Hornallergie

Posted on 5 Mai 2003 at 14:02 in Persönlich.

Okay, heute werde ich mich endlich outen: Ich habe eine “Hornallergie”. Das ist zumindest der Oberbegriff, der mir zu meiner Abneigung einfällt.
Fangen wir einmal an bei Haaren. Doch, ich habe Haare, lange sogar, und ich mag Haare – solange sie angewachsen sind. Ausgefallene oder ausgekämmte Haare in Waschbecken oder auf Böden finde ich schon reichlich unangenehm. Wenn es noch die vermutlich eigenen sind, geht es gerade noch. Aber wenn ich mich einem fremden Bürostuhl nähere, an dessen Rückenlehne unzählige lange Haare haften – bäh, das habe ich schon in einigen Büros erlebt.
Dann folgen die Fingernägel. Natürlich braucht die jeder Mensch, sonst kann er seine Finger nicht richtig einsetzen. Sobald sie aber lang und länger sind, darf ich sie gar nicht näher anschauen (obwohl – eine gewisse Faszination üben sie schon trotz der Abscheu aus), aber ich darf mir gar nicht vorstellen, mehr als zwei Millimeter über der Fingerkuppe an meinen Händen zu haben. Die Steigerung sind dann natürlich die lackierten oder gar die künstlichen Fingernägel …
Und damit kommen wir zu den Füßen. Ja, auch ich habe Füße mit Fußzehen und Fußnägeln (muss ich mich eigentlich damit quälen und dies alles aufschreiben?), aber sie sollen so aussehen, dass ich mich damit wohl fühle. Ich trage niemals Schuhe, die vorne offen sind (iiih, da sehe ich meine Fußzehen!) und erst recht lackiere (!!!) ich diese Zehennägel nicht, damit sie nicht noch deutlicher hervorstechen. Das Grausamste in diesem Zusammenhang ist für mich das Geräusch des Schneidens von Finger- oder Fußnägeln und das Allergrausamste, wenn ich dabei noch zuschauen muss, außer bei mir selbst natürlich.
Und als letztes haben wir noch die wahrscheinlich ausgefallenste Variante meiner psychischen Allergie: Knöpfe. Ich hasse Knöpfe, und es gibt nur einige wenige Ausnahmen. Jeansknöpfe aus Metall bereiten mir absolut keine Schwierigkeiten. Manche sehr anders gestaltete “Knöpfe” (wie zum Beispiel Knebelknöpfe) oder einige Knopfarten aus Kunststoff gehen gerade noch so durch, vor allem, wenn ich sie nach dem Anziehen nicht mehr sehe (Pulli über Hose oder verdeckte Knopfleiste). Der Horror für mich sind diese perlmuttartigen Dinger. Das ging schon so weit, dass ich beinahe einen Brechreiz kriegte beim Anfassen. Also habe ich an einem Leinenblazer alle diese Knöpfe entfernt, damit ich ihn überhaupt anziehen konnte. Natürlich hatte ich ihn nur gekauft, weil er eine verdeckte Knopfleiste hat und es deswegen nicht auffällt – und zuknöpfen muss ich ihn nun wirklich nicht.
Das absolute Muss bei mir ist Bettwäsche ohne Knöpfe. Wenn ich mir nur vorstelle, meinen Kopf auf ein Kissen zu legen, an dessen Ende sich eine Reihe … nee, lieber nicht weiterdenken. Zum Glück gibt es Ikea und die Ikea-Bettwäsche hat in der Regel Öffnungen ohne irgendeinen hässlichen Verschluss.
Aber ob man es glaubt oder nicht, ich bin nicht allein. Jedenfalls wenn man dem Buch einer Autorin (sie ist wie die Bild-Zeitung: jeder kennt sie, keiner liest sie, aber sie verkauft viele Bücher) Glauben schenkt, gibt es noch andere Menschen mit Knopfallergie. Jedenfalls verlangte die Protagonistin in diesem Roman von einem Freund, bei dem sie übernachtete, dass er die Knöpfe von der Bettwäsche entfernt, bevor sie darin zu nächtigen gedachte. Ach ja, damals fühlte ich mich das erste Mal mit meiner Aversion verstanden!

1 Kommentar

  1. Henryk - Dienstag, 3. Oktober 2006 at 04:21

    danke für diesen beitrag…und ich dachte ich bin allein damit.
    meine ganze wohnung ist knopffrei,meine freundin akzeptiert es.
    lustig wenn sie auf dem kindersachenflohmarkt zum verkäufer sagt”geht nicht hat knöpfe”…bettwäsche?nur mit reißverschluß.

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