Gedächtnis

Posted on 26 November 2005 at 15:51 in Dies & das.

Gestern Abend war die Juniormeisterin im Gedächtnistraining in der Talkshow auf N3. Sie erklärte an einem Beispiel, wie man sich anhand von Bildern Ziffern merken kann. Die “7” sind also die sieben Zwerge, die “5” wird durch eine Hand mit fünf ausgestreckten Fingern symbolisiert etc.
Ich dachte daran, dass ich solche Eselsbrücken zumindest früher gar nicht benötigte. Ich konnte mir zum Beispiel Telefonnummern merken – einfach so. Das machte sich vor allem in meiner Help-Desk-Zeit von 1984 bis 1990 bemerkbar. Damals mussten wir auch Störungen an die (damalige) Post melden. Natürlich gab es eine einheitliche Rufnummer, aber immer mit einer anderen Vorwahl. Jeder von uns hatte eine Liste mit den Telefonnummern vor sich liegen, aber ich hatte die meisten Vorwahlen im Kopf. Meine Kollegin meinte damals, wir sollten doch mit dieser Nummer zu “Wetten, dass …” gehen. Auch privat hatte ich so gut wie alle Telefonnummern im Kopf. Leider kommt mir bei diesem Gedächtnistraining die heutige Technik in die Quere. Kurzwahlen, Telefonbücher im Mobiltelefon, über die man nach Namen suchen kann … Selbstverständlich könnte ich zum Training des Hirns darauf verzichten, was aber, wenn mir im Ernstfall die dringend benötigte Nummer nicht einfällt?
Zum Gedächtnistraining fiel mir aber noch etwas anderes ein: In den neunziger Jahren besuchte ich einmal ein Rhetorikseminar. Die Kursleiterin machte zur Auflockerung nach der Mittagspause immer eine anscheinend spielerische Übung. An einem Tag lautete diese: Ich lese Ihnen jetzt langsam zwanzig (es können auch fünfzehn oder dreißig gewesen sein, das weiß ich nicht mehr) Begriffe vor, die Sie sich merken und danach aufschreiben. Ich geriet einen kurzen Moment in Panik, weil man sich so etwas gar nicht merken kann. Dann hatte ich spontan, ohne etwas Ähnliches jemals gemacht oder auch nur davon gehört zu haben, eine Idee: Ich bastele mir eine Geschichte aus diesen Wörtern. Es hat tatsächlich funktioniert. Durch meine Geschichte konnte ich alle genannten Begriffe so gut verbinden, dass ich sie anschließend aufschreiben konnte. Natürlich war ich das geniale Beispiel für die Kursleiterin, die meisten Teilnehmer, inklusive mir selbst, waren überrascht. Nun ja, da blieben noch die zwei Machos, die zumindest nach außen hin meinen Erfolg belächelten. Aber das ist eine andere Geschichte und handelt von Männern, die nur solche Wesen für Frauen halten, die in das Kindchenschema passen und ihr Hirn für eine perfekte Figur eingetauscht haben.

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