Anblick dieser jämmerlichen Werbefiguren vergeht mir die Lust, jemals eine Flasche davon zu kaufen. Dreiteilig muss man diese Werbung ertragen, in der Fachsprache wird das Opener-, Reminder- und Closer-Trailer genannt. Zuerst steht dieser Typ am Herd und leert den gesamten Inhalt des Salzstreuers in das Essen. Nach mehrmaligem wirren Hin- und Herdrehen des Kopfes grinst er irre und meint: “Aaahhh – wird schon klappen!” Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen muss er schon einige Flaschen Wein gekippt haben, und so wird das mit dem Kochen bestimmt nicht klappen. In der Werbepause bekommen wir die Bestätigung: die Gäste am Tisch lehnen einen Nachschlag ab und verlangen lediglich nach weiterem Wein. Der muss wohl dringend nötig sein, um den Kummer über das versalzene Essen zu ertränken. Es bleibt auf jeden Fall der Eindruck, dieser Wein könne gerade mal gut genug sein, um über schlechtes Essen hinwegzutrösten. Auch die Frau im abschließenden Werbespot kann mit ihrer Ansage über die Qualität des Weins nichts mehr gutmachen. Ihr verlebtes, faltiges Gesicht lässt eher darauf schließen, dass sie eine ganze Nacht lang ungenießbares Essen in Gallo ertränkt hat als dass dies ein Wein ist, von dem man gerne einmal ein Gläschen genießt.

3 Kommentare

  1. SnapHappy - Sonntag, 13. Mai 2007 at 00:12

    Gallo Wein schmeckt. Mir zumindest. Und das schon seit ca. 10 Jahren. Damals gab es aber noch keine Werbung für den. Der Wein ist aber scheinbar in Deutschland immer beliebter geworden und nun gibt’s offenbar auch Werbung. Am liebsten mag ich den Rosé.
    Das mit den Stimmen ist toral einfach. Sowas macht man am Computer. Kann ein Erwachsener sprechen und man veschiebt einfach ein paar Regler hierhin, dorthin … und schon isses fertig 🙂
    Raid kannte ich vor Paral. Denn meine erste eigene Wohnung hatte ich in USA 🙂 Daheim bei Muttern habe ich mir niemals Gedanken um so ein Zeug gemacht. Da hatten wir solche Probleme nicht. In New York habe ich dann aber eine mir bis dahin unbekannte Krabbelart kennengelernt: die Kakerlake.

  2. Sabine - Sonntag, 13. Mai 2007 at 14:58

    Ich habe den Gallo-Wein noch nie gekauft, weil ich vor allem befürchte, dass er mir zu lieblich ist. Ich vertrage nämlich nur trockene Weine.

  3. ulli - Dienstag, 27. Mai 2008 at 18:23

    Zu Gallo hab ich eine Frage, ich trinke den gerade häufiger, weil er geschmacklich wirklich gut ist. Allerdings hab ich so meine Zweifel, ob die Amis da nicht chemisch nachhelfen?
    Gallo ist ein kalifornischer Wein, wie ich recherchiert habe. Er geht in den USA wie geschnitten Brot. Ich vermute, dass ich den Zinfandel mag lässt nicht gerade auf meine große Weinkennerschaft schließen. Also, wenn jemand mehr weiß, freu ich mich über Infos.

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