Natürlich künstlich

Posted on 8 November 2005 at 15:37 in Menschen.

Die Frage “Ist das natürlich oder künstlich?” können heute viele Frauen mit “Natürlich künstlich!” beantworten. Oft müsste man ihnen diese Frage gar nicht stellen, sieht man doch auf den ersten Blick, dass es sich nicht um ein natürlich gewachsenes Körperteil handelt. Ob Silikonbusen, verlängertes Haar oder künstliche Fingernägel – der Verschönerung sind beinahe keine Grenzen gesetzt. Die Frau möchte doch dem Mann gefallen. Und so verschönert sie das, was dem Männerauge am Herzen liegt. Aber auf welches Körperteil fällt der männliche Blick denn nun zuerst? Je nachdem, wen man fragt, bekommt man eine andere Antwort und fast jeder kann dies mit Untersuchungs- oder Umfrageergebnissen belegen. Nach landläufiger Meinung fallen die Blicke der meisten Männer zuerst auf den Busen einer Frau. Dies sei falsch, las ich vor einiger Zeit im Magazin einer Zeitschrift, tatsächlich fiele der erste Blick auf das Haarkleid. Auch das stimme nicht, so lautet eine dritte Meinung, es seien die Hände, die neunzig Prozent aller Männer anziehen. Welche dieser Behauptungen wahr ist und welches der widersprüchlichen Untersuchungs- und Umfrageergebnisse am ehesten der Realität entspricht, sei dahin gestellt. Tatsache ist, dass die letzte Behauptung bei immer mehr Frauen auf fruchtbaren Boden zu fallen scheint. Natürlich hat eine Frau gern schöne Hände, und wenn ihr diese Schönheit nicht in die Wiege gelegt worden sein sollte, kann sie auch gern ein wenig nachhelfen. Auffallend ist jedoch, dass der neue Trend zur übertriebenen Künstlichkeit hin geht, die man schon auf große Distanz als solche erkennt. Unverkennbar falsch sind diese unnatürlich dicken und zur “Spitze” hin breiten, eckigen und weißrandigen Fingerverlängerungen. Kein Wunder, wenn sie als sehr viel haltbarer angepriesen werden als die echte Variante. Ein Pappkarton ist ja auch stabiler als ein Blatt Papier. Ob es einem nun gefällt oder nicht, ist die eine Sache, ob man damit den Mann oder die Männer beeindrucken kann, eine andere.
Aber dass die künstlichen Verlängerungen durchaus Auswirkungen auf das alltägliche Leben haben, kann man zum Beispiel im Fernsehen lernen. Es ist fast unglaublich, aber ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass es anscheinend einen direkten Zusammenhang zwischen den Plastikverlängerungen und den Umgang mit Tieren gibt. In einer Tier-Nanny-Sendung traten unabhängig voneinander zwei Hundebesitzerinnen auf, die beide an den Händen zum Verwechseln ähnlich gestylt waren. Von Hundeerziehung hatten sie jedoch beide absolut keine Ahnung.
Schlimmer jedoch sind die Folgen für die Hände. Zum einen müssen sie auf unnatürliche Bewegungen umgeschult werden. Vorbildlich gezeigt hat uns dies eine sehr junge Frau in einer Casting-Show für Gesangstalente. Ihre Veranlagung, ständig in Tränen auszubrechen, passte ganz und gar nicht zu ihren gestalteten Fingern. So war sie nicht in der Lage, sich mit der normalen Handhaltung – also Handfläche zum Gesicht hin – die Augen auszuwischen, sondern musste die Hände um hundertachtzig Grad drehen. Reichlich ungelenk befreite sie sich auf diese Weise mit dem Handrücken vom Nass, anders jedoch hätte sie sich ohne Zweifel die Augen ausgekratzt. Glücklich sind in solchen Situationen jene Menschen, die ihre Finger nach hinten biegen können, aber das nur am Rande erwähnt. Für manche Arbeiten sind diese gestylten Hände vermutlich überhaupt nicht mehr tauglich und böse Zungen könnten da behaupten, bei so mancher Frau sei dies der eigentliche Grund ihrer Verschönerung.
Übrigens erzählte mir kürzlich ein Mann, er meide im Supermarkt Kassiererinnen mit langen, künstlichen Fingernägeln – weil die nämlich Löcher in die Jogurtdeckel pieken.

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