Wenn Griechen hinter Griechen kriechen

Posted on 14 Januar 2007 at 10:51 in Menschen.

Gestern Abend waren wir mit einem befreundeten Paar beim Griechen. Nein, nicht zum Kriechen, sondern zum Essen. Ein Tisch war zwar reserviert, aber es war dermaßen voll, dass wir trotzdem einen Moment warten mussten. Mir war schon reichlich warm, denn wir waren die vier Kilometer dorthin zu Fuß gegangen. Nach einer Weile bot man uns einen Tisch in der oberen Etage an. Wir akzeptieren, denn auf den bevorzugten Platz im Erdgeschoss hätten wir noch eine Weile warten müssen. Ich überlegte schon, dass es keine gute Idee gewesen war, an einem Samstagabend und auch noch in der Woche der Nostalgiepreise zum Griechen zu gehen. Am Nebentisch saß eine Gruppe von etwa acht Leuten. Bei denen ging es recht laut zu, besonders einer der Männer fiel akustisch extrem aus der Rolle. Er brüllte zum Beispiel: “Ich stornier mein Essen, ich will gar nichts mehr!” Es wurde schnell deutlich, dass diese Gäste nicht fröhlich und ausgelassen waren, sondern schlecht gelaunt und gereizt. Als es wieder einmal extrem laut wurde, ließ Jörg eine Bemerkung über die Lautstärke fallen, die dort auch vernommen wurde. Ein Frau im Streifen-T-Shirt versuchte sich zu entschuldigen mit: “Wir wissen ja, wie es ist.” Mir war das schon unangenehm gewesen, denn außer der Lautstärke taten diese Leute nichts, was zu einer Beschwerde oder gar zu einem Rauswurf Anlass gegeben hätte.
Dann wurde nebenan das Essen serviert. Der offensichtlich betrunkene Mann verweigerte das Essen, eine Frau rief dem Kellner zu: “Dann packen Sie es ein!” Der Betrunkene war auch damit nicht einverstanden: “Nein! Ich hab das storniert, ich nehm das nicht mit! Und ich bezahl auch nichts dafür! ” Daraufhin rief die Frau: “Aber ich nehm das mit und bezahl es!” Zum Glück aß man dort recht schnell auf, denn mittlerweile wurde der Betrunkene noch auffälliger. In einem Streitgespräch mit einem der anderen Männer stand er auf, und wie zu erwarten kippte sein Stuhl um. Natürlich guckten alle Leuten an den Nebentischen, und er brüllte lallend: “Mir iss nur der Stuhl umgekippt. Esst weiter!” Dann wurde der Kellner zum Bezahlen gerufen. Oh je, der würde seine Freude haben, denn natürlich wollten alle einzeln bezahlen. Außer dem Betrunkenen natürlich, der wollte gar nicht bezahlen, aber eine Frau am Tisch schien seine Rechnung begleichen zu wollen. Es dauerte bestimmt eine Viertelstunde, bis die Bezahlerei erledigt war. Und schwupps, standen sofort vier bis fünf Leute am Tisch auf, ich hörte noch die Worte: “Jetzt aber schnell raus hier.” Die Verbleibenden gingen kurz danach, die Streifenfrau entschuldigte sich noch einmal bei uns. Übrig blieb der Betrunkene, den sie nicht zum Mitgehen hatten überreden können. Aggressiv hatte er die mehrfache Aufforderung einer der Frauen abgewehrt: “Ich trink mein Bier aus!” Schließlich nahm ihm die Frau sein Bierglas weg, aber er griff trotzig zu einem halbvollen Bierglas, das einer der anderen Männer stehen gelassen hatte. Die Frau gab auf und verschwand. Immerhin war er jetzt ruhig und saß mit hängendem Kopf vor dem Bierglas. Ich fragte mich schon, ob er irgendwann einschlafen und vom Stuhl kippen würde. Doch so weit kam es nicht, es dauerte wohl eine Viertelstunde, dann stand er plötzlich auf und steuerte auf die Treppe zu. Mich hat es nur gewundert, dass wir kein Rumpeln hörten.
Als es später ruhig wurde und die meisten Leute schon gegangen waren, fragten wir den Kellner, was man denn mit solchen Leuten mache. Er meinte, da könne er nicht viel machen und Rauswerfen schon gar nicht, das müsse schon der Chef veranlassen. Er erzählte dann, die anderen Leute seien Geschwister und Freunde des Betrunkenen. Vier von ihnen hätten schon vor dem Servieren des Essens wieder gehen wollen, weil er so ausfallend geworden sei, aber da hätte das Essen schon fertig in der Küche gestanden. Außerdem seien 25 Euro von der Rechnung offen geblieben, das hätte er seinem Chef noch gar nicht erzählt.
Der Rest des Abends war dann allerdings sehr schön, nur fehlte mir ein Fenster für Frischluft und etwas Abkühlung. Leider konnte ich gar nicht viel von der Hauptspeise essen; das war schade und wunderte mich, an dem bisschen Tsatsiki mit einem Stück Brot vorweg konnte es bestimmt nicht gelegen haben.

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